Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.T A g e b u clj. i. Aus Berlin. Die grimmigen Kritiker. -- Kücken und sei" PrZtendent. -- Frau Virch-Vfciffer und Verthold Auerbach.-- Welches sind die Ansprüche des Dramatistrten und des Dram.itisircndcn? -- Vor- und Nachtheile der französischen Gesetzgebung. Ich sehe aus Ihren Anmerkungen, geehrter Herr Redacteur, daß Sie sehr geneigt In diesem Augenblicke führen uns zwei Zeitungsberichte ans dies unselige Berliner ") In der That hat unser Berliner V. Correspondent als Beleg, daß er über die Kücken'-
sche Oper nicht all' zu absprechend geurtheilt habe, eine Sammlung von andern Berliner Re¬ Z). Red. censionen zugeschickt, die alle ein ähnliches Urtheil über diese Komposition fällen. T A g e b u clj. i. Aus Berlin. Die grimmigen Kritiker. — Kücken und sei» PrZtendent. — Frau Virch-Vfciffer und Verthold Auerbach.— Welches sind die Ansprüche des Dramatistrten und des Dram.itisircndcn? — Vor- und Nachtheile der französischen Gesetzgebung. Ich sehe aus Ihren Anmerkungen, geehrter Herr Redacteur, daß Sie sehr geneigt In diesem Augenblicke führen uns zwei Zeitungsberichte ans dies unselige Berliner ») In der That hat unser Berliner V. Correspondent als Beleg, daß er über die Kücken'-
sche Oper nicht all' zu absprechend geurtheilt habe, eine Sammlung von andern Berliner Re¬ Z). Red. censionen zugeschickt, die alle ein ähnliches Urtheil über diese Komposition fällen. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0486" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/185250"/> </div> </div> <div n="1"> <head> T A g e b u clj.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> i.<lb/> Aus Berlin.</head><lb/> <note type="argument"> Die grimmigen Kritiker. — Kücken und sei» PrZtendent. — Frau Virch-Vfciffer und Verthold Auerbach.—<lb/> Welches sind die Ansprüche des Dramatistrten und des Dram.itisircndcn? — Vor- und Nachtheile der<lb/> französischen Gesetzgebung.</note><lb/> <p xml:id="ID_1620"> Ich sehe aus Ihren Anmerkungen, geehrter Herr Redacteur, daß Sie sehr geneigt<lb/> sind, jede der Rede werthe Produktion vor unbefugten Angriffen zu schützen. Das ist<lb/> leider jetzt noch wie ehedem an keinem Orte unsers Vaterlandes so nöthig als in Ber¬<lb/> lin. Ich will nicht geradezu sagen, daß in schöpferischer Literatur verhältnißmäßig hier<lb/> am Wenigsten producirt werde — Viele sagen es und allem Anschein nach mit gutem<lb/> Grunde — aber zugestehn muß ich, daß die Menge der blos b e sprechenden, man mochte<lb/> sagen z er sprechenden Schriftsteller seit Jahren hier unvcrhältnifimäßig zugenommen<lb/> hat, und daß die leichtfertige Dreistigkeit und Bissigkeit des Tons, eher im Stei¬<lb/> gen als im Abnehmen begriffen ist. Wollte man alle die kleinen Cliquen und die<lb/> Persönlichkeiten — unter diesen ist manche interessante — ausführlich schildern, so<lb/> würde sich als gemeinschaftliche Eigenschaft der grimmigsten „Kritiker" ergeben, daß Kei¬<lb/> nem etwas gelungen ist in schöpferischer Thätigkeit, sei's im Gedicht, im Roman, im<lb/> Drama, in der Musik, und daß nur Jeder hastig bestrebt sei, auch keinem Anderen<lb/> etwas gelingen zu lassen. Es wäre ein Leichtes, jedes angeführte Fach, Gedicht, Ro¬<lb/> man, Drama und Oper, mit Namen der grimmigsten Korrespondenten und Kritiker zu<lb/> belegen, welchen das entsprechende Fiasko in einem dieser Fächer nachzuweisen ist. Viel¬<lb/> leicht ist Zählung und Namensaufruf einmal für kurze Zeit ersprießlich. Man sagt gern,<lb/> die sreie Presse allein könne Berlin befreien von diesem kritischen Jnsektenschwarme. Ick)<lb/> möchte nicht gern widersprechen, um einen Grund mehr zu behalten sür freie Presse.<lb/> Aber ganz daran glauben kann ich auch nicht. Bessern würde freie Presse gewiß.</p><lb/> <p xml:id="ID_1621" next="#ID_1622"> In diesem Augenblicke führen uns zwei Zeitungsberichte ans dies unselige Berliner<lb/> Thema: einer über Kückens „Prätendenten" in Ihrem Blatte, welchen Sie selbst schon<lb/> durch eine Note gemildert haben, und einer in der Augsburger Allg. Zeitung gegen<lb/> Frau Charlotte Birch - Pfeiffer als Verfasserin von „Dorf und Stadt." — Den „Prä¬<lb/> tendenten" anlangend mag es ganz in der Ordnung sein, diese Oper als eine nicht eben<lb/> besondere zu charakterisiren Sie ist indessen melodiös und macht so eben auch in Ham-</p><lb/> <note xml:id="FID_70" place="foot"> ») In der That hat unser Berliner V. Correspondent als Beleg, daß er über die Kücken'-<lb/> sche Oper nicht all' zu absprechend geurtheilt habe, eine Sammlung von andern Berliner Re¬<lb/><note type="byline"> Z). Red.</note> censionen zugeschickt, die alle ein ähnliches Urtheil über diese Komposition fällen. </note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0486]
T A g e b u clj.
