Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.so liegt dies eben an den theologischen Streitigkeiten und an unsern Professoren Halle IV. Lus Wiirtemberg. Das Glück Stuttgart". -- Messe. -- GemildeouSstellung. -- Ministcrwechs-l, -- Di- Wohlthat des Kai¬ sers von Rußland. -- Durchmarsch, östreichischer Truppen, -- Festlicher Empfang der aus Baden zurück¬ kehrenden Würtenberger. Die Stuttgarter können es gar nicht begreifen, wie unsere Landsleute im übrigen Grenzboten. II. 186". 5!j
so liegt dies eben an den theologischen Streitigkeiten und an unsern Professoren Halle IV. Lus Wiirtemberg. Das Glück Stuttgart». — Messe. — GemildeouSstellung. — Ministcrwechs-l, — Di- Wohlthat des Kai¬ sers von Rußland. — Durchmarsch, östreichischer Truppen, — Festlicher Empfang der aus Baden zurück¬ kehrenden Würtenberger. Die Stuttgarter können es gar nicht begreifen, wie unsere Landsleute im übrigen Grenzboten. II. 186«. 5!j
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0419" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/276625"/> <p xml:id="ID_1447" prev="#ID_1446"> so liegt dies eben an den theologischen Streitigkeiten und an unsern Professoren Halle<lb/> h<note type="byline"> .E.</note> at über der kirchlichen Ausbildung die politische vergessen. </p><lb/> </div> <div n="2"> <head> IV.<lb/> Lus Wiirtemberg.</head><lb/> <note type="argument"> Das Glück Stuttgart». — Messe. — GemildeouSstellung. — Ministcrwechs-l, — Di- Wohlthat des Kai¬<lb/> sers von Rußland. — Durchmarsch, östreichischer Truppen, — Festlicher Empfang der aus Baden zurück¬<lb/> kehrenden Würtenberger.</note><lb/> <p xml:id="ID_1448"> Die Stuttgarter können es gar nicht begreifen, wie unsere Landsleute im übrigen<lb/> Deutschland noch klagen oder gar katzenmusicircn können. Das müssen doch die bös¬<lb/> willigster Schreier sein, die da behaupten, Deutschland müsse noch glücklicher werden.<lb/> Wir leben hier in «lulci jubil» und freuen uns unsers Daseins bei „Spätzle und Scchs-<lb/> undvierziger"; für das U-brige lassen wir unsern Herrgott sorgen. Und der sorgt<lb/> denn anch wacker sür zeitgemäße Unterhaltung. Da haben wir denn erstens eine Messe<lb/> gehabt; auf selbiger wurde zwar so viel abgesetzt, als andere Male, d. h. nicht viel,<lb/> indessen war es doch eine Messe mit obligaten Seiltänzern. Kunstreitern und Wachs¬<lb/> figuren. Sodann beglückte uns die periodisch wiederkehrende Gemäldcansstcllnng des<lb/> Kunstvereins mit dreihundert und etlichen Meisterwerken, von denen freilich (bis auf<lb/> das Bestellte) hierorts Nichts verkauft wurde. Ferner durften die Stuttgarter ihren<lb/> Landtagsabgeordneten wählen; es hielt aber schwer, die Wahlmänner zusammenzubrin¬<lb/> gen, da sie anderweitig politisch beschäftigt sind. Unsern Willen haben wir jetzt anch<lb/> glücklich durchgesetzt. Der Minister des Auswärtigen. Graf Bcroldingeu, ist nun end¬<lb/> lich von seinem Posten abgetreten und provisorisch durch eiuen Herrn von Roher ersetzt<lb/> worden, eine Veränderung, die ungefähr dem Verfahren eines Sandmanns gleichzustellen<lb/> ist. der Dornen aus seinem Acker jätet und Disteln darauf pflanzt. Der Kaiser von<lb/> Nußland hat unsern armen Leuten dreitausend Gulden Unterstützung zukommen lassen.<lb/> Welche uneigennützige Großmuth! — An Festlichkeiten hat's uns auch keineswegs gefehlt.<lb/> Erstlich haben wir ein Regiment Ocsireicher zwei Tage lang in der Umgegend im Quar¬<lb/> tier gehabt, prächtige Leute, mit weißen Franken und blauen Hosen. Tüchtig wurden<lb/> sie verpflegt, noch tüchtiger wurde ihnen zugetrunken und sie zogen wieder ab (zurück<lb/> nach Bregens, anstatt nach Rastatt, da sie Gegenbefehl erhielten) mit fröhlichen Dank<lb/> für gute Bewirthung. Aber unsere Truppen sollten deswegen nicht eifersüchtig werden.<lb/> Darum haben wir ihnen vergangenen Sonntag, als sie aus Baden von der Bekämpfung<lb/> des unzeitig nicdcrgckommencn Republikanismus zurückkehrten, einen festlichen Empfang<lb/> bereitet; unsere Bürgerlichen und Weingärtner zogen ihnen in vollem Staate ent¬<lb/> gegen; und es machte sich recht patriotisch, als nun die Truppen einzogen, geschmückt<lb/> mit den in deutschem Blute gezeitigten LvrbccrknoSpcn; die Empfangenden riefen Hoch<lb/> und schwenkten mit den Tüchern. Es war erhebend; es standen zwar ein paar dumme<lb/> Teufel da, welche meinten, die Soldaten hätten allerdings ihre Pflicht gethan, aber<lb/> die Erfüllung einer so traurigen Pflicht belohne sich nicht durch fröhlichen Dank; aber,<lb/> Gott sei Dank, das waren nur so einzelne Schreier, wahrscheinlich Literaten. Der<lb/> Kriegsminister und Alles, was mir ein te«timmmim In) illie-leis aus der Brust trug,<lb/> war den Truppen bis an's Weichbild der Stadt cntgegcngezoge». Es wurde getrommelt,<lb/> getrompetet, musicirt. — — s^r mit Wasser waren die Wege gesprengt, was in<lb/> Stuttgart sonst nicht oft passirt. Sehen Sie, so leben wir, so leben wir alle Tage!<lb/> >I<note type="byline"> ,,,5</note> on»^ soit, <lui mal ^ mense. </p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten. II. 186«. 5!j</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0419]
so liegt dies eben an den theologischen Streitigkeiten und an unsern Professoren Halle
h .E. at über der kirchlichen Ausbildung die politische vergessen.
