Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. II. Band."ständische Verfassungen -- sagt Jakob Grimm -- sind ein Damm, der" wohl Liberalismus und historische Schule. Preußischer Brief. Bei der politischen Windstille, die an Stelle der stürmischen Aufregung uuserer Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen. Zwölf politische Monats-Nundschaucn vom Juli 1849 bis dahin 1850. Berlin, Diese Zusammenstellung soll natürlich einen Gegensatz, nicht eine Gleich¬ Grenzvoten. IV. 1850. 129
„ständische Verfassungen — sagt Jakob Grimm — sind ein Damm, der" wohl Liberalismus und historische Schule. Preußischer Brief. Bei der politischen Windstille, die an Stelle der stürmischen Aufregung uuserer Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen. Zwölf politische Monats-Nundschaucn vom Juli 1849 bis dahin 1850. Berlin, Diese Zusammenstellung soll natürlich einen Gegensatz, nicht eine Gleich¬ Grenzvoten. IV. 1850. 129
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0513" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/92802"/> <p xml:id="ID_1622" prev="#ID_1621"> „ständische Verfassungen — sagt Jakob Grimm — sind ein Damm, der" wohl<lb/> den einbrechenden und versandender Wellen wehrt, aber eine Gegend noch nicht<lb/> fruchtbar macht. Der eigentliche Segen geht allerdings erst von der<lb/> reinen Liebe des Fürsten zu seinem Lande aus."</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Liberalismus und historische Schule.</head><lb/> <div n="2"> <head> Preußischer Brief.</head><lb/> <p xml:id="ID_1623"> Bei der politischen Windstille, die an Stelle der stürmischen Aufregung uuserer<lb/> allzukurzcu Kanuner-Session getreten ist, und die wenigstens so lange fortdauern<lb/> wird, bis wir eiuen bestimmteren Einblick in den zu erwartenden Gang der<lb/> Dresdner Conferenzen erlaugt haben, als jetzt der Fall ist, will ich Sie heute<lb/> mit dem Bericht über ein Paar politische Bücher unterhalten, an die sich einzelne<lb/> Bemerkungen über die wesentlichen Hauptrichtungen uuserer Politik anknüpfen<lb/> lassen. Eiuleiteud erwähne ich eine in England erschienene Schrift: Neinoirs<lb/> arid ?axers vt 8ir Andrew Nitedc;1I, ki. L., Lnvo^ Kxtraoräinai-^ ana<lb/> Minister ?1enipotentiai^ kiuiri ete (^om-t ok Kreirt ZZritain to ete (^pure ok ?rü8sia,<lb/> trollt 1756 w 1771. 1^ ^nSrew wisset. Diese Memoiren betroffen eine Zeit,<lb/> in welcher Preußen noch eine wirkliche Politik hatte, und siud vou einem Mann<lb/> geschrieben, der als Britte einen schnellen Blick sür große Staatsverhältnisse, als<lb/> bevollmächtigter Minister am befreundeten Hofe Friedrich des Großen Gelegenheit<lb/> zu scharfen Beobachtungen hatte. Die Geschichte unsers Verhältnisses zu England<lb/> geht weit über das blos historische Interesse hinaus, denn in diesem Verhältniß<lb/> liegt unsere Zukunft. Die beiden Bücher, von denen ich eigentlich reden<lb/> wollte, find:</p><lb/> <p xml:id="ID_1624"> Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen.<lb/> Von Wilhelm von Humboldt. Breslau, Trewendt. — Und:</p><lb/> <p xml:id="ID_1625"> Zwölf politische Monats-Nundschaucn vom Juli 1849 bis dahin 1850. Berlin,<lb/> W. Hertz.</p><lb/> <p xml:id="ID_1626" next="#ID_1627"> Diese Zusammenstellung soll natürlich einen Gegensatz, nicht eine Gleich¬<lb/> artigkeit ausdrücken. Die Jugendschrift des liberalen und aufgeklärten Staats¬<lb/> mannes steht unserer Gesinnung und Anschauungsweise um so viel näher, als die<lb/> Capuciuadeu des theologischen Juristen, wie die Bildung, aus der sie hervorge¬<lb/> gangen ist, die Göthe-Schiller-Kautische uns näher steht als die trübe Quelle der<lb/> letzteren, die politische Romantik der specistsch-historischen Schule, denn viele ihrer<lb/> Lehrsätze könnten unseren Herrschern von heilte und gestern noch immer wenigstens</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzvoten. IV. 1850. 129</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0513]
„ständische Verfassungen — sagt Jakob Grimm — sind ein Damm, der" wohl
den einbrechenden und versandender Wellen wehrt, aber eine Gegend noch nicht
fruchtbar macht. Der eigentliche Segen geht allerdings erst von der
reinen Liebe des Fürsten zu seinem Lande aus."
Liberalismus und historische Schule.
Preußischer Brief.
Bei der politischen Windstille, die an Stelle der stürmischen Aufregung uuserer
allzukurzcu Kanuner-Session getreten ist, und die wenigstens so lange fortdauern
wird, bis wir eiuen bestimmteren Einblick in den zu erwartenden Gang der
Dresdner Conferenzen erlaugt haben, als jetzt der Fall ist, will ich Sie heute
mit dem Bericht über ein Paar politische Bücher unterhalten, an die sich einzelne
Bemerkungen über die wesentlichen Hauptrichtungen uuserer Politik anknüpfen
lassen. Eiuleiteud erwähne ich eine in England erschienene Schrift: Neinoirs
arid ?axers vt 8ir Andrew Nitedc;1I, ki. L., Lnvo^ Kxtraoräinai-^ ana
Minister ?1enipotentiai^ kiuiri ete (^om-t ok Kreirt ZZritain to ete (^pure ok ?rü8sia,
trollt 1756 w 1771. 1^ ^nSrew wisset. Diese Memoiren betroffen eine Zeit,
in welcher Preußen noch eine wirkliche Politik hatte, und siud vou einem Mann
geschrieben, der als Britte einen schnellen Blick sür große Staatsverhältnisse, als
bevollmächtigter Minister am befreundeten Hofe Friedrich des Großen Gelegenheit
zu scharfen Beobachtungen hatte. Die Geschichte unsers Verhältnisses zu England
geht weit über das blos historische Interesse hinaus, denn in diesem Verhältniß
liegt unsere Zukunft. Die beiden Bücher, von denen ich eigentlich reden
wollte, find:
Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen.
Von Wilhelm von Humboldt. Breslau, Trewendt. — Und:
Zwölf politische Monats-Nundschaucn vom Juli 1849 bis dahin 1850. Berlin,
W. Hertz.
Diese Zusammenstellung soll natürlich einen Gegensatz, nicht eine Gleich¬
artigkeit ausdrücken. Die Jugendschrift des liberalen und aufgeklärten Staats¬
mannes steht unserer Gesinnung und Anschauungsweise um so viel näher, als die
Capuciuadeu des theologischen Juristen, wie die Bildung, aus der sie hervorge¬
gangen ist, die Göthe-Schiller-Kautische uns näher steht als die trübe Quelle der
letzteren, die politische Romantik der specistsch-historischen Schule, denn viele ihrer
Lehrsätze könnten unseren Herrschern von heilte und gestern noch immer wenigstens
Grenzvoten. IV. 1850. 129
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