Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.Zur Vertheidigung der böhmischen Stande gegen einen Artikel der "Allgem. Zeitung" --- "Bewahre uns vor unsern Freunden; mit unsern Feinden wollen wir Das Einzige, worin wir mit dem Correspondenten vollkommen übereinstim¬ *) Diese Entgegnung wurde bereits vor 14 Tagen der Augsburger Allg. Zeitung zuge¬
sendet, und da sie bisher dort nickt erschien, so ersuchte uns der Herr Verfasser, ihn in unse¬ rem Blatte Raum zu geben. Wir bemerken dies für den Fall, daß mittlerweile die Allg. D. Red. Zeitung die Entgegnung dennoch brächte. Zur Vertheidigung der böhmischen Stande gegen einen Artikel der „Allgem. Zeitung" —- „Bewahre uns vor unsern Freunden; mit unsern Feinden wollen wir Das Einzige, worin wir mit dem Correspondenten vollkommen übereinstim¬ *) Diese Entgegnung wurde bereits vor 14 Tagen der Augsburger Allg. Zeitung zuge¬
sendet, und da sie bisher dort nickt erschien, so ersuchte uns der Herr Verfasser, ihn in unse¬ rem Blatte Raum zu geben. Wir bemerken dies für den Fall, daß mittlerweile die Allg. D. Red. Zeitung die Entgegnung dennoch brächte. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0173" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/184937"/> </div> <div n="1"> <head> Zur Vertheidigung der böhmischen Stande<lb/> gegen einen Artikel der „Allgem. Zeitung"</head><lb/> <p xml:id="ID_590"> —-</p><lb/> <p xml:id="ID_591"> „Bewahre uns vor unsern Freunden; mit unsern Feinden wollen wir<lb/> schon fertig werden!" muß die österreichische Negierung nothwendig ausrufen, wenn<lb/> sie den Aufsatz „aus Böhmen" in No. 273 der Allg. Zeitung liest, und wird es<lb/> derselben auch wenig Dank wissen, daß sie ihn im Gegensatz zu einem andern,<lb/> vorhergehenden Tages in der Beilage gelieferten in ihr Hauptblatt aufnahm; denn<lb/> jeder Vvrurthcilsfreie muß ja nothwendig in dem völligen Umgehen der<lb/> Frage, gegen die das Geschoß gerichtet sein soll, den Beweis finden, daß sich<lb/> diese Frage höchst wahrscheinlich nicht so leicht zu Ungunsten der Stände beant¬<lb/> worten läßt, ganz abgesehen davon, daß der verächtlich auf das Wissen der Stände<lb/> herabsehende Korrespondent weder besseres Wissen zu Markte bringt, noch sich von<lb/> unrichtigen Angaben freihält.</p><lb/> <p xml:id="ID_592" next="#ID_593"> Das Einzige, worin wir mit dem Correspondenten vollkommen übereinstim¬<lb/> me», ist der Satz, daß Achtung nach Oben und Vertrauen nach Unten allein die<lb/> Grundlage ständischer Wirksamkeit bilden könne. Und leider muß auch ferner zu¬<lb/> gegeben werden, daß die Stände Beides nicht in dem Maße besitze», als es zu<lb/> wünschen wäre. Doch gerade ihre neuerwachte Thätigkeit verfolgt kein anderes<lb/> Ziel, als Beides im höhern Grade zu erringen, wie denn auch Niemand in Ab¬<lb/> rede stellen kann und wird, daß die wenigen Jahre ihrer Thätigkeit sie hierin<lb/> vorwärts und nicht rückwärts schreiten ließen, daß man ihnen kein Votum, keine<lb/> Handlung, so ungeübt die Kräfte anch waren, vorwerfen könne, welche die Ach¬<lb/> tung der Regierung verringert hätte, daß man ihrem Streben noch viel weniger<lb/> unedle, engherzige Motive unterzulegen vermag, sondern vielmehr anerkennen<lb/> müsse, daß Alles, was sie bisher geleistet, das Gepräge eines regen Pflicht¬<lb/> gefühls und der lebhaftesten Theilnahme an dem Wohl und Weh' aller Klassen der</p><lb/> <note xml:id="FID_22" place="foot"> *) Diese Entgegnung wurde bereits vor 14 Tagen der Augsburger Allg. Zeitung zuge¬<lb/> sendet, und da sie bisher dort nickt erschien, so ersuchte uns der Herr Verfasser, ihn in unse¬<lb/> rem Blatte Raum zu geben. Wir bemerken dies für den Fall, daß mittlerweile die Allg.<lb/><note type="byline"> D. Red.</note> Zeitung die Entgegnung dennoch brächte. </note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0173]
Zur Vertheidigung der böhmischen Stande
gegen einen Artikel der „Allgem. Zeitung"
—-
„Bewahre uns vor unsern Freunden; mit unsern Feinden wollen wir
schon fertig werden!" muß die österreichische Negierung nothwendig ausrufen, wenn
sie den Aufsatz „aus Böhmen" in No. 273 der Allg. Zeitung liest, und wird es
derselben auch wenig Dank wissen, daß sie ihn im Gegensatz zu einem andern,
vorhergehenden Tages in der Beilage gelieferten in ihr Hauptblatt aufnahm; denn
jeder Vvrurthcilsfreie muß ja nothwendig in dem völligen Umgehen der
Frage, gegen die das Geschoß gerichtet sein soll, den Beweis finden, daß sich
diese Frage höchst wahrscheinlich nicht so leicht zu Ungunsten der Stände beant¬
worten läßt, ganz abgesehen davon, daß der verächtlich auf das Wissen der Stände
herabsehende Korrespondent weder besseres Wissen zu Markte bringt, noch sich von
unrichtigen Angaben freihält.
Das Einzige, worin wir mit dem Correspondenten vollkommen übereinstim¬
me», ist der Satz, daß Achtung nach Oben und Vertrauen nach Unten allein die
Grundlage ständischer Wirksamkeit bilden könne. Und leider muß auch ferner zu¬
gegeben werden, daß die Stände Beides nicht in dem Maße besitze», als es zu
wünschen wäre. Doch gerade ihre neuerwachte Thätigkeit verfolgt kein anderes
Ziel, als Beides im höhern Grade zu erringen, wie denn auch Niemand in Ab¬
rede stellen kann und wird, daß die wenigen Jahre ihrer Thätigkeit sie hierin
vorwärts und nicht rückwärts schreiten ließen, daß man ihnen kein Votum, keine
Handlung, so ungeübt die Kräfte anch waren, vorwerfen könne, welche die Ach¬
tung der Regierung verringert hätte, daß man ihrem Streben noch viel weniger
unedle, engherzige Motive unterzulegen vermag, sondern vielmehr anerkennen
müsse, daß Alles, was sie bisher geleistet, das Gepräge eines regen Pflicht¬
gefühls und der lebhaftesten Theilnahme an dem Wohl und Weh' aller Klassen der
*) Diese Entgegnung wurde bereits vor 14 Tagen der Augsburger Allg. Zeitung zuge¬
sendet, und da sie bisher dort nickt erschien, so ersuchte uns der Herr Verfasser, ihn in unse¬
rem Blatte Raum zu geben. Wir bemerken dies für den Fall, daß mittlerweile die Allg.
D. Red. Zeitung die Entgegnung dennoch brächte.
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