Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.Der Inhalt des Stücks ist Müllner-Houwald'sche Sentimentalität; die Form Eine Probe vom Dialog: Seid ihr einmal von hier hinweggezogen, Dulgirock. Jsko. Entsetzlich! Dulgirock! Es ist gesprochen! n. s. w. Dulgirock. Letzter Monolog der Verzweiflung, im hellen Wahnsinn und leidenschaftlichem Stürzet ein ihr hohen Hallen! (nach Oben) Ich könnte eine bekannte Leiermelodie dazu empfehlen. Später kam man freilich darauf, daß Carl Zwerghahn ein Anagramm von Russen und Oestreicher. Aus Wien. Wir fangen an, die Bitterkeit des russischen Bündnisses durchzukosten. Ja Der Inhalt des Stücks ist Müllner-Houwald'sche Sentimentalität; die Form Eine Probe vom Dialog: Seid ihr einmal von hier hinweggezogen, Dulgirock. Jsko. Entsetzlich! Dulgirock! Es ist gesprochen! n. s. w. Dulgirock. Letzter Monolog der Verzweiflung, im hellen Wahnsinn und leidenschaftlichem Stürzet ein ihr hohen Hallen! (nach Oben) Ich könnte eine bekannte Leiermelodie dazu empfehlen. Später kam man freilich darauf, daß Carl Zwerghahn ein Anagramm von Russen und Oestreicher. Aus Wien. Wir fangen an, die Bitterkeit des russischen Bündnisses durchzukosten. Ja <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0429" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279455"/> <p xml:id="ID_1460"> Der Inhalt des Stücks ist Müllner-Houwald'sche Sentimentalität; die Form<lb/> ein Puppentheater. Eine Königstochter erhält von ihrem Vater, dem zweiten Lear,<lb/> die Krone, sperrt ihn dafür ein und regiert tyrannisch. Ein Prinz, um sie zu<lb/> heilen, heuchelt eine noch raffinirtere tyrannische Gesinnung, sie verliebt sich des¬<lb/> halb in ihn, wird gedemüthigt, bereut und stirbt, nachdem sie noch zuletzt ver¬<lb/> sucht, den geliebte» Prinzen von seiner vermeintlichen Tyrannei zu bekehren.</p><lb/> <p xml:id="ID_1461"> Eine Probe vom Dialog:</p><lb/> <p xml:id="ID_1462"> Seid ihr einmal von hier hinweggezogen,<lb/> So wißt, es liegt der Pfeil auf dem gespannten Bogen,<lb/> Und sprecht nicht, daß ich schuldig bin,<lb/> Fliegt er in's Herz der Königin!</p><lb/> <note type="speaker"> Dulgirock. </note><lb/> <note type="speaker"> Jsko. </note><lb/> <p xml:id="ID_1463"> Entsetzlich! Dulgirock!</p><lb/> <p xml:id="ID_1464"> Es ist gesprochen! n. s. w.</p><lb/> <note type="speaker"> Dulgirock. </note><lb/> <p xml:id="ID_1465"> Letzter Monolog der Verzweiflung, im hellen Wahnsinn und leidenschaftlichem<lb/> Pathos gesprochen:</p><lb/> <p xml:id="ID_1466"> Stürzet ein ihr hohen Hallen!<lb/> Stirb, du stolze Königin!<lb/> Deine Allmacht ist zerfallen!<lb/> Deine Größe ist dahin!<lb/> sist dein Senf der sich verkündigt!<lb/> Meine Stunde nahet sich!<lb/> Gegen dich hab' ich gesündigt!<lb/> Tödte mich! — o tödte mich!</p><lb/> <stage> (nach Oben) </stage><lb/> <p xml:id="ID_1467"> Ich könnte eine bekannte Leiermelodie dazu empfehlen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1468"> Später kam man freilich darauf, daß Carl Zwerghahn ein Anagramm von<lb/> Langenschwarz sei, und daß der deutsche Shakespeare kein anderer sei, als der<lb/> alte Jmprovisator, der später im Socialismus Geschäfte gemacht, und der sich<lb/> uun in dieser neuen Sorte versuchte. Aber es wäre doch Schade, wenn man die<lb/> unmuthige Historie ganz vergessen sollte.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Russen und Oestreicher.<lb/> Aus Wien.</head><lb/> <p xml:id="ID_1469" next="#ID_1470"> Wir fangen an, die Bitterkeit des russischen Bündnisses durchzukosten. Ja<lb/> sogar unser Hof empfindet diesen Unwillen über die Feldherrn der Bundesgenossen.<lb/> Frägt man nach den Gründen dieser Reaktion, so findet sich allerdings nur ein<lb/> wirklicher, consistenter Grund zum Aerger, zur offenen Beschwerde kaum einer; aber<lb/> von je waren es die kleinen Leiden, welche am meisten geschmerzt haben. Es ließ<lb/> steh voraussehen, daß 150—200,000 Mann Russen nicht durch unsere Länder zie-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0429]
Der Inhalt des Stücks ist Müllner-Houwald'sche Sentimentalität; die Form
ein Puppentheater. Eine Königstochter erhält von ihrem Vater, dem zweiten Lear,
die Krone, sperrt ihn dafür ein und regiert tyrannisch. Ein Prinz, um sie zu
heilen, heuchelt eine noch raffinirtere tyrannische Gesinnung, sie verliebt sich des¬
halb in ihn, wird gedemüthigt, bereut und stirbt, nachdem sie noch zuletzt ver¬
sucht, den geliebte» Prinzen von seiner vermeintlichen Tyrannei zu bekehren.
Eine Probe vom Dialog:
Seid ihr einmal von hier hinweggezogen,
So wißt, es liegt der Pfeil auf dem gespannten Bogen,
Und sprecht nicht, daß ich schuldig bin,
Fliegt er in's Herz der Königin!
Dulgirock.
Jsko.
Entsetzlich! Dulgirock!
Es ist gesprochen! n. s. w.
Dulgirock.
Letzter Monolog der Verzweiflung, im hellen Wahnsinn und leidenschaftlichem
Pathos gesprochen:
Stürzet ein ihr hohen Hallen!
Stirb, du stolze Königin!
Deine Allmacht ist zerfallen!
Deine Größe ist dahin!
sist dein Senf der sich verkündigt!
Meine Stunde nahet sich!
Gegen dich hab' ich gesündigt!
Tödte mich! — o tödte mich!
(nach Oben)
Ich könnte eine bekannte Leiermelodie dazu empfehlen.
Später kam man freilich darauf, daß Carl Zwerghahn ein Anagramm von
Langenschwarz sei, und daß der deutsche Shakespeare kein anderer sei, als der
alte Jmprovisator, der später im Socialismus Geschäfte gemacht, und der sich
uun in dieser neuen Sorte versuchte. Aber es wäre doch Schade, wenn man die
unmuthige Historie ganz vergessen sollte.
Russen und Oestreicher.
Aus Wien.
Wir fangen an, die Bitterkeit des russischen Bündnisses durchzukosten. Ja
sogar unser Hof empfindet diesen Unwillen über die Feldherrn der Bundesgenossen.
Frägt man nach den Gründen dieser Reaktion, so findet sich allerdings nur ein
wirklicher, consistenter Grund zum Aerger, zur offenen Beschwerde kaum einer; aber
von je waren es die kleinen Leiden, welche am meisten geschmerzt haben. Es ließ
steh voraussehen, daß 150—200,000 Mann Russen nicht durch unsere Länder zie-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |