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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.

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womit er zu Werke ging, die grobe Behandlung dieser fluchwürdigen, bis dahin
mit aller Finesse ausgeführten Politik litt unter seinen ungeschickten Händen und
hatte zur Folge, daß dieselbe zu augenscheinlich zu Tage kam, und endlich
auch von der großen Masse durchblickt und wirkungslos wurde.




Zur Oestreichischen Literatur.



Geschichte der deutschen Nationalliteratur der östreichischen Mo¬
narchie von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart. Von I. G. Toscanv
del Banner. 1r Bd. Wien, Jasper, Hügel und Manz.

Wir wollen auf dieses Werk, dessen nähere Besprechung wir uns vorbehalten,
nur vorläufig aufmerksam macheu. Es ist die Frucht vieljähriger Arbeiten, und
hat außer dem wissenschaftlichen Zweck -- der sich namentlich in einer sehr aus¬
führlichen Zusammenstellung des vorhandenen literarischen Materials äußert --
auch eine" patriotischen; es soll die Deutschen Oestreichs auf ihren geistigen
Zusammenhang mit dem großen Mutterlands und auf ihre Berechtigung in dem¬
selben aufmerksam machen. Eine Tendenz, welche die Grenzboten nur auf das
Lebhafteste unterstützen können. So entschieden wir, wenigstens für jetzt, gegen
die politische Trennung Deutsch-Oestreichs von seinen nichtdeutschen Neben¬
ländern und folglich auch gegen seine Einverleibung in den centralistrten deutschen
Bundesstaat uns erklären müssen, so eifrig werden wir jedes Mittel ergreifen,
das nationale Verständniß mit unsern vorläufig einem andern Staatsverbande an-
gehörigen deutscheu Brüdern aufrecht zu halten.




Zur Charakteristik Heidelbergs.



ii.

Dem Ursprung der deutschen Kaiseridee etwas näher nachzuspüren, dürfte,
selbst auf die Gefahr hin, oft Gesagtes dabei noch einmal wiederholen zu müssen,
doch wohl in der Gegenwart von so vielem Interesse sein, daß der Leser es über¬
sehen wird, wie dafür der Titel des Aufsatzes nicht so ganz paßt -- obschon in
Heidelberg das Brautbett stand, in welchem dieses schwergebvrne Kind in ehrlicher,
selbstsuchtsloser Liebe zum Vaterland gezeugt ward. Wir möchten gern sür den


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womit er zu Werke ging, die grobe Behandlung dieser fluchwürdigen, bis dahin
mit aller Finesse ausgeführten Politik litt unter seinen ungeschickten Händen und
hatte zur Folge, daß dieselbe zu augenscheinlich zu Tage kam, und endlich
auch von der großen Masse durchblickt und wirkungslos wurde.




Zur Oestreichischen Literatur.



Geschichte der deutschen Nationalliteratur der östreichischen Mo¬
narchie von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart. Von I. G. Toscanv
del Banner. 1r Bd. Wien, Jasper, Hügel und Manz.

Wir wollen auf dieses Werk, dessen nähere Besprechung wir uns vorbehalten,
nur vorläufig aufmerksam macheu. Es ist die Frucht vieljähriger Arbeiten, und
hat außer dem wissenschaftlichen Zweck — der sich namentlich in einer sehr aus¬
führlichen Zusammenstellung des vorhandenen literarischen Materials äußert —
auch eine» patriotischen; es soll die Deutschen Oestreichs auf ihren geistigen
Zusammenhang mit dem großen Mutterlands und auf ihre Berechtigung in dem¬
selben aufmerksam machen. Eine Tendenz, welche die Grenzboten nur auf das
Lebhafteste unterstützen können. So entschieden wir, wenigstens für jetzt, gegen
die politische Trennung Deutsch-Oestreichs von seinen nichtdeutschen Neben¬
ländern und folglich auch gegen seine Einverleibung in den centralistrten deutschen
Bundesstaat uns erklären müssen, so eifrig werden wir jedes Mittel ergreifen,
das nationale Verständniß mit unsern vorläufig einem andern Staatsverbande an-
gehörigen deutscheu Brüdern aufrecht zu halten.




Zur Charakteristik Heidelbergs.



ii.

Dem Ursprung der deutschen Kaiseridee etwas näher nachzuspüren, dürfte,
selbst auf die Gefahr hin, oft Gesagtes dabei noch einmal wiederholen zu müssen,
doch wohl in der Gegenwart von so vielem Interesse sein, daß der Leser es über¬
sehen wird, wie dafür der Titel des Aufsatzes nicht so ganz paßt — obschon in
Heidelberg das Brautbett stand, in welchem dieses schwergebvrne Kind in ehrlicher,
selbstsuchtsloser Liebe zum Vaterland gezeugt ward. Wir möchten gern sür den


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[0227] womit er zu Werke ging, die grobe Behandlung dieser fluchwürdigen, bis dahin mit aller Finesse ausgeführten Politik litt unter seinen ungeschickten Händen und hatte zur Folge, daß dieselbe zu augenscheinlich zu Tage kam, und endlich auch von der großen Masse durchblickt und wirkungslos wurde. Zur Oestreichischen Literatur. Geschichte der deutschen Nationalliteratur der östreichischen Mo¬ narchie von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart. Von I. G. Toscanv del Banner. 1r Bd. Wien, Jasper, Hügel und Manz. Wir wollen auf dieses Werk, dessen nähere Besprechung wir uns vorbehalten, nur vorläufig aufmerksam macheu. Es ist die Frucht vieljähriger Arbeiten, und hat außer dem wissenschaftlichen Zweck — der sich namentlich in einer sehr aus¬ führlichen Zusammenstellung des vorhandenen literarischen Materials äußert — auch eine» patriotischen; es soll die Deutschen Oestreichs auf ihren geistigen Zusammenhang mit dem großen Mutterlands und auf ihre Berechtigung in dem¬ selben aufmerksam machen. Eine Tendenz, welche die Grenzboten nur auf das Lebhafteste unterstützen können. So entschieden wir, wenigstens für jetzt, gegen die politische Trennung Deutsch-Oestreichs von seinen nichtdeutschen Neben¬ ländern und folglich auch gegen seine Einverleibung in den centralistrten deutschen Bundesstaat uns erklären müssen, so eifrig werden wir jedes Mittel ergreifen, das nationale Verständniß mit unsern vorläufig einem andern Staatsverbande an- gehörigen deutscheu Brüdern aufrecht zu halten. Zur Charakteristik Heidelbergs. ii. Dem Ursprung der deutschen Kaiseridee etwas näher nachzuspüren, dürfte, selbst auf die Gefahr hin, oft Gesagtes dabei noch einmal wiederholen zu müssen, doch wohl in der Gegenwart von so vielem Interesse sein, daß der Leser es über¬ sehen wird, wie dafür der Titel des Aufsatzes nicht so ganz paßt — obschon in Heidelberg das Brautbett stand, in welchem dieses schwergebvrne Kind in ehrlicher, selbstsuchtsloser Liebe zum Vaterland gezeugt ward. Wir möchten gern sür den 20"

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_278509/227>, abgerufen am 15.01.2025.