Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.Heidelberg und Baden-Baden. Heidelberg und Baden-Baden, zwei funkelnde Edelsteine des badischen Daß eine Universität und ein Badeort sehr viele Verschiedenheit in ihrer Heidelberg und Baden-Baden. Heidelberg und Baden-Baden, zwei funkelnde Edelsteine des badischen Daß eine Universität und ein Badeort sehr viele Verschiedenheit in ihrer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0474" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/184634"/> </div> </div> <div n="1"> <head> Heidelberg und Baden-Baden.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1686"> Heidelberg und Baden-Baden, zwei funkelnde Edelsteine des badischen<lb/> Landes haben das mit einander gemein, daß sie zu den berühmtesten, vielbesuch¬<lb/> testen ihrer Gattung gehören. Baden-Baden ist in moderner Zeit das bekannteste<lb/> Bad nicht allein Deutschlands, sondern Europa's; Heidelberg die angesehenste<lb/> Hochschule unseres gemeinsamen Vaterlandes. Berlin zwar kann ihm den Rang<lb/> darin streitig machen, ja übertrifft es, was auch sonst das weit zurückstehende<lb/> München thut, noch an Zahl der Studenten; aber Berlin und München sind<lb/> Hochschulen einzelner großer Königreiche, Heidelberg aber eine Hochschule für ganz<lb/> Deutschland. In Berlin studiren zwar auch Ausländer, aber in geringer und<lb/> dazu von Jahr zu Jahr mehr abnehmender Zahl, und in Allem, von der<lb/> Amtsuniform der Professoren, bis zu der Masse der studirenden Soldaten, die<lb/> theilweise mit Gewehr und Waffen in die Hörsäle eilen, ist Berlin als Universi¬<lb/> tät rein preußisch, oder vielmehr in gewisser Beziehung berlinisch, und auf einen<lb/> Ausländer kommen gewiß sechs Inländer. München nun gar hat ganz baierischen<lb/> Typus, denn außer hier und da einen Schweizer aus den Urkantoncn, der bei<lb/> den Professoren Döllinger, Philipps und Görres Kollegien hören und Toleranz<lb/> lernen wollte, verirrte sich früher so leicht kein Ausländer dahin, und auch jetzt<lb/> noch, wo nach der Austreibung der Apel'schen Partei eine freiere Luft dort zu<lb/> wehen beginnt, werden sie nur spärlich anzutreffen sein. So kann man Heidel¬<lb/> berg mit Fug und Recht die erste allgemeine deutsche Universität nennen, eine<lb/> .Universität, in der kein Provinzialismus vorherrschend ist. Dazu wird Heidel¬<lb/> berg noch mehr als Berlin von Franzosen, Schweizern, Kurländcrn, Holländern,<lb/> Wallachen, Nordamerikanern u. s. w. besucht, und kann füglich eine Weltnniversi-<lb/> tät genannt werden. Baden-Baden aber den Ruf des ersten europäischen Bades<lb/> streitig machen zu wollen, wird wohl Niemandem einfallen. Sowohl an numeri¬<lb/> scher Zahl seiner Besucher, als auch mannigfachen Zusammensetzung derselben aus<lb/> den verschiedensten Ständen und Völkern der Erde, übertrifft es weit alle ähnli¬<lb/> chen Etablissements und bewahrt ungeschwächt seinen derartigen Ruf.</p><lb/> <p xml:id="ID_1687" next="#ID_1688"> Daß eine Universität und ein Badeort sehr viele Verschiedenheit in ihrer</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0474]
Heidelberg und Baden-Baden.
Heidelberg und Baden-Baden, zwei funkelnde Edelsteine des badischen
Landes haben das mit einander gemein, daß sie zu den berühmtesten, vielbesuch¬
testen ihrer Gattung gehören. Baden-Baden ist in moderner Zeit das bekannteste
Bad nicht allein Deutschlands, sondern Europa's; Heidelberg die angesehenste
Hochschule unseres gemeinsamen Vaterlandes. Berlin zwar kann ihm den Rang
darin streitig machen, ja übertrifft es, was auch sonst das weit zurückstehende
München thut, noch an Zahl der Studenten; aber Berlin und München sind
Hochschulen einzelner großer Königreiche, Heidelberg aber eine Hochschule für ganz
Deutschland. In Berlin studiren zwar auch Ausländer, aber in geringer und
dazu von Jahr zu Jahr mehr abnehmender Zahl, und in Allem, von der
Amtsuniform der Professoren, bis zu der Masse der studirenden Soldaten, die
theilweise mit Gewehr und Waffen in die Hörsäle eilen, ist Berlin als Universi¬
tät rein preußisch, oder vielmehr in gewisser Beziehung berlinisch, und auf einen
Ausländer kommen gewiß sechs Inländer. München nun gar hat ganz baierischen
Typus, denn außer hier und da einen Schweizer aus den Urkantoncn, der bei
den Professoren Döllinger, Philipps und Görres Kollegien hören und Toleranz
lernen wollte, verirrte sich früher so leicht kein Ausländer dahin, und auch jetzt
noch, wo nach der Austreibung der Apel'schen Partei eine freiere Luft dort zu
wehen beginnt, werden sie nur spärlich anzutreffen sein. So kann man Heidel¬
berg mit Fug und Recht die erste allgemeine deutsche Universität nennen, eine
.Universität, in der kein Provinzialismus vorherrschend ist. Dazu wird Heidel¬
berg noch mehr als Berlin von Franzosen, Schweizern, Kurländcrn, Holländern,
Wallachen, Nordamerikanern u. s. w. besucht, und kann füglich eine Weltnniversi-
tät genannt werden. Baden-Baden aber den Ruf des ersten europäischen Bades
streitig machen zu wollen, wird wohl Niemandem einfallen. Sowohl an numeri¬
scher Zahl seiner Besucher, als auch mannigfachen Zusammensetzung derselben aus
den verschiedensten Ständen und Völkern der Erde, übertrifft es weit alle ähnli¬
chen Etablissements und bewahrt ungeschwächt seinen derartigen Ruf.
Daß eine Universität und ein Badeort sehr viele Verschiedenheit in ihrer
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