Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.Cine Nacht auf einer Polizeistation. Wanderungen d u r es Lond o n von Max Schlcsinge r. Erster Band. Berlin, Die Personen, welche in diesem Buche mit vieler Bescheidenheit auf¬ Grenzboten. l. i3V2. 6
Cine Nacht auf einer Polizeistation. Wanderungen d u r es Lond o n von Max Schlcsinge r. Erster Band. Berlin, Die Personen, welche in diesem Buche mit vieler Bescheidenheit auf¬ Grenzboten. l. i3V2. 6
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0051" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/93416"/> </div> <div n="1"> <head> Cine Nacht auf einer Polizeistation.</head><lb/> <p xml:id="ID_126"> Wanderungen d u r es Lond o n von Max Schlcsinge r. Erster Band. Berlin,<lb/> Franz Duncker.</p><lb/> <p xml:id="ID_127" next="#ID_128"> Die Personen, welche in diesem Buche mit vieler Bescheidenheit auf¬<lb/> treten, und von dem Verfasser benutzt werden, um an ihnen Eigenthümlichkeiten<lb/> des Londoner Lebens und des Verhältnisses zwischen Engländern und Fremden<lb/> darzustellen, sind den Lesern dieses Blattes zum Theil wohlbekannt, denn sie ge¬<lb/> hören zu den ältesten und treuesten Freunden desselben. Wir erklären deshalb<lb/> von vorn herein, daß wir Partei für das Werk find, und lebhast wünschen,<lb/> unsre Leser mögen ihm einen ähnlichen Antheil gönnen, als wir daran nehmen.<lb/> Schlesinger'S großes Talent, mit Lebhaftigkeit und Laune zu erzählen,. ist von<lb/> seinem Buch ans Ungarn noch in gutem Andenken. Bei jenem Werk war der Uebel¬<lb/> stand, daß er die Bilder einer kriegerischen Zeit oft nach unsicheren Nachrichten<lb/> und spärlichen Notizen zusammensetzen mußte; denn als er sein Buch noch wäh¬<lb/> rend des Kampfes von 1849 schrieb, war jene Fluth von Memoiren und Be¬<lb/> schreibungen des ungarischen Feldzuges uicht vorhanden, welche seitdem den<lb/> deutschen Büchermarkt angefüllt hat. In seinem neuen Buche ist der Verfasser<lb/> ans sicherem Boden. Ein Bürger Londons, Mitglied einer englischen Familie,<lb/> hat er den Vortheil, England zugleich mit dem Auge eines Engländers und<lb/> eines Fremden betrachten zu können. Und das empfindet sich bald bei der Lecture<lb/> heraus. Die Schilderung des englischen Hauses, englischer Sitten und Einrich¬<lb/> tungen ist mit der sorgfältigen Liebe und Laune gezeichnet, welche der Engländer<lb/> für sein heimisches Leben in so hohem Grade besitzt. — Wir sind zuweilen in der<lb/> Lage, englische Verhältnisse zu beneiden; am meisten haben wir Ursache, das innige<lb/> Behagen an der häuslichen Existenz zu bewundern, welche den Engländern aller<lb/> Klassen eigen ist. Es ist allerdings diese gemüthliche Behandlung anch etwas<lb/> Modesache, denu die Laune des Punch und die Poesie vou Dickens hat Vielen<lb/> erst zu Bewußtsein gebracht, wie poetisch sich die nächste Umgebung ihres Lebens<lb/> auffassen läßt. Aber daß England im Stande war, dem Talent von Boz eine<lb/> solche Richtung zu geben, und daß der Einfluß, welchen er durch seine Romane</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten. l. i3V2. 6</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0051]
Cine Nacht auf einer Polizeistation.
Wanderungen d u r es Lond o n von Max Schlcsinge r. Erster Band. Berlin,
Franz Duncker.
Die Personen, welche in diesem Buche mit vieler Bescheidenheit auf¬
treten, und von dem Verfasser benutzt werden, um an ihnen Eigenthümlichkeiten
des Londoner Lebens und des Verhältnisses zwischen Engländern und Fremden
darzustellen, sind den Lesern dieses Blattes zum Theil wohlbekannt, denn sie ge¬
hören zu den ältesten und treuesten Freunden desselben. Wir erklären deshalb
von vorn herein, daß wir Partei für das Werk find, und lebhast wünschen,
unsre Leser mögen ihm einen ähnlichen Antheil gönnen, als wir daran nehmen.
Schlesinger'S großes Talent, mit Lebhaftigkeit und Laune zu erzählen,. ist von
seinem Buch ans Ungarn noch in gutem Andenken. Bei jenem Werk war der Uebel¬
stand, daß er die Bilder einer kriegerischen Zeit oft nach unsicheren Nachrichten
und spärlichen Notizen zusammensetzen mußte; denn als er sein Buch noch wäh¬
rend des Kampfes von 1849 schrieb, war jene Fluth von Memoiren und Be¬
schreibungen des ungarischen Feldzuges uicht vorhanden, welche seitdem den
deutschen Büchermarkt angefüllt hat. In seinem neuen Buche ist der Verfasser
ans sicherem Boden. Ein Bürger Londons, Mitglied einer englischen Familie,
hat er den Vortheil, England zugleich mit dem Auge eines Engländers und
eines Fremden betrachten zu können. Und das empfindet sich bald bei der Lecture
heraus. Die Schilderung des englischen Hauses, englischer Sitten und Einrich¬
tungen ist mit der sorgfältigen Liebe und Laune gezeichnet, welche der Engländer
für sein heimisches Leben in so hohem Grade besitzt. — Wir sind zuweilen in der
Lage, englische Verhältnisse zu beneiden; am meisten haben wir Ursache, das innige
Behagen an der häuslichen Existenz zu bewundern, welche den Engländern aller
Klassen eigen ist. Es ist allerdings diese gemüthliche Behandlung anch etwas
Modesache, denu die Laune des Punch und die Poesie vou Dickens hat Vielen
erst zu Bewußtsein gebracht, wie poetisch sich die nächste Umgebung ihres Lebens
auffassen läßt. Aber daß England im Stande war, dem Talent von Boz eine
solche Richtung zu geben, und daß der Einfluß, welchen er durch seine Romane
Grenzboten. l. i3V2. 6
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |