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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.

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denn dieser Club war nichts als der Protest der souveränen Gamin-Ungezogenheit
gegen den Staat überhaupt.

Wir möchten nicht gern mit einem sentimentalen Bedauern schließen: wie
Schade, daß eine an sich so edle und tüchtige Natur durch eigne Schuld zu
Grunde geht! Aber es ist nicht anders. Die Anschauung der Kritik von der
Fäulniß der Menschheit ist nur ein Spiegelbild; wie der Dichter der Maria Mag-
daleua in der confusen, haltlosen, siechen Welt, die er darstellt, sein eigenes
Innere reproducirt. Die souveräne Kritik, welche mit den Gegenständen ein
göttliches Spiel zu treiben glaubt, ist ein Spiel der Gegenstände; in unfreier
Bewegung folgt sie dem Strom der Ereignisse, lästernd und spottend; aber die
Lästerung und der Spott ist nur ein Zeugniß ihrer eigenen Unprvductivität und
ihrer Abhängigkeit vou dem Gegensatz, an dem sie allein ihr Dasein hat.




Literarische Neuigkeiten.

Die Geschichte Englands seit dem Regierungsantritt Jakobs II
Von Thomas Babington Macaulay. ttebersetzt von Prof. Butan.
Leipzig, T. O. Weigel. 1. Band.

In dem Gewirr von Unverstand, Schlechtigkeit, Furcht und Ueberspanntheit,
von Feigheit und Idealismus, das wir heute Politik nennen und welches Wissen¬
schaft und Kunst fast eben so einspannt, als das öffentliche Leben, erregt es ein
Behagen, wie der Anblick einer Oase in der Wüste, wenn uns etwas Verständi¬
ges begegnet. Die Lectüre des obengenannten Werkes macht einen solchen Ein¬
druck, dem Inhalt wie der Darstellung nach. Seit längerer Zeit ist in England
kein Werk populärer gewesen. Kaum ein Vierteljahr alt, hat es bereits die dritte
Auflage. Selbst der "Punch," wenn' er einen englischen Hausvater schildert, der
sich auf den Abend einen rechten häuslichen Genuß vorbehalten habe, sagt: ^
habe sich vorgenommen, im Macaulay zu lesen.

Eine ausführliche Besprechung behalten wir uns vor, sobald uns der zweite
Theil vorliegt. Der erste enthält Folgendes. Im I . Cap. kurze Skizze der eng¬
lischen Geschichte mit vorzüglicher Berücksichtigung der Revolutionszeit bis zur
Restauration. Cap. 2. Geschichte Karl II. Cap. 3. -- das glänzendste, und
namentlich für uus lehrreichste -- die Sitten Englands am Ende des .17. Jahr¬
hunderts. Die beiden folgenden Capitel enthalten die beiden ersten Jahre der
Negierung Jacobs II.¬

Als eine vorläufige Probe geben wir die Darstellung des englischen Land
edelmanns im 17. Jahrhundert.


denn dieser Club war nichts als der Protest der souveränen Gamin-Ungezogenheit
gegen den Staat überhaupt.

Wir möchten nicht gern mit einem sentimentalen Bedauern schließen: wie
Schade, daß eine an sich so edle und tüchtige Natur durch eigne Schuld zu
Grunde geht! Aber es ist nicht anders. Die Anschauung der Kritik von der
Fäulniß der Menschheit ist nur ein Spiegelbild; wie der Dichter der Maria Mag-
daleua in der confusen, haltlosen, siechen Welt, die er darstellt, sein eigenes
Innere reproducirt. Die souveräne Kritik, welche mit den Gegenständen ein
göttliches Spiel zu treiben glaubt, ist ein Spiel der Gegenstände; in unfreier
Bewegung folgt sie dem Strom der Ereignisse, lästernd und spottend; aber die
Lästerung und der Spott ist nur ein Zeugniß ihrer eigenen Unprvductivität und
ihrer Abhängigkeit vou dem Gegensatz, an dem sie allein ihr Dasein hat.




Literarische Neuigkeiten.

Die Geschichte Englands seit dem Regierungsantritt Jakobs II
Von Thomas Babington Macaulay. ttebersetzt von Prof. Butan.
Leipzig, T. O. Weigel. 1. Band.

In dem Gewirr von Unverstand, Schlechtigkeit, Furcht und Ueberspanntheit,
von Feigheit und Idealismus, das wir heute Politik nennen und welches Wissen¬
schaft und Kunst fast eben so einspannt, als das öffentliche Leben, erregt es ein
Behagen, wie der Anblick einer Oase in der Wüste, wenn uns etwas Verständi¬
ges begegnet. Die Lectüre des obengenannten Werkes macht einen solchen Ein¬
druck, dem Inhalt wie der Darstellung nach. Seit längerer Zeit ist in England
kein Werk populärer gewesen. Kaum ein Vierteljahr alt, hat es bereits die dritte
Auflage. Selbst der „Punch," wenn' er einen englischen Hausvater schildert, der
sich auf den Abend einen rechten häuslichen Genuß vorbehalten habe, sagt: ^
habe sich vorgenommen, im Macaulay zu lesen.

Eine ausführliche Besprechung behalten wir uns vor, sobald uns der zweite
Theil vorliegt. Der erste enthält Folgendes. Im I . Cap. kurze Skizze der eng¬
lischen Geschichte mit vorzüglicher Berücksichtigung der Revolutionszeit bis zur
Restauration. Cap. 2. Geschichte Karl II. Cap. 3. — das glänzendste, und
namentlich für uus lehrreichste — die Sitten Englands am Ende des .17. Jahr¬
hunderts. Die beiden folgenden Capitel enthalten die beiden ersten Jahre der
Negierung Jacobs II.¬

Als eine vorläufige Probe geben wir die Darstellung des englischen Land
edelmanns im 17. Jahrhundert.


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[0336] denn dieser Club war nichts als der Protest der souveränen Gamin-Ungezogenheit gegen den Staat überhaupt. Wir möchten nicht gern mit einem sentimentalen Bedauern schließen: wie Schade, daß eine an sich so edle und tüchtige Natur durch eigne Schuld zu Grunde geht! Aber es ist nicht anders. Die Anschauung der Kritik von der Fäulniß der Menschheit ist nur ein Spiegelbild; wie der Dichter der Maria Mag- daleua in der confusen, haltlosen, siechen Welt, die er darstellt, sein eigenes Innere reproducirt. Die souveräne Kritik, welche mit den Gegenständen ein göttliches Spiel zu treiben glaubt, ist ein Spiel der Gegenstände; in unfreier Bewegung folgt sie dem Strom der Ereignisse, lästernd und spottend; aber die Lästerung und der Spott ist nur ein Zeugniß ihrer eigenen Unprvductivität und ihrer Abhängigkeit vou dem Gegensatz, an dem sie allein ihr Dasein hat. Literarische Neuigkeiten. Die Geschichte Englands seit dem Regierungsantritt Jakobs II Von Thomas Babington Macaulay. ttebersetzt von Prof. Butan. Leipzig, T. O. Weigel. 1. Band. In dem Gewirr von Unverstand, Schlechtigkeit, Furcht und Ueberspanntheit, von Feigheit und Idealismus, das wir heute Politik nennen und welches Wissen¬ schaft und Kunst fast eben so einspannt, als das öffentliche Leben, erregt es ein Behagen, wie der Anblick einer Oase in der Wüste, wenn uns etwas Verständi¬ ges begegnet. Die Lectüre des obengenannten Werkes macht einen solchen Ein¬ druck, dem Inhalt wie der Darstellung nach. Seit längerer Zeit ist in England kein Werk populärer gewesen. Kaum ein Vierteljahr alt, hat es bereits die dritte Auflage. Selbst der „Punch," wenn' er einen englischen Hausvater schildert, der sich auf den Abend einen rechten häuslichen Genuß vorbehalten habe, sagt: ^ habe sich vorgenommen, im Macaulay zu lesen. Eine ausführliche Besprechung behalten wir uns vor, sobald uns der zweite Theil vorliegt. Der erste enthält Folgendes. Im I . Cap. kurze Skizze der eng¬ lischen Geschichte mit vorzüglicher Berücksichtigung der Revolutionszeit bis zur Restauration. Cap. 2. Geschichte Karl II. Cap. 3. — das glänzendste, und namentlich für uus lehrreichste — die Sitten Englands am Ende des .17. Jahr¬ hunderts. Die beiden folgenden Capitel enthalten die beiden ersten Jahre der Negierung Jacobs II.¬ Als eine vorläufige Probe geben wir die Darstellung des englischen Land edelmanns im 17. Jahrhundert.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_278509/336>, abgerufen am 15.01.2025.