i.
Aus Berlin.
Die grimmigen Kritiker. — Kücken und sei» PrZtendent. — Frau Virch-Vfciffer und Verthold Auerbach.—
Welches sind die Ansprüche des Dramatistrten und des Dram.itisircndcn? — Vor- und Nachtheile der
französischen Gesetzgebung.
Ich sehe aus Ihren Anmerkungen, geehrter Herr Redacteur, daß Sie sehr geneigt
sind, jede der Rede werthe Produktion vor unbefugten Angriffen zu schützen. Das ist
leider jetzt noch wie ehedem an keinem Orte unsers Vaterlandes so nöthig als in Ber¬
lin. Ich will nicht geradezu sagen, daß in schöpferischer Literatur verhältnißmäßig hier
am Wenigsten producirt werde — Viele sagen es und allem Anschein nach mit gutem
Grunde — aber zugestehn muß ich, daß die Menge der blos b e sprechenden, man mochte
sagen z er sprechenden Schriftsteller seit Jahren hier unvcrhältnifimäßig zugenommen
hat, und daß die leichtfertige Dreistigkeit und Bissigkeit des Tons, eher im Stei¬
gen als im Abnehmen begriffen ist. Wollte man alle die kleinen Cliquen und die
Persönlichkeiten — unter diesen ist manche interessante — ausführlich schildern, so
würde sich als gemeinschaftliche Eigenschaft der grimmigsten „Kritiker" ergeben, daß Kei¬
nem etwas gelungen ist in schöpferischer Thätigkeit, sei's im Gedicht, im Roman, im
Drama, in der Musik, und daß nur Jeder hastig bestrebt sei, auch keinem Anderen
etwas gelingen zu lassen. Es wäre ein Leichtes, jedes angeführte Fach, Gedicht, Ro¬
man, Drama und Oper, mit Namen der grimmigsten Korrespondenten und Kritiker zu
belegen, welchen das entsprechende Fiasko in einem dieser Fächer nachzuweisen ist. Viel¬
leicht ist Zählung und Namensaufruf einmal für kurze Zeit ersprießlich. Man sagt gern,
die sreie Presse allein könne Berlin befreien von diesem kritischen Jnsektenschwarme. Ick)
möchte nicht gern widersprechen, um einen Grund mehr zu behalten sür freie Presse.
Aber ganz daran glauben kann ich auch nicht. Bessern würde freie Presse gewiß.
In diesem Augenblicke führen uns zwei Zeitungsberichte ans dies unselige Berliner
Thema: einer über Kückens „Prätendenten" in Ihrem Blatte, welchen Sie selbst schon
durch eine Note gemildert haben, und einer in der Augsburger Allg. Zeitung gegen
Frau Charlotte Birch - Pfeiffer als Verfasserin von „Dorf und Stadt." — Den „Prä¬
tendenten" anlangend mag es ganz in der Ordnung sein, diese Oper als eine nicht eben
besondere zu charakterisiren Sie ist indessen melodiös und macht so eben auch in Ham-
») In der That hat unser Berliner V. Correspondent als Beleg, daß er über die Kücken'-
sche Oper nicht all' zu absprechend geurtheilt habe, eine Sammlung von andern Berliner Re¬
Z). Red. censionen zugeschickt, die alle ein ähnliches Urtheil über diese Komposition fällen.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |