Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.neue befinden sich heute von allen möglichen Nationalitäten Oestreichs"), und Die russische Intervention und der Lloyd. Diese Blätter gehören zu den Gegnern des Ministeriums Stadion-Schwar¬ Wie gesagt, der Lloyd glaubt sich dem Glücke Oestreichs gegenüber zu Dank *) Kappelbaumcr sagt noch viel zu wenig, den" in der östreichischen Armee sind, wie in
Wallenstein's Lager, alle Nationali,ater der Welt vertreten. Im Offizierkorps wenigstens fin¬ det man, außer den Oeser-indem, norddeutsche, Belgier, Schweizer, Spanier, Skandinaven, Franzosen, Schotten, Eng- und Irländer; sogar Brasilien hat sein Contingent geliefert. En> Beweis, nach Kappelbaumer, daß der babylonische Thurmbau blos aus Mangel an Disciplin und Spießruthen nicht rentirt hat und daß die Prophezeiungen des Jesaias und des Fourier von der Wiederkehr des goldenen Zeitalters und der Verbrüderung aller Völker kein leerer Traum sind! neue befinden sich heute von allen möglichen Nationalitäten Oestreichs"), und Die russische Intervention und der Lloyd. Diese Blätter gehören zu den Gegnern des Ministeriums Stadion-Schwar¬ Wie gesagt, der Lloyd glaubt sich dem Glücke Oestreichs gegenüber zu Dank *) Kappelbaumcr sagt noch viel zu wenig, den» in der östreichischen Armee sind, wie in
Wallenstein's Lager, alle Nationali,ater der Welt vertreten. Im Offizierkorps wenigstens fin¬ det man, außer den Oeser-indem, norddeutsche, Belgier, Schweizer, Spanier, Skandinaven, Franzosen, Schotten, Eng- und Irländer; sogar Brasilien hat sein Contingent geliefert. En> Beweis, nach Kappelbaumer, daß der babylonische Thurmbau blos aus Mangel an Disciplin und Spießruthen nicht rentirt hat und daß die Prophezeiungen des Jesaias und des Fourier von der Wiederkehr des goldenen Zeitalters und der Verbrüderung aller Völker kein leerer Traum sind! <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0256" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278766"/> <p xml:id="ID_808" prev="#ID_807"> neue befinden sich heute von allen möglichen Nationalitäten Oestreichs"), und<lb/> doch welche Harmonie: welche Ordnung und Brüderlichkeit! Wann werden wir'ö<lb/> erleben, daß die Volker so einträchtig und ordentlich zusammengehen wie unsere<lb/> braven Soldaten!"</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die russische Intervention und der Lloyd.</head><lb/> <p xml:id="ID_809"> Diese Blätter gehören zu den Gegnern des Ministeriums Stadion-Schwar¬<lb/> zenberg. Der Lloyd gehört zu ihren Freunden. In diesen Blättern wurde die Be¬<lb/> fürchtung ausgesprochen, die Regierung könnte geneigt sein, sich gegen Ungarn die<lb/> Hilfe Rußlands zu erflehen, zu erbetteln, zu erkaufen. Der Lloyd dankt dem Glücke<lb/> Oestreichs dafür, daß ihm russische Truppen in der jetzigen Zeit der Bedrängniß<lb/> zu Gebote stehn. Mag nun die Freundschaft des Lloyd für die ersten Organe<lb/> der östreichischen Verwaltung eine obligate, paktirte oder freiwillige, aus der Ueber¬<lb/> zeugung des Wahren geflossen sein — wir wollen darüber hinweggehn, weil wir<lb/> es können. Der Lloyd jedoch trägt seit Monaten als treuer Schildknappe der<lb/> Minister diesen ihre Lanzen und Köcher mit in die Schlachten, welche sie der<lb/> öffentlichen Meinung zu liefern für gut finden, er politisire und diplomatisirt mit<lb/> ihnen in seltener bedientenmäßiger Harmonie, er hat wie hochnäsige Kammerdiener<lb/> altadeliger Häuser die Manieren seiner Herrschaften sich angeeignet und behandelt<lb/> alles was nicht zum „Hause" gehört als Canaille. Man muß daher einmal mit<lb/> diesem Kammerdiener ein offenes Wort reden, damit es zu den Ohren seines Ge¬<lb/> bieters komme.</p><lb/> <p xml:id="ID_810" next="#ID_811"> Wie gesagt, der Lloyd glaubt sich dem Glücke Oestreichs gegenüber zu Dank<lb/> verpflichtet, daß ihm die Freundschaft Rußlands zur Disposition steht und tröstet<lb/> sich leicht über das Wehgeschrei der Opposition und ihre „sentimentale" Politik.<lb/> Auch wir würde» uns gerne über die praktisch sein sollende Politik des Lloyd trö¬<lb/> sten, wenn sie sich ihr Terrain in Schweden oder Nordamerika ausgesucht hätte.<lb/> Wir stehen aber auf östreichischen Boden und bereiten uns Trauerflöre für die</p><lb/> <note xml:id="FID_23" place="foot"> *) Kappelbaumcr sagt noch viel zu wenig, den» in der östreichischen Armee sind, wie in<lb/> Wallenstein's Lager, alle Nationali,ater der Welt vertreten. Im Offizierkorps wenigstens fin¬<lb/> det man, außer den Oeser-indem, norddeutsche, Belgier, Schweizer, Spanier, Skandinaven,<lb/> Franzosen, Schotten, Eng- und Irländer; sogar Brasilien hat sein Contingent geliefert. En><lb/> Beweis, nach Kappelbaumer, daß der babylonische Thurmbau blos aus Mangel an Disciplin<lb/> und Spießruthen nicht rentirt hat und daß die Prophezeiungen des Jesaias und des Fourier<lb/> von der Wiederkehr des goldenen Zeitalters und der Verbrüderung aller Völker kein leerer<lb/> Traum sind!</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0256]
neue befinden sich heute von allen möglichen Nationalitäten Oestreichs"), und
doch welche Harmonie: welche Ordnung und Brüderlichkeit! Wann werden wir'ö
erleben, daß die Volker so einträchtig und ordentlich zusammengehen wie unsere
braven Soldaten!"
Die russische Intervention und der Lloyd.
Diese Blätter gehören zu den Gegnern des Ministeriums Stadion-Schwar¬
zenberg. Der Lloyd gehört zu ihren Freunden. In diesen Blättern wurde die Be¬
fürchtung ausgesprochen, die Regierung könnte geneigt sein, sich gegen Ungarn die
Hilfe Rußlands zu erflehen, zu erbetteln, zu erkaufen. Der Lloyd dankt dem Glücke
Oestreichs dafür, daß ihm russische Truppen in der jetzigen Zeit der Bedrängniß
zu Gebote stehn. Mag nun die Freundschaft des Lloyd für die ersten Organe
der östreichischen Verwaltung eine obligate, paktirte oder freiwillige, aus der Ueber¬
zeugung des Wahren geflossen sein — wir wollen darüber hinweggehn, weil wir
es können. Der Lloyd jedoch trägt seit Monaten als treuer Schildknappe der
Minister diesen ihre Lanzen und Köcher mit in die Schlachten, welche sie der
öffentlichen Meinung zu liefern für gut finden, er politisire und diplomatisirt mit
ihnen in seltener bedientenmäßiger Harmonie, er hat wie hochnäsige Kammerdiener
altadeliger Häuser die Manieren seiner Herrschaften sich angeeignet und behandelt
alles was nicht zum „Hause" gehört als Canaille. Man muß daher einmal mit
diesem Kammerdiener ein offenes Wort reden, damit es zu den Ohren seines Ge¬
bieters komme.
Wie gesagt, der Lloyd glaubt sich dem Glücke Oestreichs gegenüber zu Dank
verpflichtet, daß ihm die Freundschaft Rußlands zur Disposition steht und tröstet
sich leicht über das Wehgeschrei der Opposition und ihre „sentimentale" Politik.
Auch wir würde» uns gerne über die praktisch sein sollende Politik des Lloyd trö¬
sten, wenn sie sich ihr Terrain in Schweden oder Nordamerika ausgesucht hätte.
Wir stehen aber auf östreichischen Boden und bereiten uns Trauerflöre für die
*) Kappelbaumcr sagt noch viel zu wenig, den» in der östreichischen Armee sind, wie in
Wallenstein's Lager, alle Nationali,ater der Welt vertreten. Im Offizierkorps wenigstens fin¬
det man, außer den Oeser-indem, norddeutsche, Belgier, Schweizer, Spanier, Skandinaven,
Franzosen, Schotten, Eng- und Irländer; sogar Brasilien hat sein Contingent geliefert. En>
Beweis, nach Kappelbaumer, daß der babylonische Thurmbau blos aus Mangel an Disciplin
und Spießruthen nicht rentirt hat und daß die Prophezeiungen des Jesaias und des Fourier
von der Wiederkehr des goldenen Zeitalters und der Verbrüderung aller Völker kein leerer
Traum sind!
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |