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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.

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Krone. -- Noch mehr hätte Euer Oberpräsident bedenken sollen, Michel Mroß.
In Frankfurt wird das Ausscheiden Oestreichs große Veränderungen nach sich zie¬
hen, welche in diesen Tagen sich bereits vorbereitet haben, und Preußen muß diese
innere Zmistigkeit überwunden haben, bevor 4 Wochen ins Land gehen, wenn nicht
die ganze Vereinigung deutscher Völker eine Lüge werden und Deutschland einer
kläglichen Auslosung anheim fallen soll. Die deutschen Völker haben ein Recht
von der Krone und dem Volk Beilegung dieser Zänkereien zu fordern und haben ein
Recht, den ganzen Kampf, trotz der gräulichen Formen, welche er hier und da
annehmen mag, nur eine wüste Zänkerei zu nennen, aus gegenseitiger Schwäche
und gegenseitigem Mißtrauen entstanden, durch die unselige Constituante aber zu
einer abgeschmackten Krisis gemacht. Das Königthum darf in diesem Augenblick
in Preußen nicht in Frage gestellt werden, wenn nicht Alles in ein wüstes Chaos
zusammenrinnen soll. Das hätte Pinder wissen müssen, wenn er eben so weise
war, als er reizbar ist.

Und endlich Michael Mroß tragt noch einen Gruß anderer Art in die Re¬
daktion der schlesischen Zeitung. Sagt ihr, daß die Grenzboten ihr herzlich und
brüderlich die Hand schütteln und sie ihrer Hochachtung und Freundschaft versichern.
Sie hat sür Einen, der die Zustände Breslaus so genau kennt, als wir, bewun¬
derungswürdig schnell feste Haltung und richtigen Takt gefunden, es soll uns bei¬
den Freude und gute Bürgschaft sei", wenn wir in unseren Meinungen uns so
nahe kommen, wie zeither oft geschah.

Und so lebt wohl. Wie Ihr auf meine Bekanntschaft nicht stolz seid, so wünsche
such ich, nie zu einem dritten Brief an Euch veranlaßt zu sein. Uebrigens nehmt
die Versicherung, schnurriger Teufel, daß ich zwar auf den Sack schlug aber nicht
,S. 5 den SA meinte.




Zur Organisation der Gemeinden im Großherzogthum
"Hessen.



Mit der größten Theilnahme folgten wir dem neulich in diesen Blättern ent¬
wickelten Plane einer freien Organisation der Gemeinden als der Grundlage eines
gesunden Staatslebens. War der Entwurf ein Ideal, so war er eines von ächt
substanziellen Gehalte. Wenn sich dabei der Gedanke aufdrängt dieses ideale Maaß
an die Wirklichkeit anzulegen, so wollen wir hier kurz die eigenthümlichen Ver¬
hältnisse Hessens und was dort zur Anbahnung eines wirklichen Selfgovernement
geschehen ist, unter die allgemeinen Gesichtspunkte des Entwurfs bringen.


Krone. -- Noch mehr hätte Euer Oberpräsident bedenken sollen, Michel Mroß.
In Frankfurt wird das Ausscheiden Oestreichs große Veränderungen nach sich zie¬
hen, welche in diesen Tagen sich bereits vorbereitet haben, und Preußen muß diese
innere Zmistigkeit überwunden haben, bevor 4 Wochen ins Land gehen, wenn nicht
die ganze Vereinigung deutscher Völker eine Lüge werden und Deutschland einer
kläglichen Auslosung anheim fallen soll. Die deutschen Völker haben ein Recht
von der Krone und dem Volk Beilegung dieser Zänkereien zu fordern und haben ein
Recht, den ganzen Kampf, trotz der gräulichen Formen, welche er hier und da
annehmen mag, nur eine wüste Zänkerei zu nennen, aus gegenseitiger Schwäche
und gegenseitigem Mißtrauen entstanden, durch die unselige Constituante aber zu
einer abgeschmackten Krisis gemacht. Das Königthum darf in diesem Augenblick
in Preußen nicht in Frage gestellt werden, wenn nicht Alles in ein wüstes Chaos
zusammenrinnen soll. Das hätte Pinder wissen müssen, wenn er eben so weise
war, als er reizbar ist.

Und endlich Michael Mroß tragt noch einen Gruß anderer Art in die Re¬
daktion der schlesischen Zeitung. Sagt ihr, daß die Grenzboten ihr herzlich und
brüderlich die Hand schütteln und sie ihrer Hochachtung und Freundschaft versichern.
Sie hat sür Einen, der die Zustände Breslaus so genau kennt, als wir, bewun¬
derungswürdig schnell feste Haltung und richtigen Takt gefunden, es soll uns bei¬
den Freude und gute Bürgschaft sei», wenn wir in unseren Meinungen uns so
nahe kommen, wie zeither oft geschah.

Und so lebt wohl. Wie Ihr auf meine Bekanntschaft nicht stolz seid, so wünsche
such ich, nie zu einem dritten Brief an Euch veranlaßt zu sein. Uebrigens nehmt
die Versicherung, schnurriger Teufel, daß ich zwar auf den Sack schlug aber nicht
,S. 5 den SA meinte.




Zur Organisation der Gemeinden im Großherzogthum
»Hessen.



Mit der größten Theilnahme folgten wir dem neulich in diesen Blättern ent¬
wickelten Plane einer freien Organisation der Gemeinden als der Grundlage eines
gesunden Staatslebens. War der Entwurf ein Ideal, so war er eines von ächt
substanziellen Gehalte. Wenn sich dabei der Gedanke aufdrängt dieses ideale Maaß
an die Wirklichkeit anzulegen, so wollen wir hier kurz die eigenthümlichen Ver¬
hältnisse Hessens und was dort zur Anbahnung eines wirklichen Selfgovernement
geschehen ist, unter die allgemeinen Gesichtspunkte des Entwurfs bringen.


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[0302] Krone. -- Noch mehr hätte Euer Oberpräsident bedenken sollen, Michel Mroß. In Frankfurt wird das Ausscheiden Oestreichs große Veränderungen nach sich zie¬ hen, welche in diesen Tagen sich bereits vorbereitet haben, und Preußen muß diese innere Zmistigkeit überwunden haben, bevor 4 Wochen ins Land gehen, wenn nicht die ganze Vereinigung deutscher Völker eine Lüge werden und Deutschland einer kläglichen Auslosung anheim fallen soll. Die deutschen Völker haben ein Recht von der Krone und dem Volk Beilegung dieser Zänkereien zu fordern und haben ein Recht, den ganzen Kampf, trotz der gräulichen Formen, welche er hier und da annehmen mag, nur eine wüste Zänkerei zu nennen, aus gegenseitiger Schwäche und gegenseitigem Mißtrauen entstanden, durch die unselige Constituante aber zu einer abgeschmackten Krisis gemacht. Das Königthum darf in diesem Augenblick in Preußen nicht in Frage gestellt werden, wenn nicht Alles in ein wüstes Chaos zusammenrinnen soll. Das hätte Pinder wissen müssen, wenn er eben so weise war, als er reizbar ist. Und endlich Michael Mroß tragt noch einen Gruß anderer Art in die Re¬ daktion der schlesischen Zeitung. Sagt ihr, daß die Grenzboten ihr herzlich und brüderlich die Hand schütteln und sie ihrer Hochachtung und Freundschaft versichern. Sie hat sür Einen, der die Zustände Breslaus so genau kennt, als wir, bewun¬ derungswürdig schnell feste Haltung und richtigen Takt gefunden, es soll uns bei¬ den Freude und gute Bürgschaft sei», wenn wir in unseren Meinungen uns so nahe kommen, wie zeither oft geschah. Und so lebt wohl. Wie Ihr auf meine Bekanntschaft nicht stolz seid, so wünsche such ich, nie zu einem dritten Brief an Euch veranlaßt zu sein. Uebrigens nehmt die Versicherung, schnurriger Teufel, daß ich zwar auf den Sack schlug aber nicht ,S. 5 den SA meinte. Zur Organisation der Gemeinden im Großherzogthum »Hessen. Mit der größten Theilnahme folgten wir dem neulich in diesen Blättern ent¬ wickelten Plane einer freien Organisation der Gemeinden als der Grundlage eines gesunden Staatslebens. War der Entwurf ein Ideal, so war er eines von ächt substanziellen Gehalte. Wenn sich dabei der Gedanke aufdrängt dieses ideale Maaß an die Wirklichkeit anzulegen, so wollen wir hier kurz die eigenthümlichen Ver¬ hältnisse Hessens und was dort zur Anbahnung eines wirklichen Selfgovernement geschehen ist, unter die allgemeinen Gesichtspunkte des Entwurfs bringen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755/302>, abgerufen am 03.07.2024.