Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.T a g e t, u eh. i. Kuh dem Versailles in der Mark! / , Versailles in der Mark! Ein K,"it.In;wu nriums? Schwerlich, nachdem das Sie wissen, wovon ich spreche; von der stillen Stadt an der schönen tiefblauen Seit dem 1.8. März ist es hier noch romantischer denn früher geworden, und un¬ Das Blut steigt Euch in die Adern, wenn Ihr diese Clique auf den Promenaden Mit Recht! Potsdam ist die Essenz der Reaction und in Hinter-Pommern können T a g e t, u eh. i. Kuh dem Versailles in der Mark! / , Versailles in der Mark! Ein K,»it.In;wu nriums? Schwerlich, nachdem das Sie wissen, wovon ich spreche; von der stillen Stadt an der schönen tiefblauen Seit dem 1.8. März ist es hier noch romantischer denn früher geworden, und un¬ Das Blut steigt Euch in die Adern, wenn Ihr diese Clique auf den Promenaden Mit Recht! Potsdam ist die Essenz der Reaction und in Hinter-Pommern können <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0528" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/276734"/> </div> <div n="1"> <head> T a g e t, u eh.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> i.<lb/> Kuh dem Versailles in der Mark!</head><lb/> <p xml:id="ID_1821"> / , Versailles in der Mark! Ein K,»it.In;wu nriums? Schwerlich, nachdem das<lb/> eigentliche Versailles in der Geschichte wiederholt seine Aburtheilung fand, aber doch<lb/> ein Epitheton und vielleicht ein bezeichnenderes als die Oase der Mark.</p><lb/> <p xml:id="ID_1822"> Sie wissen, wovon ich spreche; von der stillen Stadt an der schönen tiefblauen<lb/> Havel, mit ihren schattigen orangendustcndcn Gärten, wo sich aus dunklen Baumalleen<lb/> die weißen Marmorbilder erheben und im bleichen Mondcsschimmcr die hohen Wasser<lb/> plätschern, wo die Romantik aus allen Zweigen lugt, und ihr liebster Dichter, ein<lb/> greiser Hofrath, mit der welken Schönheit heimlich noch immer coquettirt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1823"> Seit dem 1.8. März ist es hier noch romantischer denn früher geworden, und un¬<lb/> ser Versailles completirt sich von Tag zu Tag. Die mittelalterliche Pickelhaube ist<lb/> häufiger zu sehen, — eine Zeit lang hatten wir das Glück, die Bataillone, welche die<lb/> Hauptstadt ausgestoßen, in edler Gastfreundschaft zu beherberge«. Der hohe Adel ver¬<lb/> läßt schaarenweise Berlin, — wo soll er anders hin, als in die Stadt der treuen Gar¬<lb/> den, wo der Beamte des alten Systems mit dem Kamerad Hand in Hand geht, wenn<lb/> beide anch eben nicht ihr Jahrhundert in die Schranken fordern. Die Logis werden<lb/> theurer und seltener ; aber man schränkt sich ein, man lebt «>ni«ick in6mo, und muß sich<lb/> accommodiren.</p><lb/> <p xml:id="ID_1824"> Das Blut steigt Euch in die Adern, wenn Ihr diese Clique auf den Promenaden<lb/> seht, mit dem ewigen Lächeln auf dem Antlitz, die Windhunde und die Lieutenants<lb/> im Gefolge, die Tagesereignisse mit einem Anfluge von Humor bespöttelnd. Wenn sich<lb/> so alte Bekannte aus Berlin auf den Straßen treffen, so ist die Fronde unendlich, denn<lb/> die gute Gesellschaft wird immer sicherer; und so können sich jene Herrschaften unge¬<lb/> störter ihren Plänen überlassen, wonach das Alles, wie es jetzt ist, doch ein Ende finden<lb/> wird und muß, da sie es nicht gemacht haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1825" next="#ID_1826"> Mit Recht! Potsdam ist die Essenz der Reaction und in Hinter-Pommern können<lb/> die schwarzen und weißen Fahnen, der Wahlspruch „mit Gott für König und Vater¬<lb/> land" keine treuerer Anhänger haben; nicht als ob ich diesen Emblemen und Wahlsprü¬<lb/> chen überhaupt die Reaction zumessen wollte, ich vindicire es blos den aus ihnen<lb/> fließenden Konsequenzen. Diese finden aber hier ihr bestes Terrain. Ruhig kann die<lb/> feudale Welt ihnen huldigen, denn sie findet Unterstützung in allen Schichten unserer<lb/> Gesellschaft, im Bürger, unter denen fast der dritte immer ein Hoflieferant ist, in der<lb/> niederen Volksklasse, die bewundernd die Tressen der Unteroffiziere anstaunt und eine</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0528]
T a g e t, u eh.
i.
Kuh dem Versailles in der Mark!
/ , Versailles in der Mark! Ein K,»it.In;wu nriums? Schwerlich, nachdem das
eigentliche Versailles in der Geschichte wiederholt seine Aburtheilung fand, aber doch
ein Epitheton und vielleicht ein bezeichnenderes als die Oase der Mark.
Sie wissen, wovon ich spreche; von der stillen Stadt an der schönen tiefblauen
Havel, mit ihren schattigen orangendustcndcn Gärten, wo sich aus dunklen Baumalleen
die weißen Marmorbilder erheben und im bleichen Mondcsschimmcr die hohen Wasser
plätschern, wo die Romantik aus allen Zweigen lugt, und ihr liebster Dichter, ein
greiser Hofrath, mit der welken Schönheit heimlich noch immer coquettirt.
Seit dem 1.8. März ist es hier noch romantischer denn früher geworden, und un¬
ser Versailles completirt sich von Tag zu Tag. Die mittelalterliche Pickelhaube ist
häufiger zu sehen, — eine Zeit lang hatten wir das Glück, die Bataillone, welche die
Hauptstadt ausgestoßen, in edler Gastfreundschaft zu beherberge«. Der hohe Adel ver¬
läßt schaarenweise Berlin, — wo soll er anders hin, als in die Stadt der treuen Gar¬
den, wo der Beamte des alten Systems mit dem Kamerad Hand in Hand geht, wenn
beide anch eben nicht ihr Jahrhundert in die Schranken fordern. Die Logis werden
theurer und seltener ; aber man schränkt sich ein, man lebt «>ni«ick in6mo, und muß sich
accommodiren.
Das Blut steigt Euch in die Adern, wenn Ihr diese Clique auf den Promenaden
seht, mit dem ewigen Lächeln auf dem Antlitz, die Windhunde und die Lieutenants
im Gefolge, die Tagesereignisse mit einem Anfluge von Humor bespöttelnd. Wenn sich
so alte Bekannte aus Berlin auf den Straßen treffen, so ist die Fronde unendlich, denn
die gute Gesellschaft wird immer sicherer; und so können sich jene Herrschaften unge¬
störter ihren Plänen überlassen, wonach das Alles, wie es jetzt ist, doch ein Ende finden
wird und muß, da sie es nicht gemacht haben.
Mit Recht! Potsdam ist die Essenz der Reaction und in Hinter-Pommern können
die schwarzen und weißen Fahnen, der Wahlspruch „mit Gott für König und Vater¬
land" keine treuerer Anhänger haben; nicht als ob ich diesen Emblemen und Wahlsprü¬
chen überhaupt die Reaction zumessen wollte, ich vindicire es blos den aus ihnen
fließenden Konsequenzen. Diese finden aber hier ihr bestes Terrain. Ruhig kann die
feudale Welt ihnen huldigen, denn sie findet Unterstützung in allen Schichten unserer
Gesellschaft, im Bürger, unter denen fast der dritte immer ein Hoflieferant ist, in der
niederen Volksklasse, die bewundernd die Tressen der Unteroffiziere anstaunt und eine
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