Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.dem Ganzen loszulösen, kann Oestreich keine Nachbaren im Westen dulden, welche Auf diesen Rechnungsfehler der kaiserlichen Negierung baut Preußen seinen Der Verwaltungsrath des deutschen Bundesstaates. Es hilft nicht zu klagen, daß die Fäden, aus denen ein deutscher Bundes- Wir versuchen unseren Lesern einen schnellen Ueberblick über die bedeutenden Als der Verwaltungsrath in Folge des Dreikönigsbündnisses vom 26. Mai, dem Ganzen loszulösen, kann Oestreich keine Nachbaren im Westen dulden, welche Auf diesen Rechnungsfehler der kaiserlichen Negierung baut Preußen seinen Der Verwaltungsrath des deutschen Bundesstaates. Es hilft nicht zu klagen, daß die Fäden, aus denen ein deutscher Bundes- Wir versuchen unseren Lesern einen schnellen Ueberblick über die bedeutenden Als der Verwaltungsrath in Folge des Dreikönigsbündnisses vom 26. Mai, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0168" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279716"/> <p xml:id="ID_565" prev="#ID_564"> dem Ganzen loszulösen, kann Oestreich keine Nachbaren im Westen dulden, welche<lb/> stark genug sind, magnetisch anzuziehen. Und die Verbündeten von Oestreich sind<lb/> die kleinen Königshöfe Deutschlands, mit ihren Hausinterrssen und dem beschränk¬<lb/> ten Egoismus, welchen die Herrschaft über ein kleines abgeschlossenes Ganze zu<lb/> geben pflegt, und bereits haben sich die Antipathien der Könige von Hannover,<lb/> Sachsen, Baiern u. s. w. sehr förderlich für Oestreichs Wünsche gezeigt. Der<lb/> Fehler aber, welchen das Cabinet Schwarzenberg in seiner Berechnung der deut¬<lb/> schen Schwäche macht, ist der, daß es den verständigen Vortheil der deutschen<lb/> Völker und ihre ideale Sehnsucht nach Vereinigung in volksthümlichen Formen<lb/> zu gering anschlägt.</p><lb/> <p xml:id="ID_566"> Auf diesen Rechnungsfehler der kaiserlichen Negierung baut Preußen seinen<lb/> Plan. MA ihm sind jetzt die Wünsche und Hoffnungen der deutschen Patrioten,<lb/> auch die unsern.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Der Verwaltungsrath des deutschen Bundesstaates.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_567"> Es hilft nicht zu klagen, daß die Fäden, aus denen ein deutscher Bundes-<lb/> staat gewebt werden soll, jetzt allein durch die Hände der deutschen Regierungen<lb/> laufen; es ist die Strafe der Völker dafür, daß sie im vorigen Jahre die ganze<lb/> Angelegenheit ohne die Regierungen abmachen wollten. Anstatt der Nationalver¬<lb/> sammlung in der Paulskirche sitzt jetzt ein Verwaltungsrath im Königlichen Hause<lb/> zu Berlin, an die Stelle feierlicher Reden sind protokollarische Erklärungen ge¬<lb/> treten, die Weitschweifigkeit der Verhandlungen ist dadurch nicht geringer gewor¬<lb/> den und an dramatischem Interesse haben sie unendlich verloren, aber für unsere<lb/> Zukunft sind sie nicht weniger wichtig als die Debatten der Paulskirche und der<lb/> Druck ihrer Protokolle hat, abgesehen von dem wichtigen Inhalt, auch noch den<lb/> Vortheil, daß er den Leser mit den Hüllen bekannt macht, in welche sich ehrlicher<lb/> Wille und schwache Winkelzüge einkleiden, wenn sie fähig und diplomatisch auftreten.</p><lb/> <p xml:id="ID_568"> Wir versuchen unseren Lesern einen schnellen Ueberblick über die bedeutenden<lb/> Verhandlungen des Verwaltungsraths seit dem Anfang dieses Monats zu geben.