Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band.Charakter dieser Frau keine Spur. -- Ein weiteres Verdienst des Dichters, Gin Blick auf die Neuesten Zustands in der Türkei. Von einem Serben. Die schönen Zeiten, wo noch der Turban oder das Feß den Türken machte, Nur Sultan Mahmud mochte sich in solchen Träumen nicht wiegen. Die Grenzboten. II. ' 13
Charakter dieser Frau keine Spur. — Ein weiteres Verdienst des Dichters, Gin Blick auf die Neuesten Zustands in der Türkei. Von einem Serben. Die schönen Zeiten, wo noch der Turban oder das Feß den Türken machte, Nur Sultan Mahmud mochte sich in solchen Träumen nicht wiegen. Die Grenzboten. II. ' 13
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Charakter dieser Frau keine Spur. — Ein weiteres Verdienst des Dichters,
welches man nicht zu niedrig anschlagen muß, ist, daß er es versteht,^ die Neu¬
gierde rege zu erhalten. Es würde ihm das in noch höherem Maße gelingen,
wenn er nicht in seiner Erzählung zuweilen zu hastig und zu unruhig würde
und uns über manche Punkte, über die wir Aufklärung wünschten, im Dunkeln
ließe, und wenn er ferner in die Reihe seiner mißgeschaffenen Wesen wenigstens,
einige einführte, auf denen unser Ange mit Freude und Wohlwollen verweilen
könnte. Das ist bis jetzt viel zu wenig der Fall. Die guten Charaktere sind viel
zu leicht skizzirt, die schlechten in Verhältniß mit viel zu großer Breite ausge¬
führt. — Mit dem Endurtheil müssen wir natürlich noch zurückhalten, da die
Acten nicht geschlossen sind; wir wünschen aber, daß bei der Fortsetzung der
Dichter die litera rischeu Gespräche etwas einschränken mochte, die doch in dieser
Form zu keinem bedeutenden Ergebniß führen.
Gin Blick auf die Neuesten Zustands in der Türkei.
Von einem Serben.
Die schönen Zeiten, wo noch der Turban oder das Feß den Türken machte,
sind für immer vorbei, seitdem die serbische und griechische Revolution gezeigt, daß
jene Kopfbedeckung vor dem Eindringen revolutionairer Gedanken nicht schütze.
Gleichzeitig fing man an, die Racenverschiedenheit der Bewohner der Türkei an¬
zuerkennen, wobei es sich fand, daß die Türken, d. h. Mohammedaner osmani-
scher Abkunft, nur den allerkleinsten, Griechen und Slaven aber den allergrößten
Theil, der Unterthanen der hohen Pforte bilden. Diese Entdeckung verursachte
den stambuler Machthabern keine großen Sorgen; sie redeten sich mit fatalistischer
Zuversicht ein, daß das Türkenthum durch seine religiöse Einheit und kriegerische
Disciplin allen jenen > Elementen überlegen sei, und am Ende den Sieg über
dieselben doch behaupten werde. ,
Nur Sultan Mahmud mochte sich in solchen Träumen nicht wiegen. Die
Vernichtung der Mameluken hatte den schlagendsten Beweis geliefert, daß im
Türkenthum selbst von keiner Einheit mehr die Rede sei, und daß weltliche Lei¬
denschaften das religiöse Band, wenn auch noch-nicht gänzlich zerrissen, so doch
bedeutend gelockert haben. Ein halb zerstörter Glaube war keine Basis mehr für
einen Staat, und eine andere war nicht leicht zu finden; der religiöse Jndifferen-
tismus des Sultans versuchte das Türkenreich aus ein neues, politisches Princip
Grenzboten. II. ' 13
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