Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band.Die deutsche Presse. Die Ereignisse der letzten Monate werden nicht verfehlen, auch auf die Diese Rücksichten haben jetzt aufgehört. Während wir sonst jede Niederlage Hat sich aber unsere Stellung zu der Regierung, von welcher für den Augenblick Allerdings geben wir uusern Gegnern zu, daß unter zwei Formen auch eine Die deutsche Presse. Die Ereignisse der letzten Monate werden nicht verfehlen, auch auf die Diese Rücksichten haben jetzt aufgehört. Während wir sonst jede Niederlage Hat sich aber unsere Stellung zu der Regierung, von welcher für den Augenblick Allerdings geben wir uusern Gegnern zu, daß unter zwei Formen auch eine <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0081" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/91818"/> </div> <div n="1"> <head> Die deutsche Presse.</head><lb/> <p xml:id="ID_189"> Die Ereignisse der letzten Monate werden nicht verfehlen, auch auf die<lb/> politische Presse ihre üble Wirkung auszuüben; in das System der Unterdrückung,<lb/> welches bisher ohne Plan, nach der Maßgabe einzelner localen Bedürfnisse<lb/> angewendet wurde, wird Plau und Methode kommen. In einer Beziehung<lb/> dagegen wird die Presse gewinnen: währeud sie bisher in ihrer Opposition nach<lb/> verschiedenen, zum Theil entgegengesetzten Seiten auseinandergerissen wurde,<lb/> gibt ihr jetzt die concentrirte Reaction einen gemeinschaftlichen Angriffspunkt und<lb/> damit einen sichern Halt. Am meisten wird dieser Umstand unserer Partei zu<lb/> Gute kommen; denn bisher mußten wir, sehr wider uusern Willen, mit dem<lb/> System, welches bis zum A. December in Preußen herrschte, wenigstens bis zu<lb/> einem gewissen Grade Hand in Hand gehen, denn es war die einzige Macht,<lb/> von der unsere Ansichten Förderung erwarten dursten. Diese Rücksicht hat uns<lb/> in uuserer eigenen Stellung sehr geschadet; wir waren abhängig von den<lb/> Bewegungen einer Politik, die selbst ohne Halt und Willen war, und das<lb/> Gewicht der Macht, welches wir in die Wagschale zu legen hatten, war zu<lb/> gering, als daß es diesen Halt ersetzen konnte.</p><lb/> <p xml:id="ID_190"> Diese Rücksichten haben jetzt aufgehört. Während wir sonst jede Niederlage<lb/> der preußischen Politik als die unsrige empfinden mußten, ist seit dem<lb/> 2. December, »vo die preußische Regierung mit fliegenden Fahnen in das Lager<lb/> ihrer bisherigen Feinde überging, alles Ueble, das dem Ministerium! Manteuffel<lb/> begegnet, ein Gewinn für uns. Wir haben die östreichische Circnlardepesche<lb/> mit großer Befriedigung aufgenommen, und werden über ähnliche Begebenheiten,<lb/> die voraussichtlich in hinreichender Fülle eintreten werden, nicht in Kummer<lb/> gerathen.</p><lb/> <p xml:id="ID_191"> Hat sich aber unsere Stellung zu der Regierung, von welcher für den Augenblick<lb/> allein eine erfolgreiche Durchführung unserer Ideen zu erwarten war, wesentlich<lb/> geändert, so werden unsere Ideen selbst von dieser Veränderung nicht berührt.<lb/> Nach wie vor ist unser politisches Stichwort: Konstitutionelle Centrali¬<lb/> sation Oestreichs in sich selbst, constitutionelle Centralisation<lb/> Deutschlands durch Preußen, Auflö'frug des Verhältnisses beider<lb/> Staatsgebiete in einen freien Vertrag. — Während unser Kampf<lb/> bisher den Gegnern der Union galt, wird er jetzt vorzüglich gegen das in<lb/> Preußen zur Herrschaft gelangte System gerichtet sein, weil dieses im Augenblick<lb/> der gefährlichste Widersacher der einzigen freien Entwickelung ist, die wir in<lb/> Deutschland für möglich halten.</p><lb/> <p xml:id="ID_192" next="#ID_193"> Allerdings geben wir uusern Gegnern zu, daß unter zwei Formen auch eine<lb/> Einheit Deutschlands möglich ist: entweder mit völliger Beseitigung aller Volks-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0081]
Die deutsche Presse.
Die Ereignisse der letzten Monate werden nicht verfehlen, auch auf die
politische Presse ihre üble Wirkung auszuüben; in das System der Unterdrückung,
welches bisher ohne Plan, nach der Maßgabe einzelner localen Bedürfnisse
angewendet wurde, wird Plau und Methode kommen. In einer Beziehung
dagegen wird die Presse gewinnen: währeud sie bisher in ihrer Opposition nach
verschiedenen, zum Theil entgegengesetzten Seiten auseinandergerissen wurde,
gibt ihr jetzt die concentrirte Reaction einen gemeinschaftlichen Angriffspunkt und
damit einen sichern Halt. Am meisten wird dieser Umstand unserer Partei zu
Gute kommen; denn bisher mußten wir, sehr wider uusern Willen, mit dem
System, welches bis zum A. December in Preußen herrschte, wenigstens bis zu
einem gewissen Grade Hand in Hand gehen, denn es war die einzige Macht,
von der unsere Ansichten Förderung erwarten dursten. Diese Rücksicht hat uns
in uuserer eigenen Stellung sehr geschadet; wir waren abhängig von den
Bewegungen einer Politik, die selbst ohne Halt und Willen war, und das
Gewicht der Macht, welches wir in die Wagschale zu legen hatten, war zu
gering, als daß es diesen Halt ersetzen konnte.
Diese Rücksichten haben jetzt aufgehört. Während wir sonst jede Niederlage
der preußischen Politik als die unsrige empfinden mußten, ist seit dem
2. December, »vo die preußische Regierung mit fliegenden Fahnen in das Lager
ihrer bisherigen Feinde überging, alles Ueble, das dem Ministerium! Manteuffel
begegnet, ein Gewinn für uns. Wir haben die östreichische Circnlardepesche
mit großer Befriedigung aufgenommen, und werden über ähnliche Begebenheiten,
die voraussichtlich in hinreichender Fülle eintreten werden, nicht in Kummer
gerathen.
Hat sich aber unsere Stellung zu der Regierung, von welcher für den Augenblick
allein eine erfolgreiche Durchführung unserer Ideen zu erwarten war, wesentlich
geändert, so werden unsere Ideen selbst von dieser Veränderung nicht berührt.
Nach wie vor ist unser politisches Stichwort: Konstitutionelle Centrali¬
sation Oestreichs in sich selbst, constitutionelle Centralisation
Deutschlands durch Preußen, Auflö'frug des Verhältnisses beider
Staatsgebiete in einen freien Vertrag. — Während unser Kampf
bisher den Gegnern der Union galt, wird er jetzt vorzüglich gegen das in
Preußen zur Herrschaft gelangte System gerichtet sein, weil dieses im Augenblick
der gefährlichste Widersacher der einzigen freien Entwickelung ist, die wir in
Deutschland für möglich halten.
Allerdings geben wir uusern Gegnern zu, daß unter zwei Formen auch eine
Einheit Deutschlands möglich ist: entweder mit völliger Beseitigung aller Volks-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |