Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.Farbe, ist ein Marincstück von Frcincia, "Sonnenuntergang"; ferner eine Stadtansicht von Fortsetzungen angefangener Werke. Clemens Brentano's gesammelte Schriften. 7. Band. -- Dieser Band Farbe, ist ein Marincstück von Frcincia, „Sonnenuntergang"; ferner eine Stadtansicht von Fortsetzungen angefangener Werke. Clemens Brentano's gesammelte Schriften. 7. Band. — Dieser Band <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0207" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/93572"/> <p xml:id="ID_573" prev="#ID_572"> Farbe, ist ein Marincstück von Frcincia, „Sonnenuntergang"; ferner eine Stadtansicht von<lb/> van Scherbet: ein Markt, aus dem mehrere Tische von farbigen Laternen und vom<lb/> Monde beleuchtet werden. — Außerdem ist zu erwähnen eine Hofvcrsammlung unter<lb/> Ludwig XIV. von Schäfels, in der sich die arabeskenartig gruppirten Figuren in ih¬<lb/> rem zierlichen Costum sehr gut aufnehmen; serner ein Fcstaufzug in Mecheln zur Auf¬<lb/> richtung der Statue der Herzogin von Burgund, von Vervloet, und die Grotte<lb/> bei Salerno, von de Vigne; ein Soldat, sinnend vor einem Schlachtplaiiz von<lb/> Eckhout; ein lustig trinkender Soldat, von Cautaerts, und Vieh stücke von Ostcr-<lb/> houdt und De Cock. — Auf die deutschen Gemälde kommen wir ein andermal.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Fortsetzungen angefangener Werke.</head><lb/> <p xml:id="ID_574" next="#ID_575"> Clemens Brentano's gesammelte Schriften. 7. Band. — Dieser Band<lb/> enthalt die Komödien. Die meisten sind höchst unbedeutende Gelegenheitsgedichte, so<lb/> das Singspiel: Die l nötig en M u sik ant en (1803), durch welches sich Brentano als<lb/> Opcrntcxtdichter empfehlen wollte. An das bekannte hübsche Lied, welches den gleichen<lb/> Titel führt, knüpfen sich eine Reihe von Scenen, die den Anspruch machen, komisch zu<lb/> sein, eine Reihe verloren gegangener Prinzen und Prinzessinnen, die sich endlich<lb/> wiederfinden und einander heirathen u. s. w. Das Ganze ist sehr ledern. — Zwei<lb/> andere dramatische Gedichte: Victoria und ihre Geschwister mit fliegenden'<lb/> Fahnen und brennender Lunte (1813), und: Am Rhein! am Rhein!<lb/> knüpfen sich an die politischen Zeitereignisse an. Das erste ist ein Abklatsch aus Wallen-<lb/> stein's Lager mit Einstreuung von Volksliedern, Calderon'sehen Trochäen, Shakspea-<lb/> re'schen Wortspielen und höchst nüchternen Allegorien. Das bedeutendste Stück der<lb/> Sammlung ist das Lustspiel Ponce de Leon, geschrieben im Sommer 1801, zum<lb/> ersten Mal veröffentlicht 1803, und seiner Zeit als ein hochpoetisches Werk gefeiert.<lb/> Man wird zwar schon etaws betroffen durch die Vorrede, in welcher der Dichter sich<lb/> über die Unfähigkeit unsrer Zeit ausspricht, sich am Komischen der Kunst zu erfreuen,<lb/> da sie selber vollständig komisch, d. h. albern geworden sei, und diese üble Voraussetzung<lb/> wird durch die theoretischen Winke über das Wesen des Lustspiels keineswegs aufgehoben.<lb/> Die Ingredienzen, die Brentano anwendet, sind so widersprechender Natur, daß sie<lb/> einander aufheben. Aus dem italienischen Ballet entlehnt der Dichter die Masken, aus<lb/> Calderon fügt er die Edelleute und Graziosos hinzu, aus Shakspeare's schlechtesten<lb/> Stücken die Clowns mit ihren Späßen, aus Tieck die himmelanstrebende, dem gemeinen<lb/> Sterblichen unverständliche Poesie. Alle diese Elemente, von denen jedes in seiner Art<lb/> eine gute Wirkung machen kann, werden ganz gegen ihre Natur angewendet. Die grotes¬<lb/> ken Einfälle des Ballets werden beibehalten und noch verstärkt (so duelliren sich ein¬<lb/> mal zwei Helden, von denew wenigstens einer in einer sehr ernsten, desperaten Stim¬<lb/> mung ist, und um ihn noch mehr zu reizen, bläst der andere während des Fechtens<lb/> auf einer Flöte die schauderhaftesten Dissonanzen), aber die Freude aM Spaß, die im<lb/> Ballet doch wesentlich sinnlicher Natur ist, wird dadurch ausgehoben, daß der Dichter diese<lb/> Narrensprünge durch psychologisches Raffinement zu motiviren sucht. — Aus Calderon<lb/> werden die schablonenhaft angelegten Figuren und die gehäuften Intriguen und Zufälle<lb/> entlehnt, aber die ersten verlieren durch gelegentliche Einmischung deutsch-phan¬<lb/> tastischer Sentimentalität > ihren Charakter, und der Sinn der Intriguen wird da¬<lb/> durch aufgehoben, daß sie keinen Zweck haben. Bei'Calderon ist es immer ein sehr</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0207]
Farbe, ist ein Marincstück von Frcincia, „Sonnenuntergang"; ferner eine Stadtansicht von
van Scherbet: ein Markt, aus dem mehrere Tische von farbigen Laternen und vom
Monde beleuchtet werden. — Außerdem ist zu erwähnen eine Hofvcrsammlung unter
Ludwig XIV. von Schäfels, in der sich die arabeskenartig gruppirten Figuren in ih¬
rem zierlichen Costum sehr gut aufnehmen; serner ein Fcstaufzug in Mecheln zur Auf¬
richtung der Statue der Herzogin von Burgund, von Vervloet, und die Grotte
bei Salerno, von de Vigne; ein Soldat, sinnend vor einem Schlachtplaiiz von
Eckhout; ein lustig trinkender Soldat, von Cautaerts, und Vieh stücke von Ostcr-
houdt und De Cock. — Auf die deutschen Gemälde kommen wir ein andermal.
Fortsetzungen angefangener Werke.
Clemens Brentano's gesammelte Schriften. 7. Band. — Dieser Band
enthalt die Komödien. Die meisten sind höchst unbedeutende Gelegenheitsgedichte, so
das Singspiel: Die l nötig en M u sik ant en (1803), durch welches sich Brentano als
Opcrntcxtdichter empfehlen wollte. An das bekannte hübsche Lied, welches den gleichen
Titel führt, knüpfen sich eine Reihe von Scenen, die den Anspruch machen, komisch zu
sein, eine Reihe verloren gegangener Prinzen und Prinzessinnen, die sich endlich
wiederfinden und einander heirathen u. s. w. Das Ganze ist sehr ledern. — Zwei
andere dramatische Gedichte: Victoria und ihre Geschwister mit fliegenden'
Fahnen und brennender Lunte (1813), und: Am Rhein! am Rhein!
knüpfen sich an die politischen Zeitereignisse an. Das erste ist ein Abklatsch aus Wallen-
stein's Lager mit Einstreuung von Volksliedern, Calderon'sehen Trochäen, Shakspea-
re'schen Wortspielen und höchst nüchternen Allegorien. Das bedeutendste Stück der
Sammlung ist das Lustspiel Ponce de Leon, geschrieben im Sommer 1801, zum
ersten Mal veröffentlicht 1803, und seiner Zeit als ein hochpoetisches Werk gefeiert.
Man wird zwar schon etaws betroffen durch die Vorrede, in welcher der Dichter sich
über die Unfähigkeit unsrer Zeit ausspricht, sich am Komischen der Kunst zu erfreuen,
da sie selber vollständig komisch, d. h. albern geworden sei, und diese üble Voraussetzung
wird durch die theoretischen Winke über das Wesen des Lustspiels keineswegs aufgehoben.
Die Ingredienzen, die Brentano anwendet, sind so widersprechender Natur, daß sie
einander aufheben. Aus dem italienischen Ballet entlehnt der Dichter die Masken, aus
Calderon fügt er die Edelleute und Graziosos hinzu, aus Shakspeare's schlechtesten
Stücken die Clowns mit ihren Späßen, aus Tieck die himmelanstrebende, dem gemeinen
Sterblichen unverständliche Poesie. Alle diese Elemente, von denen jedes in seiner Art
eine gute Wirkung machen kann, werden ganz gegen ihre Natur angewendet. Die grotes¬
ken Einfälle des Ballets werden beibehalten und noch verstärkt (so duelliren sich ein¬
mal zwei Helden, von denew wenigstens einer in einer sehr ernsten, desperaten Stim¬
mung ist, und um ihn noch mehr zu reizen, bläst der andere während des Fechtens
auf einer Flöte die schauderhaftesten Dissonanzen), aber die Freude aM Spaß, die im
Ballet doch wesentlich sinnlicher Natur ist, wird dadurch ausgehoben, daß der Dichter diese
Narrensprünge durch psychologisches Raffinement zu motiviren sucht. — Aus Calderon
werden die schablonenhaft angelegten Figuren und die gehäuften Intriguen und Zufälle
entlehnt, aber die ersten verlieren durch gelegentliche Einmischung deutsch-phan¬
tastischer Sentimentalität > ihren Charakter, und der Sinn der Intriguen wird da¬
durch aufgehoben, daß sie keinen Zweck haben. Bei'Calderon ist es immer ein sehr
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |