Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.Briefe eines deutschen Reifenden. Schönen Dank, liebwerther Prediger von der Ferdinandsbrücke, für den Aber hier ist das Beil "ut "f U>o <i>!k"ti0n, wie Tapley sagen würde, denn Wenn Sie nach Wien kommen sollten und ein Wirthshaus besuche", so rathe Briefe eines deutschen Reifenden. Schönen Dank, liebwerther Prediger von der Ferdinandsbrücke, für den Aber hier ist das Beil »ut »f U>o <i>!k«ti0n, wie Tapley sagen würde, denn Wenn Sie nach Wien kommen sollten und ein Wirthshaus besuche», so rathe <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0453" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278963"/> </div> </div> <div n="1"> <head> Briefe eines deutschen Reifenden.</head><lb/> <div n="2"> <head> </head><lb/> <p xml:id="ID_1466"> Schönen Dank, liebwerther Prediger von der Ferdinandsbrücke, für den<lb/> sinnreichen Zuspruch in Ur. 23 der Grenzboten. Ich sehe mit Vergnügen, daß<lb/> Ihr im Hauptquartier die Fahnen hoch haltet und die Trommel der Vaterlands¬<lb/> liebe noch nicht mit dem schwarzen Tuch der Betrübniß gedämpft hat. Paukr muthig<lb/> darauf los, aber redet nicht vou unserem jämmerlichen Kleinmuth. Ihr solltet<lb/> nur auf acht Tage nach Wien kommen und ich wette, der Prediger wird die<lb/> „Backhabnerl" der Gemüthlichkeit mit schmerzlich verzogenem Munde essen, Kobold<lb/> wird den Schnurrbart der Tapferkeit zu weicher Charpie zerzupfe» und Ihr- Bei¬<lb/> den werdet mit dem Sofi den guten Humor bewundern, mit welchem wir auf un¬<lb/> serem Posten in Wien bisher ausgeharrt haben. — Sie verweisen mich auf die<lb/> Philosophie von Mark Tapley; so bitte ich auch mit nächster Post um ein scharfes<lb/> Beil, denn der Uankee, welchen Dickens mit dem guten Mark reisen läßt, war<lb/> zu sehr in-lttor ot" l'net — in:in, um das „höhnische Lächeln" für eine ausreichende<lb/> U-iKii-r (!Il.»t.r gegen nächtliche Schlangen-Haussuchungen zu halte». Vielmehr<lb/> sprach er, den Tabaksaft der Verachtung ans dem linke» Mundwinkel spritzend,<lb/> also zu dem lustigen Tapley: N-ulv in<-, lciieixiier, es kommt wohl um Mitter¬<lb/> nacht eine Klapperschlange auf deine Bettdecke, oder setzt sich dir zu Häupten auf's<lb/> Kopfkissen, Pfropfenzieher spielend und spionirt dich mit blutdürstigen Auge» an,<lb/> >>t>t never miixl, du hast ja ein scharfes Beil bei der Hand, nicht wahr? Well,<lb/> du haucht ihr ganz ruhig den Kopf ab, lachst ein oder zweimal über den guten<lb/> Sport und schnarchst weiter wie eine Säge, wenn sie im Urwald arbeitet.</p><lb/> <p xml:id="ID_1467"> Aber hier ist das Beil »ut »f U>o <i>!k«ti0n, wie Tapley sagen würde, denn<lb/> ob auch Wien seine Sümpfe und Schlange» hat, trotz einem amcnkaniscbcn Ur¬<lb/> wald, so erfreut es sich dafür der besten europäischen Verfassung, „des Belage¬<lb/> rungszustandes, umgeben von konstitutionellen Versprechungen", wie neulich die<lb/> Ostdeutsche Post spottete, und diese Verfassung, welche auch die gesetzlichen wie<lb/> die ungesetzlichen Wege vcrbarrikadirt, begünstigt das Gewürm gegen die Men¬<lb/> schen und erlaubt deu letzter» kaum ein höhnisches Lächeln anderswo als zwischen<lb/> ihren vier Pfähle».</p><lb/> <p xml:id="ID_1468" next="#ID_1469"> Wenn Sie nach Wien kommen sollten und ein Wirthshaus besuche», so rathe<lb/> ich Ihnen, steh in die sogenannte „Schwemme" z» setze», das Zimmer der Fuhr¬<lb/> leute, Holzhauer und Tagelöhner. Das Herz wird Ihnen aufgehen über die<lb/> gute Natur und die kernige Naivetät des untern Volkes. Jedenfalls plaudert<lb/> sich'S angenehmer und sicherer mit dem Holzhauer, als mit dem Bürger ans der</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0453]
Briefe eines deutschen Reifenden.
Schönen Dank, liebwerther Prediger von der Ferdinandsbrücke, für den
sinnreichen Zuspruch in Ur. 23 der Grenzboten. Ich sehe mit Vergnügen, daß
Ihr im Hauptquartier die Fahnen hoch haltet und die Trommel der Vaterlands¬
liebe noch nicht mit dem schwarzen Tuch der Betrübniß gedämpft hat. Paukr muthig
darauf los, aber redet nicht vou unserem jämmerlichen Kleinmuth. Ihr solltet
nur auf acht Tage nach Wien kommen und ich wette, der Prediger wird die
„Backhabnerl" der Gemüthlichkeit mit schmerzlich verzogenem Munde essen, Kobold
wird den Schnurrbart der Tapferkeit zu weicher Charpie zerzupfe» und Ihr- Bei¬
den werdet mit dem Sofi den guten Humor bewundern, mit welchem wir auf un¬
serem Posten in Wien bisher ausgeharrt haben. — Sie verweisen mich auf die
Philosophie von Mark Tapley; so bitte ich auch mit nächster Post um ein scharfes
Beil, denn der Uankee, welchen Dickens mit dem guten Mark reisen läßt, war
zu sehr in-lttor ot" l'net — in:in, um das „höhnische Lächeln" für eine ausreichende
U-iKii-r (!Il.»t.r gegen nächtliche Schlangen-Haussuchungen zu halte». Vielmehr
sprach er, den Tabaksaft der Verachtung ans dem linke» Mundwinkel spritzend,
also zu dem lustigen Tapley: N-ulv in<-, lciieixiier, es kommt wohl um Mitter¬
nacht eine Klapperschlange auf deine Bettdecke, oder setzt sich dir zu Häupten auf's
Kopfkissen, Pfropfenzieher spielend und spionirt dich mit blutdürstigen Auge» an,
>>t>t never miixl, du hast ja ein scharfes Beil bei der Hand, nicht wahr? Well,
du haucht ihr ganz ruhig den Kopf ab, lachst ein oder zweimal über den guten
Sport und schnarchst weiter wie eine Säge, wenn sie im Urwald arbeitet.
Aber hier ist das Beil »ut »f U>o <i>!k«ti0n, wie Tapley sagen würde, denn
ob auch Wien seine Sümpfe und Schlange» hat, trotz einem amcnkaniscbcn Ur¬
wald, so erfreut es sich dafür der besten europäischen Verfassung, „des Belage¬
rungszustandes, umgeben von konstitutionellen Versprechungen", wie neulich die
Ostdeutsche Post spottete, und diese Verfassung, welche auch die gesetzlichen wie
die ungesetzlichen Wege vcrbarrikadirt, begünstigt das Gewürm gegen die Men¬
schen und erlaubt deu letzter» kaum ein höhnisches Lächeln anderswo als zwischen
ihren vier Pfähle».
Wenn Sie nach Wien kommen sollten und ein Wirthshaus besuche», so rathe
ich Ihnen, steh in die sogenannte „Schwemme" z» setze», das Zimmer der Fuhr¬
leute, Holzhauer und Tagelöhner. Das Herz wird Ihnen aufgehen über die
gute Natur und die kernige Naivetät des untern Volkes. Jedenfalls plaudert
sich'S angenehmer und sicherer mit dem Holzhauer, als mit dem Bürger ans der
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