Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band.man in eine Pfütze wirst, etwas Gestank verbreitet sich um die Pfütze, weiter nichts. Daß Auch der arme Bürgermeister der guten Stadt Prag wurde von dem todten Neuigkeiten der englischen Literatur. -- Thackeray hat seinen Pendennis man in eine Pfütze wirst, etwas Gestank verbreitet sich um die Pfütze, weiter nichts. Daß Auch der arme Bürgermeister der guten Stadt Prag wurde von dem todten Neuigkeiten der englischen Literatur. — Thackeray hat seinen Pendennis <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0291" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/92029"/> <p xml:id="ID_912" prev="#ID_911"> man in eine Pfütze wirst, etwas Gestank verbreitet sich um die Pfütze, weiter nichts. Daß<lb/> aber selbst die Präger Zeitung die Solidarität für jenen Artikel ablehnt, indem sie ihn<lb/> als eingesendet bezeichnet, ist immerhin charakteristisch genug.</p><lb/> <p xml:id="ID_913"> Auch der arme Bürgermeister der guten Stadt Prag wurde von dem todten<lb/> Santana, der ihn im Leben nie belästigt, in arge Verlegenheit gebracht. Der Todten-<lb/> rapport meldete Smetana's Ableben, er meldete die Krankheit, nicht aber auch die Reli¬<lb/> gion, an welcher er gelitten, und dennoch war auf diesen Rapport hin im städtischen<lb/> Kirchcnamtc ein vierspänniger Leichenwagen bestellt worden. Der Funeralbeamte meinte,<lb/> für einen Todten ohne Religion passe die vierspännige Auszeichnung nicht, und wenn<lb/> ein Leichenwagen überhaupt gewährt würde, so müsse sich der Todte mit einem blos<lb/> zweisvännigcn begnügen. Der intrikate Fall kam vor den Konsul der Stadt, nach<lb/> langer, banger Erwägung siegte die Rücksicht für die finanzielle Seite der Sache, ein<lb/> vierspänniger Leichenwagen zahlt eine weit höhere Taxe, und es wurde der Taxe wegen<lb/> der vierspännige großherzig gewährt. — Uebrigens hat sich die Universität, die alas<lb/> MÄwr der freien Forschung und Wissenschaft, bei der ganzen Sache sehr blamirt; nur<lb/> mühsam, auf Betreiben des prämonstratenser Abtes Zeidler, welchem die Grenzboten<lb/> in früheren Jahren manches Unrecht angethan haben, gelang der Beschluß, dem Pedell<lb/> der philosophischen Facultät zu gestatten, daß er dem Leichenwagen im Costüme folge<lb/> und das Pedum nachtrage, die Mitwirkung des Obcrpcdclls jedoch ward versagt. Nur<lb/> zwei Professoren hatten den Muth, sich im Gefolge zu zeigen! Ehre ihnen!</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Neuigkeiten der englischen Literatur.</head> <p xml:id="ID_914" next="#ID_915"> — Thackeray hat seinen Pendennis<lb/> beendigt. Alles in Allem genommen, ist es nichts als eine Fortsetzung zu Vauity-Fair.<lb/> Dieselbe feine, saubere, spitzige Zeichnung, und dieselbe grämliche Weisheits-Miene, die<lb/> überall mit zum Himmel gerichteten Blicken den Kopf schüttelt, und seufzt: O Eitelkeit,<lb/> dein Name ist Mensch! Oder anders ausgedrückt: Alles auf der Welt ist »umbuF, d.h.<lb/> Windbeutelei. — Es ist em ziemlich wohlfeiles, aber nicht sehr dankbares Geschäft, durch<lb/> genaue Analyse das Große und Gute im Leben klein zu machen. Den stolzesten und<lb/> edelsten Herzschlag kann ich auf pathologische Gründe zurückführen, ich kann nachweisen,<lb/> daß eine starke Quantität Tokayer dieselben Wirkungen hervorruft. Damit ist aber<lb/> nichts bewiesen. Der Wasserfall bei Schaffhausen ist doch eine erhabene Erscheinung,<lb/> obgleich seine Bestandtheile nichts Anderes enthalten, als das schlechte Wasser, womit<lb/> wir uns die Hände säubern.— In einem kleinen Weihnachtsgeschenk: Ine KioKledur^s<lb/> on tke KKine. Ur. litmarsl,, hat sich Thackeray theils ins satirische, theils ins<lb/> Phantastisch-Komische eingelassen; beides ohne Glück; die Possen häufen sich so, daß<lb/> Man immer fragen muß: aber wozu? Genau wie in seiner burlesken Fortsetzung des<lb/> Walter Scott'schen Ivanhoe, wo dem Humor alle Pointe fehlt. -— — Die von uns<lb/> in einem früheren Heft mit gebührendem Lob erwähnte Schriftstellerin Currer Bell<lb/> ist wenigstens zum Theil aus ihrer Anonymität herausgetreten; sie gibt sich als die<lb/> Tochter eines Pfarrers in Lankashire zu erkennen, die mit zwei gleich begabten Schwe¬<lb/> stern gleichzeitig (1845) aus die Idee gekommen ist, Romane zu schreiben. Die beiden<lb/> letzteren, die unter dem Namen Ellis und Acton Bell geschrieben haben, sind in der<lb/> Mitte des Jahres 1849 am Nervenfieber gestorben; die überlebende Schwester hat ihre<lb/> beiden Romane: Wathering Heights und Agnes Grey mit einigen Überarbeitungen und<lb/> biographischen Notizen herausgegeben. — Von einer andern satirischen Schriftstellerin,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0291]
man in eine Pfütze wirst, etwas Gestank verbreitet sich um die Pfütze, weiter nichts. Daß
aber selbst die Präger Zeitung die Solidarität für jenen Artikel ablehnt, indem sie ihn
als eingesendet bezeichnet, ist immerhin charakteristisch genug.
Auch der arme Bürgermeister der guten Stadt Prag wurde von dem todten
Santana, der ihn im Leben nie belästigt, in arge Verlegenheit gebracht. Der Todten-
rapport meldete Smetana's Ableben, er meldete die Krankheit, nicht aber auch die Reli¬
gion, an welcher er gelitten, und dennoch war auf diesen Rapport hin im städtischen
Kirchcnamtc ein vierspänniger Leichenwagen bestellt worden. Der Funeralbeamte meinte,
für einen Todten ohne Religion passe die vierspännige Auszeichnung nicht, und wenn
ein Leichenwagen überhaupt gewährt würde, so müsse sich der Todte mit einem blos
zweisvännigcn begnügen. Der intrikate Fall kam vor den Konsul der Stadt, nach
langer, banger Erwägung siegte die Rücksicht für die finanzielle Seite der Sache, ein
vierspänniger Leichenwagen zahlt eine weit höhere Taxe, und es wurde der Taxe wegen
der vierspännige großherzig gewährt. — Uebrigens hat sich die Universität, die alas
MÄwr der freien Forschung und Wissenschaft, bei der ganzen Sache sehr blamirt; nur
mühsam, auf Betreiben des prämonstratenser Abtes Zeidler, welchem die Grenzboten
in früheren Jahren manches Unrecht angethan haben, gelang der Beschluß, dem Pedell
der philosophischen Facultät zu gestatten, daß er dem Leichenwagen im Costüme folge
und das Pedum nachtrage, die Mitwirkung des Obcrpcdclls jedoch ward versagt. Nur
zwei Professoren hatten den Muth, sich im Gefolge zu zeigen! Ehre ihnen!
Neuigkeiten der englischen Literatur. — Thackeray hat seinen Pendennis
beendigt. Alles in Allem genommen, ist es nichts als eine Fortsetzung zu Vauity-Fair.
Dieselbe feine, saubere, spitzige Zeichnung, und dieselbe grämliche Weisheits-Miene, die
überall mit zum Himmel gerichteten Blicken den Kopf schüttelt, und seufzt: O Eitelkeit,
dein Name ist Mensch! Oder anders ausgedrückt: Alles auf der Welt ist »umbuF, d.h.
Windbeutelei. — Es ist em ziemlich wohlfeiles, aber nicht sehr dankbares Geschäft, durch
genaue Analyse das Große und Gute im Leben klein zu machen. Den stolzesten und
edelsten Herzschlag kann ich auf pathologische Gründe zurückführen, ich kann nachweisen,
daß eine starke Quantität Tokayer dieselben Wirkungen hervorruft. Damit ist aber
nichts bewiesen. Der Wasserfall bei Schaffhausen ist doch eine erhabene Erscheinung,
obgleich seine Bestandtheile nichts Anderes enthalten, als das schlechte Wasser, womit
wir uns die Hände säubern.— In einem kleinen Weihnachtsgeschenk: Ine KioKledur^s
on tke KKine. Ur. litmarsl,, hat sich Thackeray theils ins satirische, theils ins
Phantastisch-Komische eingelassen; beides ohne Glück; die Possen häufen sich so, daß
Man immer fragen muß: aber wozu? Genau wie in seiner burlesken Fortsetzung des
Walter Scott'schen Ivanhoe, wo dem Humor alle Pointe fehlt. -— — Die von uns
in einem früheren Heft mit gebührendem Lob erwähnte Schriftstellerin Currer Bell
ist wenigstens zum Theil aus ihrer Anonymität herausgetreten; sie gibt sich als die
Tochter eines Pfarrers in Lankashire zu erkennen, die mit zwei gleich begabten Schwe¬
stern gleichzeitig (1845) aus die Idee gekommen ist, Romane zu schreiben. Die beiden
letzteren, die unter dem Namen Ellis und Acton Bell geschrieben haben, sind in der
Mitte des Jahres 1849 am Nervenfieber gestorben; die überlebende Schwester hat ihre
beiden Romane: Wathering Heights und Agnes Grey mit einigen Überarbeitungen und
biographischen Notizen herausgegeben. — Von einer andern satirischen Schriftstellerin,
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