Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.Politische Schlagwörter Seit den Verhandlungen des preußischen Landtags sind einige bisher Nichts destoweniger wird die Wvrtspielerei zwischen Radicalismus und In so fern diese Augriffe einzelne Personen oder einzelne Thatsachen Die Radicalen sagen: das Prinzip des Liberalismus, auf gesetzlichem Politische Schlagwörter Seit den Verhandlungen des preußischen Landtags sind einige bisher Nichts destoweniger wird die Wvrtspielerei zwischen Radicalismus und In so fern diese Augriffe einzelne Personen oder einzelne Thatsachen Die Radicalen sagen: das Prinzip des Liberalismus, auf gesetzlichem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0282" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/184442"/> </div> <div n="1"> <head> Politische Schlagwörter</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_916"> Seit den Verhandlungen des preußischen Landtags sind einige bisher<lb/> übliche politische Schlagwörter aus ihrer Stellung gerückt worden. Nament¬<lb/> lich hat der Gegensatz zwischen Radicalismus und Liberalismus viel von<lb/> seiner Bedeutuug verloren, seitdem man ans den LandtagSverhandlnngen<lb/> gesehen, wie weit gestreckt das Programm derjenigen Partei ist, die man<lb/> bis dahin achselzuckend als „Liberale" verspottet hat. Jener so stolz sich<lb/> blähende Radicalismus, wie ihn z. B. die beiden Bauer gegen Jacoby an¬<lb/> wandten, war eigentlich nichts als ein Resultat der Desperation, eine Ironie<lb/> gegen positive Anstrengungen in dem unbestimmten Bewußtsein Großes zu<lb/> wollen. Die Landtagsverhandlungen haben bewiesen, daß Diejenigen, die<lb/> für die Sache der Freiheit auf ordnungsmäßigen Wege kämpfen, darum<lb/> nicht minder Großes erstreben, obschon sie nicht «i»ne«; K double spielen.</p><lb/> <p xml:id="ID_917"> Nichts destoweniger wird die Wvrtspielerei zwischen Radicalismus und<lb/> Liberalismus noch von manchen Seiten (so z. B. in der Polemik gegen die<lb/> Deutsche Zeitung) festgehalten, und es lohnt wohl die Mühe, die Vorwürfe<lb/> jenes angeblichen Radicalismus näher zu beleuchten.</p><lb/> <p xml:id="ID_918"> In so fern diese Augriffe einzelne Personen oder einzelne Thatsachen<lb/> zum Gegenstand haben, ist nichts dagegen zu sagen; es ist jedem Freund<lb/> der Freiheit unbenommen, in bestimmten Fällen seinem Glaubensgenossen<lb/> und Mitkämpfer zuzurufen: hier hast du dich falsch benommen; die Sache<lb/> der Freiheit würde dadurch auf keine Weise gewinnen, daß einer ihrer An¬<lb/> hänger den andern lobt, wenn er Tadel verdient, oder ihn schont. Nur dann<lb/> muß ein solches Verfahren Aufmerksamkeit erregen, wenn jene Angriffe dem<lb/> Prinzip gelten. Diese prinzipielle Seite des Streits hat sich namentlich,<lb/> seitdem die Schule der Sozialisten in Deutschland Fuß gesaßt hat, einen<lb/> neuen Zuwachs erhalten.</p><lb/> <p xml:id="ID_919" next="#ID_920"> Die Radicalen sagen: das Prinzip des Liberalismus, auf gesetzlichem<lb/> Wege eine Erweiterung der Volksfreihciten herbeizuführen, ist einmal illu¬<lb/> sorisch, denn gerade diese Gesetzlichkeit, innerhalb deren er sich bewegt, soll</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0282]
Politische Schlagwörter
Seit den Verhandlungen des preußischen Landtags sind einige bisher
übliche politische Schlagwörter aus ihrer Stellung gerückt worden. Nament¬
lich hat der Gegensatz zwischen Radicalismus und Liberalismus viel von
seiner Bedeutuug verloren, seitdem man ans den LandtagSverhandlnngen
gesehen, wie weit gestreckt das Programm derjenigen Partei ist, die man
bis dahin achselzuckend als „Liberale" verspottet hat. Jener so stolz sich
blähende Radicalismus, wie ihn z. B. die beiden Bauer gegen Jacoby an¬
wandten, war eigentlich nichts als ein Resultat der Desperation, eine Ironie
gegen positive Anstrengungen in dem unbestimmten Bewußtsein Großes zu
wollen. Die Landtagsverhandlungen haben bewiesen, daß Diejenigen, die
für die Sache der Freiheit auf ordnungsmäßigen Wege kämpfen, darum
nicht minder Großes erstreben, obschon sie nicht «i»ne«; K double spielen.
Nichts destoweniger wird die Wvrtspielerei zwischen Radicalismus und
Liberalismus noch von manchen Seiten (so z. B. in der Polemik gegen die
Deutsche Zeitung) festgehalten, und es lohnt wohl die Mühe, die Vorwürfe
jenes angeblichen Radicalismus näher zu beleuchten.
In so fern diese Augriffe einzelne Personen oder einzelne Thatsachen
zum Gegenstand haben, ist nichts dagegen zu sagen; es ist jedem Freund
der Freiheit unbenommen, in bestimmten Fällen seinem Glaubensgenossen
und Mitkämpfer zuzurufen: hier hast du dich falsch benommen; die Sache
der Freiheit würde dadurch auf keine Weise gewinnen, daß einer ihrer An¬
hänger den andern lobt, wenn er Tadel verdient, oder ihn schont. Nur dann
muß ein solches Verfahren Aufmerksamkeit erregen, wenn jene Angriffe dem
Prinzip gelten. Diese prinzipielle Seite des Streits hat sich namentlich,
seitdem die Schule der Sozialisten in Deutschland Fuß gesaßt hat, einen
neuen Zuwachs erhalten.
Die Radicalen sagen: das Prinzip des Liberalismus, auf gesetzlichem
Wege eine Erweiterung der Volksfreihciten herbeizuführen, ist einmal illu¬
sorisch, denn gerade diese Gesetzlichkeit, innerhalb deren er sich bewegt, soll
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