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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band.

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Pag. 471 in Ur. 12 der Grenzboten vom laufenden Jahre wird mir das schimpf¬
liche Beiwort "Spion" gegeben. In dem mich freisprechenden Protokoll des Pesther
Stadtgerichts von 22. December 1848 heißt es dagegen: "b's ist bewiesen, daß Be¬
klagter in dem ehemaligen Siebenbürgen, bevor es noch gesetzlich mit Ungarn
vereinigt war, die Volksklassen, namentlich aber die dortigen Sachsen, gegen Ungarn
und die Union durch die Schriften......aufreizte." -- Ich habe demnach in einem nicht
zu Ungarn gehörigen Lande -meine Ansichten über Ungarn ?e. in den Zeitungen ausge¬
sprochen; -- ob man in Deutschland seit 1848 einen Zeitungsschreiber auch Spion nennt,
weiß ich nicht, da ich erst 1849 zurückgekommen bin, und in dem Neuen manche unaus-
füllbare Lücke fühle.

Jenem Artikel nach soll ich auch bereits zum Tode verurtheilt gewesen, dann be¬
gnadigt und ganz frei gelassen worden sein.

Dem ist aber nicht so. -- Ganz widerrechtlich hat die Pcsther Miuisterial-Polizei,
in deren Hände ich am 21. Juli 1848 gerieth, am Abende des 22. Juli, das Sta-
tarium über mich verhängt. -- Volle 17 Stunden habe ich in Ketten dem Hauptverhor
und dem Endurtheil über Tod oder Leben eutgegeugcharrt, indem ich im Hofe des Stadt¬
hauses saß. -- Am 23. Juli Vormittags I I Uhr war das Hauptverhör, welches damit
endigte, daß sich die aus 7 Richter" (Juristen) bestehende Commission für incompetent
erklärte, worauf meine Sache dem Pesthcr Stadtgerichte übergeben ward, welches mich,
nach 24wöchentlicher Haft, am 5". Januar 1849 frei gab.

Der Versasser jenes mich beleidigenden Artikels ist eben so schlecht instruirt, wenn
er behauptet, mein Fall sei 1848 der einzige gewesen. -- Ist nicht im September
1848 in (5zcglcd ein Militär-Arzt aufgehängt worden, der bei Kossuth's Anwesenheit
von dessen Reden ein Wort als unwahr bezeichnet hatte? Weiß der Verfasser jenes
Artikels nicht, was 1848 in der Bacsha geschehen? Oder gehört diese nicht zu Ungarn? --
Fand man nicht am 10. Decbr. 1848 an einem Galgen bei Klausenberg 32 Walachen
von den Ungarn aufgehängt?


C. Uno erricht,
Privatlehrer zu Wilhclmincnhütte bei Myslowitz in Ober-Schlesien.


Die "Grenzboten" beginnen am l. Juli das ZU. Semester
des IX. Jahrgangs. Wir erlauben uns zur Pränumeration der¬
selben einzuladen und bemerken, daß alle Wuchhandluttgen und
Postämter Bestellungen darauf annehmen. Da diese Wochenschrift
nur halbjährig abgegeben wird, so kann ein Abonnement vom T)ctober
an nicht stattfinden. Preis des Semesters ist 5 Thlr.
Die Verlagshandlung.




Verlag von F. L. Herbig. -- Redacteure: Gustav Areytng ",,d I"kia" Schmidt.
Druck van C. E. Elbert,
N e es t f e r t i g n g.

Pag. 471 in Ur. 12 der Grenzboten vom laufenden Jahre wird mir das schimpf¬
liche Beiwort „Spion" gegeben. In dem mich freisprechenden Protokoll des Pesther
Stadtgerichts von 22. December 1848 heißt es dagegen: „b's ist bewiesen, daß Be¬
klagter in dem ehemaligen Siebenbürgen, bevor es noch gesetzlich mit Ungarn
vereinigt war, die Volksklassen, namentlich aber die dortigen Sachsen, gegen Ungarn
und die Union durch die Schriften......aufreizte." — Ich habe demnach in einem nicht
zu Ungarn gehörigen Lande -meine Ansichten über Ungarn ?e. in den Zeitungen ausge¬
sprochen; — ob man in Deutschland seit 1848 einen Zeitungsschreiber auch Spion nennt,
weiß ich nicht, da ich erst 1849 zurückgekommen bin, und in dem Neuen manche unaus-
füllbare Lücke fühle.

Jenem Artikel nach soll ich auch bereits zum Tode verurtheilt gewesen, dann be¬
gnadigt und ganz frei gelassen worden sein.

Dem ist aber nicht so. — Ganz widerrechtlich hat die Pcsther Miuisterial-Polizei,
in deren Hände ich am 21. Juli 1848 gerieth, am Abende des 22. Juli, das Sta-
tarium über mich verhängt. — Volle 17 Stunden habe ich in Ketten dem Hauptverhor
und dem Endurtheil über Tod oder Leben eutgegeugcharrt, indem ich im Hofe des Stadt¬
hauses saß. — Am 23. Juli Vormittags I I Uhr war das Hauptverhör, welches damit
endigte, daß sich die aus 7 Richter» (Juristen) bestehende Commission für incompetent
erklärte, worauf meine Sache dem Pesthcr Stadtgerichte übergeben ward, welches mich,
nach 24wöchentlicher Haft, am 5». Januar 1849 frei gab.

Der Versasser jenes mich beleidigenden Artikels ist eben so schlecht instruirt, wenn
er behauptet, mein Fall sei 1848 der einzige gewesen. — Ist nicht im September
1848 in (5zcglcd ein Militär-Arzt aufgehängt worden, der bei Kossuth's Anwesenheit
von dessen Reden ein Wort als unwahr bezeichnet hatte? Weiß der Verfasser jenes
Artikels nicht, was 1848 in der Bacsha geschehen? Oder gehört diese nicht zu Ungarn? —
Fand man nicht am 10. Decbr. 1848 an einem Galgen bei Klausenberg 32 Walachen
von den Ungarn aufgehängt?


C. Uno erricht,
Privatlehrer zu Wilhclmincnhütte bei Myslowitz in Ober-Schlesien.


Die „Grenzboten" beginnen am l. Juli das ZU. Semester
des IX. Jahrgangs. Wir erlauben uns zur Pränumeration der¬
selben einzuladen und bemerken, daß alle Wuchhandluttgen und
Postämter Bestellungen darauf annehmen. Da diese Wochenschrift
nur halbjährig abgegeben wird, so kann ein Abonnement vom T)ctober
an nicht stattfinden. Preis des Semesters ist 5 Thlr.
Die Verlagshandlung.




Verlag von F. L. Herbig. — Redacteure: Gustav Areytng „,,d I„kia» Schmidt.
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[0528] N e es t f e r t i g n g. Pag. 471 in Ur. 12 der Grenzboten vom laufenden Jahre wird mir das schimpf¬ liche Beiwort „Spion" gegeben. In dem mich freisprechenden Protokoll des Pesther Stadtgerichts von 22. December 1848 heißt es dagegen: „b's ist bewiesen, daß Be¬ klagter in dem ehemaligen Siebenbürgen, bevor es noch gesetzlich mit Ungarn vereinigt war, die Volksklassen, namentlich aber die dortigen Sachsen, gegen Ungarn und die Union durch die Schriften......aufreizte." — Ich habe demnach in einem nicht zu Ungarn gehörigen Lande -meine Ansichten über Ungarn ?e. in den Zeitungen ausge¬ sprochen; — ob man in Deutschland seit 1848 einen Zeitungsschreiber auch Spion nennt, weiß ich nicht, da ich erst 1849 zurückgekommen bin, und in dem Neuen manche unaus- füllbare Lücke fühle. Jenem Artikel nach soll ich auch bereits zum Tode verurtheilt gewesen, dann be¬ gnadigt und ganz frei gelassen worden sein. Dem ist aber nicht so. — Ganz widerrechtlich hat die Pcsther Miuisterial-Polizei, in deren Hände ich am 21. Juli 1848 gerieth, am Abende des 22. Juli, das Sta- tarium über mich verhängt. — Volle 17 Stunden habe ich in Ketten dem Hauptverhor und dem Endurtheil über Tod oder Leben eutgegeugcharrt, indem ich im Hofe des Stadt¬ hauses saß. — Am 23. Juli Vormittags I I Uhr war das Hauptverhör, welches damit endigte, daß sich die aus 7 Richter» (Juristen) bestehende Commission für incompetent erklärte, worauf meine Sache dem Pesthcr Stadtgerichte übergeben ward, welches mich, nach 24wöchentlicher Haft, am 5». Januar 1849 frei gab. Der Versasser jenes mich beleidigenden Artikels ist eben so schlecht instruirt, wenn er behauptet, mein Fall sei 1848 der einzige gewesen. — Ist nicht im September 1848 in (5zcglcd ein Militär-Arzt aufgehängt worden, der bei Kossuth's Anwesenheit von dessen Reden ein Wort als unwahr bezeichnet hatte? Weiß der Verfasser jenes Artikels nicht, was 1848 in der Bacsha geschehen? Oder gehört diese nicht zu Ungarn? — Fand man nicht am 10. Decbr. 1848 an einem Galgen bei Klausenberg 32 Walachen von den Ungarn aufgehängt? C. Uno erricht, Privatlehrer zu Wilhclmincnhütte bei Myslowitz in Ober-Schlesien. Die „Grenzboten" beginnen am l. Juli das ZU. Semester des IX. Jahrgangs. Wir erlauben uns zur Pränumeration der¬ selben einzuladen und bemerken, daß alle Wuchhandluttgen und Postämter Bestellungen darauf annehmen. Da diese Wochenschrift nur halbjährig abgegeben wird, so kann ein Abonnement vom T)ctober an nicht stattfinden. Preis des Semesters ist 5 Thlr. Die Verlagshandlung. Verlag von F. L. Herbig. — Redacteure: Gustav Areytng „,,d I„kia» Schmidt. Druck van C. E. Elbert,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_185336/528>, abgerufen am 29.06.2024.