Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.sich, seiner besser" Ueberzeugung entgegen, durch Ehrgeiz und einen Zug zu terrorisi- Literaturblatt dör Grenzboten. i^ü" "e>>t i>,;et>v8 en^ititux von Eugen Sue. Als der Constitutionel Die Methode unsers Dichters ist sehr einfach. In der Novelle z. B., die vom sich, seiner besser» Ueberzeugung entgegen, durch Ehrgeiz und einen Zug zu terrorisi- Literaturblatt dör Grenzboten. i^ü« «e>>t i>,;et>v8 en^ititux von Eugen Sue. Als der Constitutionel Die Methode unsers Dichters ist sehr einfach. In der Novelle z. B., die vom <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0529" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/280077"/> <p xml:id="ID_1827" prev="#ID_1826"> sich, seiner besser» Ueberzeugung entgegen, durch Ehrgeiz und einen Zug zu terrorisi-<lb/> rcnder Gewalt hineinreißen lassen, und er gehört daher untrennbar zur Regierung seit<lb/> November 18-18. Das Urtheil des Präger Politikers über das Gesammtministcrium<lb/> trifft also auch Bach, und darin stimmen wir und ganz Oestreich mit ihm überein.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Literaturblatt dör Grenzboten.</head><lb/> <p xml:id="ID_1828"> i^ü« «e>>t i>,;et>v8 en^ititux von Eugen Sue. Als der Constitutionel<lb/> in seinem Feuilleton den ewigen Juden eröffnete, kündigte er dem Publikum an, daß<lb/> er die literarische Thätigkeit des Herrn Tue auf längere Zeit für sich gewonnen habe,<lb/> und daß er, gegen die Sitte, in der Lage sei, von dem nächstfolgenden Roman den Ti¬<lb/> tel anzugeben: die sieben Todsünden. Dieses Vorhaben wurde zwar aufgehalten durch<lb/> „Martin das Findelkind," welches einen noch längeren Raum in Anspruch nahm, als<lb/> die beiden Tendcnzrvmane, dann durch den Proceß zwischen der Redaction und dem be¬<lb/> rühmten Feuilletonisten. Jetzt ist es soweit ausgeführt, daß wenigstens 5 Todsünden<lb/> vor nus liegen: Stolz, Neid, Zorn, Wollust und Faulheit. Die Gefräßigkeit folgt<lb/> nach. Die Tendenz dieser kleinen Novellen, die sonst in keinem Zusammenhange stehen,<lb/> ist die socialistische: nämlich nachzuweisen, wie daS Christenthum mit Unrecht in jenen<lb/> Kräften des menschlichen Gemüths, die freilich oft genug zu schlimmen Resultaten füh¬<lb/> ren, das absolut Böse gesucht habe; wie es nur nöthig sei, sie an den rechten Ort<lb/> zu stellen, um sie zum Besten der menschlichen Gesellschaft zu verwerthen. Bekanntlich<lb/> ist dieses auch das leitende Princip in Fourrier's System. Er findet z. B., daß die<lb/> Ungezogenheit, die Neigung der Gassenjungen, sich zusammenzurollen und im Dreck zu<lb/> wälzen, nur der leitenden Hand bedürfe, um sich in ein Moment der Cultur zu ver¬<lb/> wandeln. Der Gesellschaft liegt nämlich daran, daß die Straßen, die Gassen, die<lb/> Cloake u. s. w. von Zeit zu Zeit vom Schmutz gereinigt werden; da nun die meisten<lb/> Menschen für dieses Geschäft nicht die nöthige Begeisterung mitbringen dürften, und<lb/> da ohne Liebe zur Sache keine Thätigkeit gedeiht, so müsse der Staat sehr froh dar¬<lb/> über sein, der Lust dieser jungen Bürgen durch sein Bedürfniß entgegen zu kommen.<lb/> Man müsse, was sonst in der Meinung als schimpflich golden, zu einer Ehrensache ma¬<lb/> chen; die Buben in reguläre Horden abtheilen, an die Spitze einer jeden einen Chan<lb/> stellen — wahrscheinlich den schmutzigsten, — und diesem das Prädicat „Großmüthigster,"<lb/> den Ehrenplatz am Altar des Vaterlandes, und den Vortritt bei allen öffentlichen Pro-<lb/> cessionen zuerkennen. Der gute Socialist vergißt nur dabei, daß das Wesen der Ungezo¬<lb/> genheit nicht in dem Material liegt, an welchem man seinen Muthwillen ausübt, son¬<lb/> dern in der Freude am Zweckwidrigen, daß wenn man dieser Beschäftigung einen Zweck<lb/> gibt, die Freude daran augenblicklich aufhört. Es ist das derselbe Fall mit dem Ver¬<lb/> such, in das Spiel der Kinder ein Moment des öffentlichen Nutzens, wie Fourncr<lb/> es will, oder ein Moment der Erziehung zu bringen, wie es in unsern Tagen die<lb/> sogenannten Kindergärten versuchen. Mit dem Aufheben der Zwecklosigkeit, der freien<lb/> Willkür wird auch die Lust am Spiel verkümmert.</p><lb/> <p xml:id="ID_1829" next="#ID_1830"> Die Methode unsers Dichters ist sehr einfach. In der Novelle z. B., die vom<lb/> Zorn handelt, findet sich ein Gcrichtsasscssor in der unangenehmen Lage, durch die Ber-<lb/> serkerwuth, die ihn von Zeit zu Zeit anwandelt, sich sehr erhebliche Verstöße gegen<lb/> die Gravität seiner amtlichen Stellung zu' Schulden kommen zu lassen. Er ohrfeigt,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0529]
sich, seiner besser» Ueberzeugung entgegen, durch Ehrgeiz und einen Zug zu terrorisi-
rcnder Gewalt hineinreißen lassen, und er gehört daher untrennbar zur Regierung seit
November 18-18. Das Urtheil des Präger Politikers über das Gesammtministcrium
trifft also auch Bach, und darin stimmen wir und ganz Oestreich mit ihm überein.
Literaturblatt dör Grenzboten.
i^ü« «e>>t i>,;et>v8 en^ititux von Eugen Sue. Als der Constitutionel
in seinem Feuilleton den ewigen Juden eröffnete, kündigte er dem Publikum an, daß
er die literarische Thätigkeit des Herrn Tue auf längere Zeit für sich gewonnen habe,
und daß er, gegen die Sitte, in der Lage sei, von dem nächstfolgenden Roman den Ti¬
tel anzugeben: die sieben Todsünden. Dieses Vorhaben wurde zwar aufgehalten durch
„Martin das Findelkind," welches einen noch längeren Raum in Anspruch nahm, als
die beiden Tendcnzrvmane, dann durch den Proceß zwischen der Redaction und dem be¬
rühmten Feuilletonisten. Jetzt ist es soweit ausgeführt, daß wenigstens 5 Todsünden
vor nus liegen: Stolz, Neid, Zorn, Wollust und Faulheit. Die Gefräßigkeit folgt
nach. Die Tendenz dieser kleinen Novellen, die sonst in keinem Zusammenhange stehen,
ist die socialistische: nämlich nachzuweisen, wie daS Christenthum mit Unrecht in jenen
Kräften des menschlichen Gemüths, die freilich oft genug zu schlimmen Resultaten füh¬
ren, das absolut Böse gesucht habe; wie es nur nöthig sei, sie an den rechten Ort
zu stellen, um sie zum Besten der menschlichen Gesellschaft zu verwerthen. Bekanntlich
ist dieses auch das leitende Princip in Fourrier's System. Er findet z. B., daß die
Ungezogenheit, die Neigung der Gassenjungen, sich zusammenzurollen und im Dreck zu
wälzen, nur der leitenden Hand bedürfe, um sich in ein Moment der Cultur zu ver¬
wandeln. Der Gesellschaft liegt nämlich daran, daß die Straßen, die Gassen, die
Cloake u. s. w. von Zeit zu Zeit vom Schmutz gereinigt werden; da nun die meisten
Menschen für dieses Geschäft nicht die nöthige Begeisterung mitbringen dürften, und
da ohne Liebe zur Sache keine Thätigkeit gedeiht, so müsse der Staat sehr froh dar¬
über sein, der Lust dieser jungen Bürgen durch sein Bedürfniß entgegen zu kommen.
Man müsse, was sonst in der Meinung als schimpflich golden, zu einer Ehrensache ma¬
chen; die Buben in reguläre Horden abtheilen, an die Spitze einer jeden einen Chan
stellen — wahrscheinlich den schmutzigsten, — und diesem das Prädicat „Großmüthigster,"
den Ehrenplatz am Altar des Vaterlandes, und den Vortritt bei allen öffentlichen Pro-
cessionen zuerkennen. Der gute Socialist vergißt nur dabei, daß das Wesen der Ungezo¬
genheit nicht in dem Material liegt, an welchem man seinen Muthwillen ausübt, son¬
dern in der Freude am Zweckwidrigen, daß wenn man dieser Beschäftigung einen Zweck
gibt, die Freude daran augenblicklich aufhört. Es ist das derselbe Fall mit dem Ver¬
such, in das Spiel der Kinder ein Moment des öffentlichen Nutzens, wie Fourncr
es will, oder ein Moment der Erziehung zu bringen, wie es in unsern Tagen die
sogenannten Kindergärten versuchen. Mit dem Aufheben der Zwecklosigkeit, der freien
Willkür wird auch die Lust am Spiel verkümmert.
Die Methode unsers Dichters ist sehr einfach. In der Novelle z. B., die vom
Zorn handelt, findet sich ein Gcrichtsasscssor in der unangenehmen Lage, durch die Ber-
serkerwuth, die ihn von Zeit zu Zeit anwandelt, sich sehr erhebliche Verstöße gegen
die Gravität seiner amtlichen Stellung zu' Schulden kommen zu lassen. Er ohrfeigt,
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