Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.Tage b u c!z. i. Die Töchter des Banqueroutiers. -- von app-zeit! -- Die Moralität der höhern Classen. -- Was hält den Communismus? Vorgestern fuhr ich mit einem Omnibus nach Paris. Unterwegs stieg ein Theophile Gothier erzählt in seinem letzten Feuilleton so breit und lang Es ist das Alles so wahr als möglich. Und dennoch -- ist das Gefühl Tage b u c!z. i. Die Töchter des Banqueroutiers. — von app-zeit! — Die Moralität der höhern Classen. — Was hält den Communismus? Vorgestern fuhr ich mit einem Omnibus nach Paris. Unterwegs stieg ein Theophile Gothier erzählt in seinem letzten Feuilleton so breit und lang Es ist das Alles so wahr als möglich. Und dennoch — ist das Gefühl <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0123" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/184283"/> </div> </div> </div> <div n="1"> <head> Tage b u c!z.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> i.<lb/></head><lb/> <note type="argument"> Die Töchter des Banqueroutiers. — von app-zeit! — Die Moralität der höhern<lb/> Classen. — Was hält den Communismus?</note><lb/> <p xml:id="ID_370"> Vorgestern fuhr ich mit einem Omnibus nach Paris. Unterwegs stieg ein<lb/> Arbeiter ebenfalls aufs Jmperialc, wie hier die Sitze oben auf den Wagen hei¬<lb/> ßen, und setzte sich neben mich. Es war Montag und mein Nachbar war ein<lb/> wenig betrunken. In vino vont-is. Die nächste Ladung, die unser Omnibus<lb/> einnahm, waren drei zierlich, feingeputzte Mädchen mit ihrer Mutter. Sie sahen<lb/> alle frisch aus wie junge Nosen. Der Arbeiter neben mir sah sie an, und sagte<lb/> in weinfroher Redseligkeit: „Wie schön, wie geputzt — wer weiß? es werden die<lb/> Töchter eines Banqucrouticrs sein." „Wie kommen Sie zu der Unterstellung?"<lb/> frug ich. „Eh, sie sind reich, und das genügt!" war die Autwort.</p><lb/> <p xml:id="ID_371"> Theophile Gothier erzählt in seinem letzten Feuilleton so breit und lang<lb/> als möglich seine Erlebnisse und Gefühle bei Gelegenheit des großen Festes, das<lb/> der Herzog von Montpensier in den Vinccnner Park Minimes gegeben hat. Als<lb/> die Wagen mit den festlich und hofballmäßig geputzten Damen dnrch die Fau-<lb/> bourg Se. Antoin — etwas unbehaglichen Andenkens! — fahren, füllten sich<lb/> die Straßen mit Arbeitern und Weibern, die sehr bald die Gäste des Herzogs mit<lb/> einem Hohngrnfic empfingen und wciterbcgleitcten. Dem Wagen, in dem unser<lb/> Hofpoet saß, rief ein Weib zu: „Iion ilnnLtit!" Theophile Gothier und viele<lb/> Andere fühlten sehr gut die beredte Drohung, die in diesem Grüßen lag. Er<lb/> gibt sich Mühe, dem Volke zu beweisen, daß es Unrecht habe, sich gegen solche<lb/> Feste zu empören, da es am Meisten durch sie verdiene; ja, er tröstet das Volk,<lb/> das hier das Zusehen hat, durch den Gedanken, daß sehr viele von den Gä¬<lb/> sten — Arbeiter des Geistes, Tagelöhner der Intelligenz — am Ende ebenso<lb/> gut ihr Brod im Schweiße ihres Angesichts verdienen müssen, wie der rüstige<lb/> Schreiner und tapfere Schmied.</p><lb/> <p xml:id="ID_372" next="#ID_373"> Es ist das Alles so wahr als möglich. Und dennoch — ist das Gefühl<lb/> des Volkes ebenso wahr, natürlich und gerechtfertigt. Und wenn ich dafür keins</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0123]
Tage b u c!z.
i.
Die Töchter des Banqueroutiers. — von app-zeit! — Die Moralität der höhern
Classen. — Was hält den Communismus?
Vorgestern fuhr ich mit einem Omnibus nach Paris. Unterwegs stieg ein
Arbeiter ebenfalls aufs Jmperialc, wie hier die Sitze oben auf den Wagen hei¬
ßen, und setzte sich neben mich. Es war Montag und mein Nachbar war ein
wenig betrunken. In vino vont-is. Die nächste Ladung, die unser Omnibus
einnahm, waren drei zierlich, feingeputzte Mädchen mit ihrer Mutter. Sie sahen
alle frisch aus wie junge Nosen. Der Arbeiter neben mir sah sie an, und sagte
in weinfroher Redseligkeit: „Wie schön, wie geputzt — wer weiß? es werden die
Töchter eines Banqucrouticrs sein." „Wie kommen Sie zu der Unterstellung?"
frug ich. „Eh, sie sind reich, und das genügt!" war die Autwort.
Theophile Gothier erzählt in seinem letzten Feuilleton so breit und lang
als möglich seine Erlebnisse und Gefühle bei Gelegenheit des großen Festes, das
der Herzog von Montpensier in den Vinccnner Park Minimes gegeben hat. Als
die Wagen mit den festlich und hofballmäßig geputzten Damen dnrch die Fau-
bourg Se. Antoin — etwas unbehaglichen Andenkens! — fahren, füllten sich
die Straßen mit Arbeitern und Weibern, die sehr bald die Gäste des Herzogs mit
einem Hohngrnfic empfingen und wciterbcgleitcten. Dem Wagen, in dem unser
Hofpoet saß, rief ein Weib zu: „Iion ilnnLtit!" Theophile Gothier und viele
Andere fühlten sehr gut die beredte Drohung, die in diesem Grüßen lag. Er
gibt sich Mühe, dem Volke zu beweisen, daß es Unrecht habe, sich gegen solche
Feste zu empören, da es am Meisten durch sie verdiene; ja, er tröstet das Volk,
das hier das Zusehen hat, durch den Gedanken, daß sehr viele von den Gä¬
sten — Arbeiter des Geistes, Tagelöhner der Intelligenz — am Ende ebenso
gut ihr Brod im Schweiße ihres Angesichts verdienen müssen, wie der rüstige
Schreiner und tapfere Schmied.
Es ist das Alles so wahr als möglich. Und dennoch — ist das Gefühl
des Volkes ebenso wahr, natürlich und gerechtfertigt. Und wenn ich dafür keins
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