Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.Blatt blos in permanenten Provisorien, bis es allmälig seine Kraft und seinen Gehalt Und doch würden die deutschen Interessen in Böhmen einer achtbaren Vertretung Jetzt kömmt das Blättlein unserer gutgesinnten Siebenundscchzigcr: "Die Wage"; Die Schleswig -Aolstcinsche Mcdensfrage. Der Graf Magnus v. Moltke auf Grunhvlz, eines der hervorragendsten Mit¬ Die deutschen Schleswiger sind an Holstein gefesselt durch die Bande des Rechts, aller 45""
Blatt blos in permanenten Provisorien, bis es allmälig seine Kraft und seinen Gehalt Und doch würden die deutschen Interessen in Böhmen einer achtbaren Vertretung Jetzt kömmt das Blättlein unserer gutgesinnten Siebenundscchzigcr: „Die Wage"; Die Schleswig -Aolstcinsche Mcdensfrage. Der Graf Magnus v. Moltke auf Grunhvlz, eines der hervorragendsten Mit¬ Die deutschen Schleswiger sind an Holstein gefesselt durch die Bande des Rechts, aller 45""
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0358" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279906"/> <p xml:id="ID_1283" prev="#ID_1282"> Blatt blos in permanenten Provisorien, bis es allmälig seine Kraft und seinen Gehalt<lb/> verliert. Dieser Umstand beeinträchtigte leider auch den Werth und die Bedeutung der<lb/> „Deutschen Zeitung." Bernhard Gute, »r. Franz Klier, Dr. Ferdinand Stamm,<lb/> Julius Hirsch und vo. Franz Makowitza folgten in so kurzen Intervalle» als Redak¬<lb/> teurs auseinander, daß die Zeitung nicht zu Athem kommen konnte und immer matter<lb/> wurde. Sie war Anfangs ein Projekt des „Deutschen Vereins," der sie anch nach<lb/> Kräften unterstützte, bis unser Associationsgesctz den Verein in alle vier Winde jagte.<lb/> Das Blatt schien nun unter der Wucht der unerschwinglichen Preßcautivn erliegen zu<lb/> müssen, bis ein Mann, dem die deutschen Interessen am Herzen liegen, der vor<lb/> Kurzem aus dem kriegsrcchtlichen Arrest entlassene Buchhändler Carl Andre dieses Blatt<lb/> rettete und die Caution erlegte. Die „Deutsche Zeitung" ist entschieden liberal und<lb/> deutsch, aber durch den Belagerungszustand und den oben angeführten Uebelstand so<lb/> entnervt, daß ihr selbst die Tüchtigkeit ihres jetzigen Redakteurs kaum neues Leben ein¬<lb/> zuflößen im Stande sein wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_1284"> Und doch würden die deutschen Interessen in Böhmen einer achtbaren Vertretung<lb/> bedürfen, um sie auch moralisch zu jener Geltung zu bringen, die ihnen gebührt! —</p><lb/> <p xml:id="ID_1285"> Jetzt kömmt das Blättlein unserer gutgesinnten Siebenundscchzigcr: „Die Wage";<lb/> eine Zeitung, womit die „Gesetzlichen" ausstehen und sich niederlegen, als Talisman<lb/> gegen politischen Hieb und Stoß. Die „Wage" ist trotz ihres bisweilen losen Züng¬<lb/> leins und dieser Siebennndscchzigcr-Gunst vou gar keiner Bedeutung, ihre Redakteurs,<lb/> Jaich und Lederer find Iwmiui.'« ignoti, Noch weniger bedeutend ist das Abendblatt<lb/> „Prag", das erst seit einigen Tagen erscheint und nichts Bemerkenswerthes darbietet. —<lb/> Die czechisch-gehemmten und czcchischgeschncbencn Blätter werde ich in der nächsten Num-<lb/> mer schildern.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Schleswig -Aolstcinsche Mcdensfrage.<lb/></head><lb/> <p xml:id="ID_1286"> Der Graf Magnus v. Moltke auf Grunhvlz, eines der hervorragendsten Mit¬<lb/> glieder des Corps der Prälaten und Ritterschaft zu Schleswig-Holstein, hat sich vor<lb/> einigen Wochen für eine Theilung des Hcrzogthmus Schleswig, als des einzige» Mit¬<lb/> tels einen dauernden Frieden zu gewinnen, ausgesprochen; nach ihm sind viele Stim¬<lb/> men in ähnlichem Sinne lant geworden, so daß man mit einigem Recht vermuthen<lb/> kann, die vom Cabinet Se. James ausgestellte FricdeuSbasis: ein selbstständiges Schles¬<lb/> wig u. s. w. werde in den Hintergrund treten. Die Störung der in Berlin gepflo-<lb/> genen Friedensunterhandlungen scheint eine Folge hiervon. — Die Herstellung eines<lb/> selbstständigen Schleswig ist eine Unmöglichkeit und hat sich bereits als solche erwiesen;<lb/> es ist jetzt Pflicht zu zeigen, daß eine Theilung Schleswig's die höchste Ungerechtigkeit<lb/> sein wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1287" next="#ID_1288"> Die deutschen Schleswiger sind an Holstein gefesselt durch die Bande des Rechts, aller<lb/> staatlichen Einrichtungen, die materiellen Interessen bis Handels n. s. w., die däni¬<lb/> schen Schleswiger sind dnrch Nichts von allem Diesen mit Dänemark verbunden, denn<lb/> was man allenfalls von der Sprache sagen mag, so ist diese ein schlechtes dänisches Pa-<lb/> tois, welches den Dänen von Kopenhagen durchaus nicht leicht verständlich ist. Die<lb/> dänische Propaganda hat freilich den ungebildeten Nvrdschleswiger seit Jahren Plan-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 45""</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0358]
Blatt blos in permanenten Provisorien, bis es allmälig seine Kraft und seinen Gehalt
verliert. Dieser Umstand beeinträchtigte leider auch den Werth und die Bedeutung der
„Deutschen Zeitung." Bernhard Gute, »r. Franz Klier, Dr. Ferdinand Stamm,
Julius Hirsch und vo. Franz Makowitza folgten in so kurzen Intervalle» als Redak¬
teurs auseinander, daß die Zeitung nicht zu Athem kommen konnte und immer matter
wurde. Sie war Anfangs ein Projekt des „Deutschen Vereins," der sie anch nach
Kräften unterstützte, bis unser Associationsgesctz den Verein in alle vier Winde jagte.
Das Blatt schien nun unter der Wucht der unerschwinglichen Preßcautivn erliegen zu
müssen, bis ein Mann, dem die deutschen Interessen am Herzen liegen, der vor
Kurzem aus dem kriegsrcchtlichen Arrest entlassene Buchhändler Carl Andre dieses Blatt
rettete und die Caution erlegte. Die „Deutsche Zeitung" ist entschieden liberal und
deutsch, aber durch den Belagerungszustand und den oben angeführten Uebelstand so
entnervt, daß ihr selbst die Tüchtigkeit ihres jetzigen Redakteurs kaum neues Leben ein¬
zuflößen im Stande sein wird.
Und doch würden die deutschen Interessen in Böhmen einer achtbaren Vertretung
bedürfen, um sie auch moralisch zu jener Geltung zu bringen, die ihnen gebührt! —
Jetzt kömmt das Blättlein unserer gutgesinnten Siebenundscchzigcr: „Die Wage";
eine Zeitung, womit die „Gesetzlichen" ausstehen und sich niederlegen, als Talisman
gegen politischen Hieb und Stoß. Die „Wage" ist trotz ihres bisweilen losen Züng¬
leins und dieser Siebennndscchzigcr-Gunst vou gar keiner Bedeutung, ihre Redakteurs,
Jaich und Lederer find Iwmiui.'« ignoti, Noch weniger bedeutend ist das Abendblatt
„Prag", das erst seit einigen Tagen erscheint und nichts Bemerkenswerthes darbietet. —
Die czechisch-gehemmten und czcchischgeschncbencn Blätter werde ich in der nächsten Num-
mer schildern.
Die Schleswig -Aolstcinsche Mcdensfrage.
Der Graf Magnus v. Moltke auf Grunhvlz, eines der hervorragendsten Mit¬
glieder des Corps der Prälaten und Ritterschaft zu Schleswig-Holstein, hat sich vor
einigen Wochen für eine Theilung des Hcrzogthmus Schleswig, als des einzige» Mit¬
tels einen dauernden Frieden zu gewinnen, ausgesprochen; nach ihm sind viele Stim¬
men in ähnlichem Sinne lant geworden, so daß man mit einigem Recht vermuthen
kann, die vom Cabinet Se. James ausgestellte FricdeuSbasis: ein selbstständiges Schles¬
wig u. s. w. werde in den Hintergrund treten. Die Störung der in Berlin gepflo-
genen Friedensunterhandlungen scheint eine Folge hiervon. — Die Herstellung eines
selbstständigen Schleswig ist eine Unmöglichkeit und hat sich bereits als solche erwiesen;
es ist jetzt Pflicht zu zeigen, daß eine Theilung Schleswig's die höchste Ungerechtigkeit
sein wurde.
Die deutschen Schleswiger sind an Holstein gefesselt durch die Bande des Rechts, aller
staatlichen Einrichtungen, die materiellen Interessen bis Handels n. s. w., die däni¬
schen Schleswiger sind dnrch Nichts von allem Diesen mit Dänemark verbunden, denn
was man allenfalls von der Sprache sagen mag, so ist diese ein schlechtes dänisches Pa-
tois, welches den Dänen von Kopenhagen durchaus nicht leicht verständlich ist. Die
dänische Propaganda hat freilich den ungebildeten Nvrdschleswiger seit Jahren Plan-
45""
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