Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.tcucrliche Idee eines allgemeinen deutschen Nationalvereins, der hier sein Centrum haben Z7. Sanst ruhe seine Asche, und sein Schlaf sei der des Gerechten! II. Aus Prag. '' , -1. Ani"crsilätSkSnipfe. -- Wer wird Rector? -- Gastronomen und Reformen. -- ,,Rat>er Dank-, Rede - und Preßfreiheit? -- Affen und Schauspieler, nebst einigen Malice", Unsere bisher so friedsame Universität ist in voller Aufregung und in zwei feindliche Das endliche Wahlresnltat ließ die Sache ans dem alten Flecke; wieder wählten, tcucrliche Idee eines allgemeinen deutschen Nationalvereins, der hier sein Centrum haben Z7. Sanst ruhe seine Asche, und sein Schlaf sei der des Gerechten! II. Aus Prag. '' , -1. Ani»crsilätSkSnipfe. — Wer wird Rector? — Gastronomen und Reformen. — ,,Rat>er Dank-, Rede - und Preßfreiheit? — Affen und Schauspieler, nebst einigen Malice», Unsere bisher so friedsame Universität ist in voller Aufregung und in zwei feindliche Das endliche Wahlresnltat ließ die Sache ans dem alten Flecke; wieder wählten, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0354" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/185118"/> <p xml:id="ID_1151" prev="#ID_1150"> tcucrliche Idee eines allgemeinen deutschen Nationalvereins, der hier sein Centrum haben<lb/> sollte, eine Idee, deren Urheber, Herr v. Holzendorf, dnrch Anregung der bekannten<lb/> Bauernadrcssc in diesen Tagen sich einen bessern Namen gemacht bat. Das seltsamste<lb/> Schicksal hatte der Centralvercin sür das Wohl der arbeitenden Classen — um von<lb/> dem demokratischen Localverein gar nicht zu reden — ein Institut, das von der pa-<lb/> trizischen Aristokratie Berlins angeregt, von der Regierung und von dem König selbst<lb/> mit Freuden begrüßt und gutgeheißen wurde, das daun plötzlich in Mißcrcdit gerieth,<lb/> weil man anfing, in jeder Vereinigung von Bürgern einen Jacobincrclnb zu wittern,<lb/> das nach jahrelangem, halb unfreiwilligem Schweigen in der ersten Hälfte dieses Jahres<lb/> ein isolirtes Lebenszeichen von sich gab, den heroischen Entschluß nämlich, existiren zu<lb/> wollen — ein Entschluß, gegen den nur der zur Schelling'schen Neactionsphilosophic<lb/> abgefallene Professor V. Henning opponirte — und das nun in diesen Tagen eines sanften<lb/> und seligen Todes verblichen zu sein scheint, da der Vorstand, das Organ der Gesell¬<lb/> schaft vor der Regierung und umgekehrt, in <-»mur<; abdankte. Der Vorsatz, zu<lb/> existiren, gibt einem derartigen Institut noch nicht eine bestimmte Realität.</p><lb/> <p xml:id="ID_1152"><note type="byline"> Z7.</note> Sanst ruhe seine Asche, und sein Schlaf sei der des Gerechten! </p><lb/> </div> <div n="2"> <head> II.<lb/> Aus Prag.<lb/> ''</head><lb/> <div n="3"> <head> , -1. </head><lb/> <note type="argument"> Ani»crsilätSkSnipfe. — Wer wird Rector? — Gastronomen und Reformen. — ,,Rat>er Dank-, Rede - und<lb/> Preßfreiheit? — Affen und Schauspieler, nebst einigen Malice»,</note><lb/> <p xml:id="ID_1153"> Unsere bisher so friedsame Universität ist in voller Aufregung und in zwei feindliche<lb/> Lager geschieden, seit der von den Behörden angeordneten (am N!. November vor sich<lb/> gegangenen) neuerliche» Rcetorswahl für das JubiläumSjahr 1848. Weit friedlicher ist<lb/> es bei der gleichzeitig zu Prefiburg stattgehabten PalatinnSwahl hergegangen, als im<lb/> alte» Carolinnm; Forschritt und Zopfthum lagen anch hier sich in den Haaren, und<lb/> merkwürdiger Weise hielt die Philosophensacultät tapfer am Zopfe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1154"> Das endliche Wahlresnltat ließ die Sache ans dem alten Flecke; wieder wählten,<lb/> (wie im Juli) Theologen und Philosophen (?) ihren Licblingsprälatcn Zeidler, Juristen<lb/> und Mediciner den Professor Exner, einen ausgezeichneten Menschen und Denker, dem es<lb/> jedoch bedeutend zur Last sällt, daß er noch fein Abfüttcrnngsdincr veranstaltete, daß man<lb/> also seine cnlinarischc Begabung noch nicht zu würdigen verstand, denn in heutigen<lb/> praktischen Zeiten weiß man gern vorher, woran man ist. Sollte, wie zu erwarten,<lb/> der unser Virilmajorität mißliebige Abt nicht freiwillig abtreten, so gehet der streitige<lb/> Wahlact abermals den raschen Weg zur Behörde, auf welchem sich derselbe seit dem Mo¬<lb/> nat Juli befunden. Doch diirstcn die Chancen ein dem Prof. Exner günstiges Decisnm<lb/> versprechen, denn nach Einzelstimmen, statt nach Facultäten gezählt, haben an 140 Pro-<lb/> gressisten für Exner, und mir 40 Gastronomen für Zeidler gestimmt. Es muß doch was<lb/> daran sein an den Reformgährnngen in Oesterreich, da sogar im Schooße der alten,<lb/> längst unproductiven Universität solches Kreisen sich ergibt, einer Universität, welche,<lb/> — die medicinischen Studien in Ehren — füglich eine bloße Abrichtungsanstalt, ein<lb/> literarisches Raspclhaus zu nennen ist, aus welchem die Jünglinge als geistige Eunu-<lb/> chen und wohlgcschultc Diener, oder als erbitterte Feinde des Systemes unserer >>ou-<lb/> L«z« imiminlile hervorgehen. Möchte doch das Jubiläum eine Verjüngung und Wiederge¬<lb/> burt der Anstalt begründen, möchten doch diesem Zwecke die snbscribirten Jubelfonds<lb/> gewidmet sein.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0354]
tcucrliche Idee eines allgemeinen deutschen Nationalvereins, der hier sein Centrum haben
sollte, eine Idee, deren Urheber, Herr v. Holzendorf, dnrch Anregung der bekannten
Bauernadrcssc in diesen Tagen sich einen bessern Namen gemacht bat. Das seltsamste
Schicksal hatte der Centralvercin sür das Wohl der arbeitenden Classen — um von
dem demokratischen Localverein gar nicht zu reden — ein Institut, das von der pa-
trizischen Aristokratie Berlins angeregt, von der Regierung und von dem König selbst
mit Freuden begrüßt und gutgeheißen wurde, das daun plötzlich in Mißcrcdit gerieth,
weil man anfing, in jeder Vereinigung von Bürgern einen Jacobincrclnb zu wittern,
das nach jahrelangem, halb unfreiwilligem Schweigen in der ersten Hälfte dieses Jahres
ein isolirtes Lebenszeichen von sich gab, den heroischen Entschluß nämlich, existiren zu
wollen — ein Entschluß, gegen den nur der zur Schelling'schen Neactionsphilosophic
abgefallene Professor V. Henning opponirte — und das nun in diesen Tagen eines sanften
und seligen Todes verblichen zu sein scheint, da der Vorstand, das Organ der Gesell¬
schaft vor der Regierung und umgekehrt, in <-»mur<; abdankte. Der Vorsatz, zu
existiren, gibt einem derartigen Institut noch nicht eine bestimmte Realität.
Z7. Sanst ruhe seine Asche, und sein Schlaf sei der des Gerechten!
II.
Aus Prag.
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Ani»crsilätSkSnipfe. — Wer wird Rector? — Gastronomen und Reformen. — ,,Rat>er Dank-, Rede - und
Preßfreiheit? — Affen und Schauspieler, nebst einigen Malice»,
Unsere bisher so friedsame Universität ist in voller Aufregung und in zwei feindliche
Lager geschieden, seit der von den Behörden angeordneten (am N!. November vor sich
gegangenen) neuerliche» Rcetorswahl für das JubiläumSjahr 1848. Weit friedlicher ist
es bei der gleichzeitig zu Prefiburg stattgehabten PalatinnSwahl hergegangen, als im
alte» Carolinnm; Forschritt und Zopfthum lagen anch hier sich in den Haaren, und
merkwürdiger Weise hielt die Philosophensacultät tapfer am Zopfe.
Das endliche Wahlresnltat ließ die Sache ans dem alten Flecke; wieder wählten,
(wie im Juli) Theologen und Philosophen (?) ihren Licblingsprälatcn Zeidler, Juristen
und Mediciner den Professor Exner, einen ausgezeichneten Menschen und Denker, dem es
jedoch bedeutend zur Last sällt, daß er noch fein Abfüttcrnngsdincr veranstaltete, daß man
also seine cnlinarischc Begabung noch nicht zu würdigen verstand, denn in heutigen
praktischen Zeiten weiß man gern vorher, woran man ist. Sollte, wie zu erwarten,
der unser Virilmajorität mißliebige Abt nicht freiwillig abtreten, so gehet der streitige
Wahlact abermals den raschen Weg zur Behörde, auf welchem sich derselbe seit dem Mo¬
nat Juli befunden. Doch diirstcn die Chancen ein dem Prof. Exner günstiges Decisnm
versprechen, denn nach Einzelstimmen, statt nach Facultäten gezählt, haben an 140 Pro-
gressisten für Exner, und mir 40 Gastronomen für Zeidler gestimmt. Es muß doch was
daran sein an den Reformgährnngen in Oesterreich, da sogar im Schooße der alten,
längst unproductiven Universität solches Kreisen sich ergibt, einer Universität, welche,
— die medicinischen Studien in Ehren — füglich eine bloße Abrichtungsanstalt, ein
literarisches Raspclhaus zu nennen ist, aus welchem die Jünglinge als geistige Eunu-
chen und wohlgcschultc Diener, oder als erbitterte Feinde des Systemes unserer >>ou-
L«z« imiminlile hervorgehen. Möchte doch das Jubiläum eine Verjüngung und Wiederge¬
burt der Anstalt begründen, möchten doch diesem Zwecke die snbscribirten Jubelfonds
gewidmet sein.
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