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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.

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lichen Feldherrn Gegenwart wird den gesunkenen Muth der Serben neu beleben
und anfachen zu neuer Heldenthat.

Schließlich geben wir ein Portrait des jungen Serbenhelden. Stratimirovic,
ist von mittlerer Größe, schlank und schmächtig gebaut, beweglich und von den
glattesten, an's Aristokratische streifende Manieren. Der Kopf ist schon und aus¬
drucksvoll, die Stiru hochgewölbt, die Nase griechisch, die Augen von unbeschreib¬
lichem Feuer. Er trägt das braune Haupthaar leicht gelockt und einen blonden
Schnurr- und Backenbart. Seine gewöhnliche Kleidung als Obercommandant der
serbischen Jnsurrection war der Waffenrock eines Stabsoffiziers aus dem Fürsten-
thum Serbien, mit goldgestickten Kragen und Aufschlägen "ud goldenen Epau¬
lettes. Seine Schärpe war vou Silber mit blau und roth durchwirkt, die Kopf¬
bedeckung ein Sturmhut mit weißem hohem Federbusch. Im Felde pflegte Strati¬
mirovic einen grauen Radmantel mit Fuchspelz verbrämt zu tragen darüber hing
,F. K. M. an rothem Wehrgehäng Säbel und Karabiner. .




Professor Prest.

Die Besucher deö östreichischen Reichstages werden sich eines Abgeordneten
der slavischen Rechten erinnern, welcher zwar in der Kammer niemals sprach (dafür
öfter im slavischen Klub), aber doch durch seiue bei ihrer Mißgestalt sehr interessante,
ich möchte sagen -- anziehende Persönlichkeit, auffiel. Eine kleine, verwachsene
Gestalt, mit aufrechten Kopf, der mit seinen blauen sanften Augen, den blassen,
leidend aussehenden Wangen und dem langen, schwarz glänzenden Lockenhaar etwas
Schwärmerisches, Poetisches hatte. Der kleine Mann war Ol. Johann Spatoplnk
Prest, Professor der Naturgeschichte an der medicinischen Fakultät zu Prag, ein
auserwählter Jünger der Wissenschaft, einer der vorzüglichsten Erwecker, ja, man
kann sagen: Neuschöpfer der jetzigen czechischen Literatur, geachtet und geehrt, s"
weit die slavische Zunge reicht, innig geliebt von Allen, die ihm näher standen.
Prest wird mit Recht unter die literarischen Notabilitäten der Slaven gezählt, er
gehört nebst Hnewkowsky, Puchmcchr, den beiden Nejedly und dem Ritter Jung¬
mann zu den Vätern des jungen Eechien. Professor Prest folgte, der Erste unter
den Deputirten, dem aufgelösten Reichstag ins Grab nach, er starb nach kurzen
Leiden am 7. April l. I. zu Prag. Seine Leichenfeier wurde glänzend, wie die
Jungmanns, gefeiert, und eine unabsehbare Menge schritt hinter dem Sarge, den
ein vom Verewigten wohl verdienter Lorbeer umkränzte.

Johann Spatoplnk Prest war am 4. September >7!N zu Prag geboren und
eben da erzogen und gebildet, und im Jahre 18l5 an der Prager Hochschule zum


lichen Feldherrn Gegenwart wird den gesunkenen Muth der Serben neu beleben
und anfachen zu neuer Heldenthat.

Schließlich geben wir ein Portrait des jungen Serbenhelden. Stratimirovic,
ist von mittlerer Größe, schlank und schmächtig gebaut, beweglich und von den
glattesten, an's Aristokratische streifende Manieren. Der Kopf ist schon und aus¬
drucksvoll, die Stiru hochgewölbt, die Nase griechisch, die Augen von unbeschreib¬
lichem Feuer. Er trägt das braune Haupthaar leicht gelockt und einen blonden
Schnurr- und Backenbart. Seine gewöhnliche Kleidung als Obercommandant der
serbischen Jnsurrection war der Waffenrock eines Stabsoffiziers aus dem Fürsten-
thum Serbien, mit goldgestickten Kragen und Aufschlägen »ud goldenen Epau¬
lettes. Seine Schärpe war vou Silber mit blau und roth durchwirkt, die Kopf¬
bedeckung ein Sturmhut mit weißem hohem Federbusch. Im Felde pflegte Strati¬
mirovic einen grauen Radmantel mit Fuchspelz verbrämt zu tragen darüber hing
,F. K. M. an rothem Wehrgehäng Säbel und Karabiner. .




Professor Prest.

Die Besucher deö östreichischen Reichstages werden sich eines Abgeordneten
der slavischen Rechten erinnern, welcher zwar in der Kammer niemals sprach (dafür
öfter im slavischen Klub), aber doch durch seiue bei ihrer Mißgestalt sehr interessante,
ich möchte sagen — anziehende Persönlichkeit, auffiel. Eine kleine, verwachsene
Gestalt, mit aufrechten Kopf, der mit seinen blauen sanften Augen, den blassen,
leidend aussehenden Wangen und dem langen, schwarz glänzenden Lockenhaar etwas
Schwärmerisches, Poetisches hatte. Der kleine Mann war Ol. Johann Spatoplnk
Prest, Professor der Naturgeschichte an der medicinischen Fakultät zu Prag, ein
auserwählter Jünger der Wissenschaft, einer der vorzüglichsten Erwecker, ja, man
kann sagen: Neuschöpfer der jetzigen czechischen Literatur, geachtet und geehrt, s»
weit die slavische Zunge reicht, innig geliebt von Allen, die ihm näher standen.
Prest wird mit Recht unter die literarischen Notabilitäten der Slaven gezählt, er
gehört nebst Hnewkowsky, Puchmcchr, den beiden Nejedly und dem Ritter Jung¬
mann zu den Vätern des jungen Eechien. Professor Prest folgte, der Erste unter
den Deputirten, dem aufgelösten Reichstag ins Grab nach, er starb nach kurzen
Leiden am 7. April l. I. zu Prag. Seine Leichenfeier wurde glänzend, wie die
Jungmanns, gefeiert, und eine unabsehbare Menge schritt hinter dem Sarge, den
ein vom Verewigten wohl verdienter Lorbeer umkränzte.

Johann Spatoplnk Prest war am 4. September >7!N zu Prag geboren und
eben da erzogen und gebildet, und im Jahre 18l5 an der Prager Hochschule zum


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[0174] lichen Feldherrn Gegenwart wird den gesunkenen Muth der Serben neu beleben und anfachen zu neuer Heldenthat. Schließlich geben wir ein Portrait des jungen Serbenhelden. Stratimirovic, ist von mittlerer Größe, schlank und schmächtig gebaut, beweglich und von den glattesten, an's Aristokratische streifende Manieren. Der Kopf ist schon und aus¬ drucksvoll, die Stiru hochgewölbt, die Nase griechisch, die Augen von unbeschreib¬ lichem Feuer. Er trägt das braune Haupthaar leicht gelockt und einen blonden Schnurr- und Backenbart. Seine gewöhnliche Kleidung als Obercommandant der serbischen Jnsurrection war der Waffenrock eines Stabsoffiziers aus dem Fürsten- thum Serbien, mit goldgestickten Kragen und Aufschlägen »ud goldenen Epau¬ lettes. Seine Schärpe war vou Silber mit blau und roth durchwirkt, die Kopf¬ bedeckung ein Sturmhut mit weißem hohem Federbusch. Im Felde pflegte Strati¬ mirovic einen grauen Radmantel mit Fuchspelz verbrämt zu tragen darüber hing ,F. K. M. an rothem Wehrgehäng Säbel und Karabiner. . Professor Prest. Die Besucher deö östreichischen Reichstages werden sich eines Abgeordneten der slavischen Rechten erinnern, welcher zwar in der Kammer niemals sprach (dafür öfter im slavischen Klub), aber doch durch seiue bei ihrer Mißgestalt sehr interessante, ich möchte sagen — anziehende Persönlichkeit, auffiel. Eine kleine, verwachsene Gestalt, mit aufrechten Kopf, der mit seinen blauen sanften Augen, den blassen, leidend aussehenden Wangen und dem langen, schwarz glänzenden Lockenhaar etwas Schwärmerisches, Poetisches hatte. Der kleine Mann war Ol. Johann Spatoplnk Prest, Professor der Naturgeschichte an der medicinischen Fakultät zu Prag, ein auserwählter Jünger der Wissenschaft, einer der vorzüglichsten Erwecker, ja, man kann sagen: Neuschöpfer der jetzigen czechischen Literatur, geachtet und geehrt, s» weit die slavische Zunge reicht, innig geliebt von Allen, die ihm näher standen. Prest wird mit Recht unter die literarischen Notabilitäten der Slaven gezählt, er gehört nebst Hnewkowsky, Puchmcchr, den beiden Nejedly und dem Ritter Jung¬ mann zu den Vätern des jungen Eechien. Professor Prest folgte, der Erste unter den Deputirten, dem aufgelösten Reichstag ins Grab nach, er starb nach kurzen Leiden am 7. April l. I. zu Prag. Seine Leichenfeier wurde glänzend, wie die Jungmanns, gefeiert, und eine unabsehbare Menge schritt hinter dem Sarge, den ein vom Verewigten wohl verdienter Lorbeer umkränzte. Johann Spatoplnk Prest war am 4. September >7!N zu Prag geboren und eben da erzogen und gebildet, und im Jahre 18l5 an der Prager Hochschule zum

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_278509/174>, abgerufen am 15.01.2025.