Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.briken; so ging es zur Zeit der Unruhen unter den Eisenbahnarbeitern, indem man Würden unsere Unterbehörden nicht von einseitigen Absichten sich lenken lassen, so VI. Aus Salzburg. IlnterSl'trg und Kyffh>infer. -- Vottsso-M. -- Müßen-an un'o Grimm. -- El" Bild von Hans Brunner. Man weiß nicht, soll man lachen, oder weinen über das, was jetzt vom Unters- briken; so ging es zur Zeit der Unruhen unter den Eisenbahnarbeitern, indem man Würden unsere Unterbehörden nicht von einseitigen Absichten sich lenken lassen, so VI. Aus Salzburg. IlnterSl'trg und Kyffh>infer. — Vottsso-M. — Müßen-an un'o Grimm. — El» Bild von Hans Brunner. Man weiß nicht, soll man lachen, oder weinen über das, was jetzt vom Unters- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0558" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/185322"/> <p xml:id="ID_1937" prev="#ID_1936"> briken; so ging es zur Zeit der Unruhen unter den Eisenbahnarbeitern, indem man<lb/> das Publikum glauben machte, daß die Arbeiter nur dadurch zu den Unruhen verleitet<lb/> wurden, weil sie glaubten, die Gebrüder Klein seien „Juden;" und so geht es nun,<lb/> wo man alles Uebel der Theuerung wieder den Juden zuschreibt und diesen fabelhafte<lb/> Vorräthe zumuthet, die gar nicht bestehen. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1938"> Würden unsere Unterbehörden nicht von einseitigen Absichten sich lenken lassen, so<lb/> würden sie, anstatt daß Alles dem „Wucher" zugeschrieben wird, es vorziehen, dahin zu<lb/> wirken, daß das Publikum zur Erkenntniß über die reichliche Erndte komme, und' derOeeo-<lb/> nom den Drusch verzögere. In so lange die Behörden den Wahn festhalten, daß es<lb/> möglich sei, durch „Wucher" eine Theuerung zu erhalten, lebt auch der Oeconvm in dem<lb/> Wahne, daß ungeachtet der reichlichen Erndte die Getreidepreise noch steigen können.<lb/> Dem Occonom soll dieser Wahn dadurch benommen werden, daß die Behörden die An¬<lb/> sichten aussprechen, daß nicht Wucher und Speculation, sondern die Ergiebigkeit der<lb/> Fechsung die Preise beherrsche. Die Behörden sollen Ausweise über die Größe der<lb/> diesjährigen Fechsung in Vergleich mit jenen früherer Jahrgänge in'ö Publikum senden,<lb/> wie dies auf großen Kausvlätzen des Auslandes geschieht, um ein richtiges Urtheil des<lb/> Publikums zu erzielen. — Wenn die Behörden die Ursachen der Theuerung reiflich er¬<lb/> wogen hätten, so hätten sie wohl gefunden, daß selbe in dem erschöpften Körnervorrathe<lb/> des Jahres 1846 bei allen Gutsbesitzern, in allea Kontributionsschüttböden und in<lb/> den Magazinen des Aerars, in der durch Donnerwetter verzögerten Feld- und Umbau¬<lb/> arbeit, in dem Mißrathe der Erdäpfclcrndte, in der Lähmung der freien Concurrcn^<lb/> des Handels, in den vielen Chikanen dnrch die Revisoren und auch darin zu suchen<lb/> sei, daß die Einkäufe des Militär - Aerars gleichzeitig im ganzen Lande gleich nach der<lb/> Fechsung eingeleitet wurden, daß der Bauer, während er sonst viel Getreide verkaufen<lb/> mußte, um seinen Geldbedarf zu decken, nur wenig Stroh zu verkaufen braucht, um<lb/> viel Geld zu losen, was ihn veranlaßt, mit dem Verkauf seines übrigen Vorraths<lb/> noch zu warten<note type="byline"> ,</note> . — </p><lb/> </div> <div n="2"> <head> VI.<lb/> Aus Salzburg.</head><lb/> <note type="argument"> IlnterSl'trg und Kyffh>infer. — Vottsso-M. — Müßen-an un'o Grimm. — El» Bild von<lb/> Hans Brunner.</note><lb/> <p xml:id="ID_1939" next="#ID_1940"> Man weiß nicht, soll man lachen, oder weinen über das, was jetzt vom Unters-<lb/> berg zu hören ist. Der Untersberg ist nämlich der Hauptbcrg der baierschcn Sagen,<lb/> Und als solcher wohl mit dem Kyffhäuser in Thüringen zu vergleichen. Er erhebt sich,<lb/> wie man wohl weiß, zwischen Salzburg, Reichenhall und Berchtesgaden in düsterer<lb/> Majestät; der größte Theil seiner Oberfläche gehört zum österreichischen Gebiete, doch<lb/> scheinen jene Halden, die sich gegen das Baiersche hin erstrecken, als die abgelegeneren<lb/> und weniger besuchten, reicher an Sagen zu sein, als die jenseitigen. ES ist da wirklich<lb/> eine grüne Oase, wo wunderbare Geschichten der mannigfaltigsten Art noch frisch »ut fröhlich<lb/> blühen. Im Untersberg sitzt nicht Barbarossa, sondern Kaiser Karl der Große an einem<lb/> steinernen Tische, und sein weißer Bart ist schon zwei Mal um den Tisch gewachsen.<lb/> Wenn dies zum dritten Mal geschehen, so'tritt der Kaiser heraus mit seinen Helden,<lb/> und es bricht eine neue und herrliche Zeit an» Es ist bekannt, daß schon verschiedene</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0558]
briken; so ging es zur Zeit der Unruhen unter den Eisenbahnarbeitern, indem man
das Publikum glauben machte, daß die Arbeiter nur dadurch zu den Unruhen verleitet
wurden, weil sie glaubten, die Gebrüder Klein seien „Juden;" und so geht es nun,
wo man alles Uebel der Theuerung wieder den Juden zuschreibt und diesen fabelhafte
Vorräthe zumuthet, die gar nicht bestehen. —
Würden unsere Unterbehörden nicht von einseitigen Absichten sich lenken lassen, so
würden sie, anstatt daß Alles dem „Wucher" zugeschrieben wird, es vorziehen, dahin zu
wirken, daß das Publikum zur Erkenntniß über die reichliche Erndte komme, und' derOeeo-
nom den Drusch verzögere. In so lange die Behörden den Wahn festhalten, daß es
möglich sei, durch „Wucher" eine Theuerung zu erhalten, lebt auch der Oeconvm in dem
Wahne, daß ungeachtet der reichlichen Erndte die Getreidepreise noch steigen können.
Dem Occonom soll dieser Wahn dadurch benommen werden, daß die Behörden die An¬
sichten aussprechen, daß nicht Wucher und Speculation, sondern die Ergiebigkeit der
Fechsung die Preise beherrsche. Die Behörden sollen Ausweise über die Größe der
diesjährigen Fechsung in Vergleich mit jenen früherer Jahrgänge in'ö Publikum senden,
wie dies auf großen Kausvlätzen des Auslandes geschieht, um ein richtiges Urtheil des
Publikums zu erzielen. — Wenn die Behörden die Ursachen der Theuerung reiflich er¬
wogen hätten, so hätten sie wohl gefunden, daß selbe in dem erschöpften Körnervorrathe
des Jahres 1846 bei allen Gutsbesitzern, in allea Kontributionsschüttböden und in
den Magazinen des Aerars, in der durch Donnerwetter verzögerten Feld- und Umbau¬
arbeit, in dem Mißrathe der Erdäpfclcrndte, in der Lähmung der freien Concurrcn^
des Handels, in den vielen Chikanen dnrch die Revisoren und auch darin zu suchen
sei, daß die Einkäufe des Militär - Aerars gleichzeitig im ganzen Lande gleich nach der
Fechsung eingeleitet wurden, daß der Bauer, während er sonst viel Getreide verkaufen
mußte, um seinen Geldbedarf zu decken, nur wenig Stroh zu verkaufen braucht, um
viel Geld zu losen, was ihn veranlaßt, mit dem Verkauf seines übrigen Vorraths
noch zu warten , . —
VI.
Aus Salzburg.
IlnterSl'trg und Kyffh>infer. — Vottsso-M. — Müßen-an un'o Grimm. — El» Bild von
Hans Brunner.
Man weiß nicht, soll man lachen, oder weinen über das, was jetzt vom Unters-
berg zu hören ist. Der Untersberg ist nämlich der Hauptbcrg der baierschcn Sagen,
Und als solcher wohl mit dem Kyffhäuser in Thüringen zu vergleichen. Er erhebt sich,
wie man wohl weiß, zwischen Salzburg, Reichenhall und Berchtesgaden in düsterer
Majestät; der größte Theil seiner Oberfläche gehört zum österreichischen Gebiete, doch
scheinen jene Halden, die sich gegen das Baiersche hin erstrecken, als die abgelegeneren
und weniger besuchten, reicher an Sagen zu sein, als die jenseitigen. ES ist da wirklich
eine grüne Oase, wo wunderbare Geschichten der mannigfaltigsten Art noch frisch »ut fröhlich
blühen. Im Untersberg sitzt nicht Barbarossa, sondern Kaiser Karl der Große an einem
steinernen Tische, und sein weißer Bart ist schon zwei Mal um den Tisch gewachsen.
Wenn dies zum dritten Mal geschehen, so'tritt der Kaiser heraus mit seinen Helden,
und es bricht eine neue und herrliche Zeit an» Es ist bekannt, daß schon verschiedene
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