</p><lb/> <p xml:id="ID_569" next="#ID_570"> Als der Verwaltungsrath in Folge des Dreikönigsbündnisses vom 26. Mai,<lb/> aus Bevollmächtigten der einzelnen Staaten gebildet wurde, um die vorbereiten¬<lb/> den Maßregeln für Constituirung des Bundesstaates zu treffen, da traute man<lb/> dieser Beamteucommisston sehr wenig zu. ES lag in seiner Zusammensetzung, der<lb/> Form seiner Thätigkeit, ja auch in der Ernennung Bodelschwingh zum Präsiden¬<lb/> ten für einen großen Theil der Deutschen nichts, was Zutrauen eingeflößt hätte.<lb/> Seit der Zeit aber hat sich die öffentliche Meinung diesem Institut allmälig be¬<lb/> freundet. Daß der Rath seine Protokolle bekannt machte, daß bei der Mehrzahl</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0168]
dem Ganzen loszulösen, kann Oestreich keine Nachbaren im Westen dulden, welche
stark genug sind, magnetisch anzuziehen. Und die Verbündeten von Oestreich sind
die kleinen Königshöfe Deutschlands, mit ihren Hausinterrssen und dem beschränk¬
ten Egoismus, welchen die Herrschaft über ein kleines abgeschlossenes Ganze zu
geben pflegt, und bereits haben sich die Antipathien der Könige von Hannover,
Sachsen, Baiern u. s. w. sehr förderlich für Oestreichs Wünsche gezeigt. Der
Fehler aber, welchen das Cabinet Schwarzenberg in seiner Berechnung der deut¬
schen Schwäche macht, ist der, daß es den verständigen Vortheil der deutschen
Völker und ihre ideale Sehnsucht nach Vereinigung in volksthümlichen Formen
zu gering anschlägt.
Auf diesen Rechnungsfehler der kaiserlichen Negierung baut Preußen seinen
Plan. MA ihm sind jetzt die Wünsche und Hoffnungen der deutschen Patrioten,
auch die unsern.
Der Verwaltungsrath des deutschen Bundesstaates.
Es hilft nicht zu klagen, daß die Fäden, aus denen ein deutscher Bundes-
staat gewebt werden soll, jetzt allein durch die Hände der deutschen Regierungen
laufen; es ist die Strafe der Völker dafür, daß sie im vorigen Jahre die ganze
Angelegenheit ohne die Regierungen abmachen wollten. Anstatt der Nationalver¬
sammlung in der Paulskirche sitzt jetzt ein Verwaltungsrath im Königlichen Hause
zu Berlin, an die Stelle feierlicher Reden sind protokollarische Erklärungen ge¬
treten, die Weitschweifigkeit der Verhandlungen ist dadurch nicht geringer gewor¬
den und an dramatischem Interesse haben sie unendlich verloren, aber für unsere
Zukunft sind sie nicht weniger wichtig als die Debatten der Paulskirche und der
Druck ihrer Protokolle hat, abgesehen von dem wichtigen Inhalt, auch noch den
Vortheil, daß er den Leser mit den Hüllen bekannt macht, in welche sich ehrlicher
Wille und schwache Winkelzüge einkleiden, wenn sie fähig und diplomatisch auftreten.
Wir versuchen unseren Lesern einen schnellen Ueberblick über die bedeutenden
Verhandlungen des Verwaltungsraths seit dem Anfang dieses Monats zu geben.
Als der Verwaltungsrath in Folge des Dreikönigsbündnisses vom 26. Mai,
aus Bevollmächtigten der einzelnen Staaten gebildet wurde, um die vorbereiten¬
den Maßregeln für Constituirung des Bundesstaates zu treffen, da traute man
dieser Beamteucommisston sehr wenig zu. ES lag in seiner Zusammensetzung, der
Form seiner Thätigkeit, ja auch in der Ernennung Bodelschwingh zum Präsiden¬
ten für einen großen Theil der Deutschen nichts, was Zutrauen eingeflößt hätte.
Seit der Zeit aber hat sich die öffentliche Meinung diesem Institut allmälig be¬
freundet. Daß der Rath seine Protokolle bekannt machte, daß bei der Mehrzahl
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