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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.

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Aus dem böhmisch - schlesischen Gebirge.
Von desso 'Korn.
Zweite Abtheilung und Schluß.

"Sagen Sie mir, Sie vermaledaiter Mensch! welcher Teufel Sie ge¬
ritten hat, aus der Kaserne fort zur Musik hinauf zu laufen? wissen Sie,
Student!" -- dabei stampfte er mit dem Säbel ein paarmal auf, daß die
Fenster zitterten, -- "daß ich Sie krumm schließen und vierzehn Tage lang
einsperren kann? Sie sind mir ein sauberes Früchte!, Sie! na warten Sie,
es geht hier anders zu, wie in der Schule!" -- "Bitt' ihn, bitt' ihn,"
flüsterte der Oberjäger Karl'n leise zu, aber doch nicht leise genug, um vom
Commissair uicht gehört zu werden. >-- "Himmeltausend, wollen Sie das
Maul halten, Meyrer!" schnaubte der Compagnietyrann uun diesen an,
"Sie haben still zu sein -- ja, was haben Sie denu heute für eine Vor-
schreibnng gemacht? die steht ja uicht, daß man sich den A-- damit aus¬
wischt." -- "Halten zu Gnaden Herr Commissair!" -- "Ich bitte gehor¬
samst Herr Commissair!"

Der Oberjäger und Karl erhoben beide zugleich flehend ihre Stimmen,
aber der Commissair war heute in übler Laune und keineswegs zum Ver¬
zeihen geneigt. "Sie sind wegen der Paschhampelischen hinaufgegangen,"
fuhr er nur wieder zu Karl gewendet fort, "das fehlt noch, daß Sie sich
mit dem Mensch in eine Liebschaft einlassen! Wissen Sie nicht, daß der
Vater ein Hanptpascher ist? Kann man sich auf Sie verlassen, daß Sie ihm
nachgehen und ihn ordentlich überwachen werden, wenn Sie mit der Tochter
ein Techtelmechtel haben? Sie bleiben drei Tage im Arrest und dann marsch
nach JvhauniSbrunn -- verstanden Herr Student? und Gott sei ihnen gnä¬
dig, wenn ich Sie noch einmal croisade; der Teufel soll Ihnen in's Loch
fahren, das sag' ich Ihnen!"

Nach dieser Anrede, die mit einigen Gcrtenhieben auf deu flachen Tisch
bekräftigt wurde, stand der Commissair auf und setzte die Mütze auf --Karl


P a sah h a in p e l.
Aus dem böhmisch - schlesischen Gebirge.
Von desso 'Korn.
Zweite Abtheilung und Schluß.

„Sagen Sie mir, Sie vermaledaiter Mensch! welcher Teufel Sie ge¬
ritten hat, aus der Kaserne fort zur Musik hinauf zu laufen? wissen Sie,
Student!" — dabei stampfte er mit dem Säbel ein paarmal auf, daß die
Fenster zitterten, — „daß ich Sie krumm schließen und vierzehn Tage lang
einsperren kann? Sie sind mir ein sauberes Früchte!, Sie! na warten Sie,
es geht hier anders zu, wie in der Schule!" — „Bitt' ihn, bitt' ihn,"
flüsterte der Oberjäger Karl'n leise zu, aber doch nicht leise genug, um vom
Commissair uicht gehört zu werden. >— „Himmeltausend, wollen Sie das
Maul halten, Meyrer!" schnaubte der Compagnietyrann uun diesen an,
„Sie haben still zu sein — ja, was haben Sie denu heute für eine Vor-
schreibnng gemacht? die steht ja uicht, daß man sich den A— damit aus¬
wischt." — „Halten zu Gnaden Herr Commissair!" — „Ich bitte gehor¬
samst Herr Commissair!"

Der Oberjäger und Karl erhoben beide zugleich flehend ihre Stimmen,
aber der Commissair war heute in übler Laune und keineswegs zum Ver¬
zeihen geneigt. „Sie sind wegen der Paschhampelischen hinaufgegangen,"
fuhr er nur wieder zu Karl gewendet fort, „das fehlt noch, daß Sie sich
mit dem Mensch in eine Liebschaft einlassen! Wissen Sie nicht, daß der
Vater ein Hanptpascher ist? Kann man sich auf Sie verlassen, daß Sie ihm
nachgehen und ihn ordentlich überwachen werden, wenn Sie mit der Tochter
ein Techtelmechtel haben? Sie bleiben drei Tage im Arrest und dann marsch
nach JvhauniSbrunn — verstanden Herr Student? und Gott sei ihnen gnä¬
dig, wenn ich Sie noch einmal croisade; der Teufel soll Ihnen in's Loch
fahren, das sag' ich Ihnen!"

Nach dieser Anrede, die mit einigen Gcrtenhieben auf deu flachen Tisch
bekräftigt wurde, stand der Commissair auf und setzte die Mütze auf —Karl


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[0106] P a sah h a in p e l. Aus dem böhmisch - schlesischen Gebirge. Von desso 'Korn. Zweite Abtheilung und Schluß. „Sagen Sie mir, Sie vermaledaiter Mensch! welcher Teufel Sie ge¬ ritten hat, aus der Kaserne fort zur Musik hinauf zu laufen? wissen Sie, Student!" — dabei stampfte er mit dem Säbel ein paarmal auf, daß die Fenster zitterten, — „daß ich Sie krumm schließen und vierzehn Tage lang einsperren kann? Sie sind mir ein sauberes Früchte!, Sie! na warten Sie, es geht hier anders zu, wie in der Schule!" — „Bitt' ihn, bitt' ihn," flüsterte der Oberjäger Karl'n leise zu, aber doch nicht leise genug, um vom Commissair uicht gehört zu werden. >— „Himmeltausend, wollen Sie das Maul halten, Meyrer!" schnaubte der Compagnietyrann uun diesen an, „Sie haben still zu sein — ja, was haben Sie denu heute für eine Vor- schreibnng gemacht? die steht ja uicht, daß man sich den A— damit aus¬ wischt." — „Halten zu Gnaden Herr Commissair!" — „Ich bitte gehor¬ samst Herr Commissair!" Der Oberjäger und Karl erhoben beide zugleich flehend ihre Stimmen, aber der Commissair war heute in übler Laune und keineswegs zum Ver¬ zeihen geneigt. „Sie sind wegen der Paschhampelischen hinaufgegangen," fuhr er nur wieder zu Karl gewendet fort, „das fehlt noch, daß Sie sich mit dem Mensch in eine Liebschaft einlassen! Wissen Sie nicht, daß der Vater ein Hanptpascher ist? Kann man sich auf Sie verlassen, daß Sie ihm nachgehen und ihn ordentlich überwachen werden, wenn Sie mit der Tochter ein Techtelmechtel haben? Sie bleiben drei Tage im Arrest und dann marsch nach JvhauniSbrunn — verstanden Herr Student? und Gott sei ihnen gnä¬ dig, wenn ich Sie noch einmal croisade; der Teufel soll Ihnen in's Loch fahren, das sag' ich Ihnen!" Nach dieser Anrede, die mit einigen Gcrtenhieben auf deu flachen Tisch bekräftigt wurde, stand der Commissair auf und setzte die Mütze auf —Karl

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659/106>, abgerufen am 27.07.2024.