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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.

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Zwischen hohen mit hundertjährigen Buchen und Eichen bewachsenen
Bergen, ziemlich geschützt gegen den Andrang rauher Winde, liegt dieses
Bad in reizender Umgebung, das Bild eines freundlichen Stilllebens bit¬
tend. Damen besuchen diese heil- und fruchtbringende Quelle gern, und
manche Gattin ist schon oft mit heißen Wünschen dorthin gegangen, einen
Sprossen ihres Hauses, einen Erben ihres Reichthums ersehnend; zuweilen
sind ihre Wünsche unerfüllt geblieben, häufig aber auch nicht. Treffliche
Quellen sind diese Stahlqucllen, die hier dem Saalgrunde cntsprndeln, und
wir stimmen gerne Herrn Professor Pfenfer in Bamberg bei, welcher die
durchschnittlich hohen Lebensjahre der Landleute in der Gegend dieses Kur¬
ortes, dem ununterbrochenen Genusse jener Quellen verdankt wissen will.

Ein angenehmes Unterkommen bietet das Kurhaus in Bocklet, und wer
Privatlogis sucht, findet sie hinreichend in den Dörfern Aschach und Bocklct.

Doch verlassen wir dies liebliche Bad, das zwischen Pyrmont und
Franzensbad die Mitte hält, und bei dessen Quellen alljährig ein Kranz von
schönen Damen wie die Nymphen um die freundliche Najade sich versam¬
melt, und eilen wir nach Brücken an.


II.

Brückencm und seine Lage. -- Um-ab von Vnscck. -- Zwei Gemälde aus dem vorigen Jahrhun¬
dert. "-- JohanniSbcrgcr. -- Das nervenfreundlichc Wasser. -- Der Thercficnplah. -- Die
Königin von Val-rü. -- Die Grenze von Nord- und Snddintschland. --
Der Kurs-lat.

"Lurae vacull" llune locum into.i", ut mnrbornm vilcnus ilbiro iiossi's;
n"in tre mein curatur <M curut." So lautete die Ueberschrift der antoni-
nischen Bäder, und jeder sollte dieselbe beherzigen, der nach dem reizenden
Brückencm sich begibt, um von Sorten ungestört in den Bädern dieses Kur¬
ortes Heil und Genesung zu suchen. Mit Ausnahme von Baden-Baden
und Teplitz möchte wohl kein Gesundbrunnen in Rücksicht der Lage, der
Pracht der Natur lind der Harmonie des Ganzen, unserem Brückenan gleich
kommen. Doch ganz verschieden ist dieses Bad von den zwei genannten,
und von seiner nahgelegenen Schwester Kissingen. Wer Glanz und Luxus,
raffinirte Genußsucht und die Gefahren des grünen Tisches liebt, mag sich
an jenen Badeorten ergötzen, wer aber Waldeinsamkeit, Freuden der Natur
und ein ungezwungenes, geselliges Leben vorzieht, wird sich in Brückenall
am Besten befinden. Eine unvergleichliche Ruhe ist über das Sinnthal, dessen
Schooße die Heilquellen entspringen, ausgegossen, es ist die Ruhe eines


Zwischen hohen mit hundertjährigen Buchen und Eichen bewachsenen
Bergen, ziemlich geschützt gegen den Andrang rauher Winde, liegt dieses
Bad in reizender Umgebung, das Bild eines freundlichen Stilllebens bit¬
tend. Damen besuchen diese heil- und fruchtbringende Quelle gern, und
manche Gattin ist schon oft mit heißen Wünschen dorthin gegangen, einen
Sprossen ihres Hauses, einen Erben ihres Reichthums ersehnend; zuweilen
sind ihre Wünsche unerfüllt geblieben, häufig aber auch nicht. Treffliche
Quellen sind diese Stahlqucllen, die hier dem Saalgrunde cntsprndeln, und
wir stimmen gerne Herrn Professor Pfenfer in Bamberg bei, welcher die
durchschnittlich hohen Lebensjahre der Landleute in der Gegend dieses Kur¬
ortes, dem ununterbrochenen Genusse jener Quellen verdankt wissen will.

Ein angenehmes Unterkommen bietet das Kurhaus in Bocklet, und wer
Privatlogis sucht, findet sie hinreichend in den Dörfern Aschach und Bocklct.

Doch verlassen wir dies liebliche Bad, das zwischen Pyrmont und
Franzensbad die Mitte hält, und bei dessen Quellen alljährig ein Kranz von
schönen Damen wie die Nymphen um die freundliche Najade sich versam¬
melt, und eilen wir nach Brücken an.


II.

Brückencm und seine Lage. — Um-ab von Vnscck. — Zwei Gemälde aus dem vorigen Jahrhun¬
dert. »— JohanniSbcrgcr. — Das nervenfreundlichc Wasser. — Der Thercficnplah. — Die
Königin von Val-rü. — Die Grenze von Nord- und Snddintschland. —
Der Kurs-lat.

„Lurae vacull« llune locum into.i«, ut mnrbornm vilcnus ilbiro iiossi's;
n»in tre mein curatur <M curut." So lautete die Ueberschrift der antoni-
nischen Bäder, und jeder sollte dieselbe beherzigen, der nach dem reizenden
Brückencm sich begibt, um von Sorten ungestört in den Bädern dieses Kur¬
ortes Heil und Genesung zu suchen. Mit Ausnahme von Baden-Baden
und Teplitz möchte wohl kein Gesundbrunnen in Rücksicht der Lage, der
Pracht der Natur lind der Harmonie des Ganzen, unserem Brückenan gleich
kommen. Doch ganz verschieden ist dieses Bad von den zwei genannten,
und von seiner nahgelegenen Schwester Kissingen. Wer Glanz und Luxus,
raffinirte Genußsucht und die Gefahren des grünen Tisches liebt, mag sich
an jenen Badeorten ergötzen, wer aber Waldeinsamkeit, Freuden der Natur
und ein ungezwungenes, geselliges Leben vorzieht, wird sich in Brückenall
am Besten befinden. Eine unvergleichliche Ruhe ist über das Sinnthal, dessen
Schooße die Heilquellen entspringen, ausgegossen, es ist die Ruhe eines


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[0234] Zwischen hohen mit hundertjährigen Buchen und Eichen bewachsenen Bergen, ziemlich geschützt gegen den Andrang rauher Winde, liegt dieses Bad in reizender Umgebung, das Bild eines freundlichen Stilllebens bit¬ tend. Damen besuchen diese heil- und fruchtbringende Quelle gern, und manche Gattin ist schon oft mit heißen Wünschen dorthin gegangen, einen Sprossen ihres Hauses, einen Erben ihres Reichthums ersehnend; zuweilen sind ihre Wünsche unerfüllt geblieben, häufig aber auch nicht. Treffliche Quellen sind diese Stahlqucllen, die hier dem Saalgrunde cntsprndeln, und wir stimmen gerne Herrn Professor Pfenfer in Bamberg bei, welcher die durchschnittlich hohen Lebensjahre der Landleute in der Gegend dieses Kur¬ ortes, dem ununterbrochenen Genusse jener Quellen verdankt wissen will. Ein angenehmes Unterkommen bietet das Kurhaus in Bocklet, und wer Privatlogis sucht, findet sie hinreichend in den Dörfern Aschach und Bocklct. Doch verlassen wir dies liebliche Bad, das zwischen Pyrmont und Franzensbad die Mitte hält, und bei dessen Quellen alljährig ein Kranz von schönen Damen wie die Nymphen um die freundliche Najade sich versam¬ melt, und eilen wir nach Brücken an. II. Brückencm und seine Lage. — Um-ab von Vnscck. — Zwei Gemälde aus dem vorigen Jahrhun¬ dert. »— JohanniSbcrgcr. — Das nervenfreundlichc Wasser. — Der Thercficnplah. — Die Königin von Val-rü. — Die Grenze von Nord- und Snddintschland. — Der Kurs-lat. „Lurae vacull« llune locum into.i«, ut mnrbornm vilcnus ilbiro iiossi's; n»in tre mein curatur <M curut." So lautete die Ueberschrift der antoni- nischen Bäder, und jeder sollte dieselbe beherzigen, der nach dem reizenden Brückencm sich begibt, um von Sorten ungestört in den Bädern dieses Kur¬ ortes Heil und Genesung zu suchen. Mit Ausnahme von Baden-Baden und Teplitz möchte wohl kein Gesundbrunnen in Rücksicht der Lage, der Pracht der Natur lind der Harmonie des Ganzen, unserem Brückenan gleich kommen. Doch ganz verschieden ist dieses Bad von den zwei genannten, und von seiner nahgelegenen Schwester Kissingen. Wer Glanz und Luxus, raffinirte Genußsucht und die Gefahren des grünen Tisches liebt, mag sich an jenen Badeorten ergötzen, wer aber Waldeinsamkeit, Freuden der Natur und ein ungezwungenes, geselliges Leben vorzieht, wird sich in Brückenall am Besten befinden. Eine unvergleichliche Ruhe ist über das Sinnthal, dessen Schooße die Heilquellen entspringen, ausgegossen, es ist die Ruhe eines

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659/234>, abgerufen am 27.07.2024.