IV.
Lus Wiirtemberg.
Das Glück Stuttgart». — Messe. — GemildeouSstellung. — Ministcrwechs-l, — Di- Wohlthat des Kai¬
sers von Rußland. — Durchmarsch, östreichischer Truppen, — Festlicher Empfang der aus Baden zurück¬
kehrenden Würtenberger.
Die Stuttgarter können es gar nicht begreifen, wie unsere Landsleute im übrigen
Deutschland noch klagen oder gar katzenmusicircn können. Das müssen doch die bös¬
willigster Schreier sein, die da behaupten, Deutschland müsse noch glücklicher werden.
Wir leben hier in «lulci jubil» und freuen uns unsers Daseins bei „Spätzle und Scchs-
undvierziger"; für das U-brige lassen wir unsern Herrgott sorgen. Und der sorgt
denn anch wacker sür zeitgemäße Unterhaltung. Da haben wir denn erstens eine Messe
gehabt; auf selbiger wurde zwar so viel abgesetzt, als andere Male, d. h. nicht viel,
indessen war es doch eine Messe mit obligaten Seiltänzern. Kunstreitern und Wachs¬
figuren. Sodann beglückte uns die periodisch wiederkehrende Gemäldcansstcllnng des
Kunstvereins mit dreihundert und etlichen Meisterwerken, von denen freilich (bis auf
das Bestellte) hierorts Nichts verkauft wurde. Ferner durften die Stuttgarter ihren
Landtagsabgeordneten wählen; es hielt aber schwer, die Wahlmänner zusammenzubrin¬
gen, da sie anderweitig politisch beschäftigt sind. Unsern Willen haben wir jetzt anch
glücklich durchgesetzt. Der Minister des Auswärtigen. Graf Bcroldingeu, ist nun end¬
lich von seinem Posten abgetreten und provisorisch durch eiuen Herrn von Roher ersetzt
worden, eine Veränderung, die ungefähr dem Verfahren eines Sandmanns gleichzustellen
ist. der Dornen aus seinem Acker jätet und Disteln darauf pflanzt. Der Kaiser von
Nußland hat unsern armen Leuten dreitausend Gulden Unterstützung zukommen lassen.
Welche uneigennützige Großmuth! — An Festlichkeiten hat's uns auch keineswegs gefehlt.
Erstlich haben wir ein Regiment Ocsireicher zwei Tage lang in der Umgegend im Quar¬
tier gehabt, prächtige Leute, mit weißen Franken und blauen Hosen. Tüchtig wurden
sie verpflegt, noch tüchtiger wurde ihnen zugetrunken und sie zogen wieder ab (zurück
nach Bregens, anstatt nach Rastatt, da sie Gegenbefehl erhielten) mit fröhlichen Dank
für gute Bewirthung. Aber unsere Truppen sollten deswegen nicht eifersüchtig werden.
Darum haben wir ihnen vergangenen Sonntag, als sie aus Baden von der Bekämpfung
des unzeitig nicdcrgckommencn Republikanismus zurückkehrten, einen festlichen Empfang
bereitet; unsere Bürgerlichen und Weingärtner zogen ihnen in vollem Staate ent¬
gegen; und es machte sich recht patriotisch, als nun die Truppen einzogen, geschmückt
mit den in deutschem Blute gezeitigten LvrbccrknoSpcn; die Empfangenden riefen Hoch
und schwenkten mit den Tüchern. Es war erhebend; es standen zwar ein paar dumme
Teufel da, welche meinten, die Soldaten hätten allerdings ihre Pflicht gethan, aber
die Erfüllung einer so traurigen Pflicht belohne sich nicht durch fröhlichen Dank; aber,
Gott sei Dank, das waren nur so einzelne Schreier, wahrscheinlich Literaten. Der
Kriegsminister und Alles, was mir ein te«timmmim In) illie-leis aus der Brust trug,
war den Truppen bis an's Weichbild der Stadt cntgegcngezoge». Es wurde getrommelt,
getrompetet, musicirt. — — s^r mit Wasser waren die Wege gesprengt, was in
Stuttgart sonst nicht oft passirt. Sehen Sie, so leben wir, so leben wir alle Tage!
>I ,,,5 on»^ soit, <lui mal ^ mense.
Grenzboten. II. 186«. 5!j
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |