Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.fehle" ihm aber die schlagbaren Hölzer, so muß der Waldbesitzer so lange auf 56 Unser ganzer Staatsforstorganismus, unsere Cammcralcinrichtuug ist mithin el" wah¬ Vl. Ein neues Mährchen von Andersen. Im Sommer 1843 besuchte ich Dänemark, das Vaterland Hans Christian ") Der Herr Einsender dieses Aufsatzes hat uns bevollmächtigt, auf Verlangen seinen Name" zu
D, Red. nennen, fehle» ihm aber die schlagbaren Hölzer, so muß der Waldbesitzer so lange auf 56 Unser ganzer Staatsforstorganismus, unsere Cammcralcinrichtuug ist mithin el» wah¬ Vl. Ein neues Mährchen von Andersen. Im Sommer 1843 besuchte ich Dänemark, das Vaterland Hans Christian ") Der Herr Einsender dieses Aufsatzes hat uns bevollmächtigt, auf Verlangen seinen Name» zu
D, Red. nennen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0100" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/184864"/> <p xml:id="ID_332" prev="#ID_331"> fehle» ihm aber die schlagbaren Hölzer, so muß der Waldbesitzer so lange auf 56<lb/> Cubikfuß Durchschnittsertrag warten, bis diese vorhanden sind, oder er adjnstirt ein<lb/> paar große Bestände so, daß diese dennoch herauskomme». In jeden: Falle ist er mit<lb/> seinem Handlangcrgcschäft schon fertig, ehe der Forstwirth des Fachwcrks noch einen<lb/> Wirthschaftsplan zu Stande gebracht hat. Der Letztere liefert aber bei größter Beru¬<lb/> higung für den Nachhalt einen viel höheren Etat, während der erste ein bloßes Blend¬<lb/> werk dei» Juristen vor die Augen stellt.</p><lb/> <p xml:id="ID_333"> Unser ganzer Staatsforstorganismus, unsere Cammcralcinrichtuug ist mithin el» wah¬<lb/> res Meisterstück, um de» Völker» Oesterreichs mit Locvmvtivkraft Hvlzthcuruug u»d<lb/> Holznoth herbeizuschaffen, der Industrie, dem Eisenbahn- und Eiscnhüttcnwesen ihren<lb/> Betrieb zu lähmen, da man Mincralkohlen nicht an alle» Orte» findet, die Capitale<lb/> für Bergwerke fehlen, überdies aber das Eise» aus Holzkohle» eine» viel höheren Werth<lb/> hat. Und bei diesem Zustande des Staatssvrstvrganismns fordern wir, daß der Pri-<lb/> vatwaldbcsitzcr unter Staatsaufsicht gestellt werden soll?!! >—")</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Vl.<lb/> Ein neues Mährchen von Andersen.</head><lb/> <p xml:id="ID_334" next="#ID_335"> Im Sommer 1843 besuchte ich Dänemark, das Vaterland Hans Christian<lb/> Andersen'S. Derselbe ist z» Odense geboren, und eine kluge Frau hat prophezeiht.<lb/> daß diese Stadt, ihm zu Ehren, einmal illuminirt werden würde. Als ich damals in<lb/> Kopenhagen verweilte, befand sich der weltberühmte Dichter und Jlluminat Von Odense<lb/> gerade aus Reise», doch habe ich ihn durchaus nicht vermißt. 15 Monate nach mei¬<lb/> ner Rückkehr gab ich das Buch: „In Scandinavien" heraus; ich versuchte, sowohl<lb/> Schwedens als Dänemarks Litcraturvcrhältnisse in getreuen Rundbildern darzustellen,<lb/> und meine Schrift erfuhr sehr günstige Beurtheilungen, wobei »annuelles der Artikel<lb/> über die dänische Poesie anerkennend hervorgehoben w»rde. Natürlich mußte ich dari»<lb/> auch über Audersc» meine Meinung aussprechen, und ich that es eben so uubcfauge»,<lb/> eben so freimüthig, wie über jeden einzelnen Schriftsteller. Ich sagte, daß ma» i»<lb/> Dänemark andere Dichter höher stelle, als ihn; ich lobte seine frischen, lebe»Spotte»<lb/> Schilderungen, tadelte dagegen das stete Hervordrängen seiner Persönlichkeit. Mit Ei¬<lb/> nem Wort: ich hatte Andersen's große Eitelkeit gerügt, und ih» aufmerksam gemacht,<lb/> daß dieselbe eutncrvcud aus seine Produktionc» einwirken müsse, wenn er nicht ernsthaft<lb/> strebe, sich aus dieser Fessel zu befreien. Es heißt i» meinem Buch: „das Lob gehört<lb/> ihn: zur Lebenslust, jeder Tadel verletzt ih» sah»cite»d. Auf dieser Sandbank stran¬<lb/> dete seine Fortbildung, und auch sein Talent wird darauf zu Grunde gehn, wen» er<lb/> sich nicht ändert." — Ueber seine Mährchen, die damals noch wenig bekannt waren,<lb/> hatte ich folgendes theilnehmende Urtheil gefällt: „Jetzt kommen wir zu des Dichters<lb/> vorzüglichsten Werke, dem er, in unbegreiflicher Verblendung, einen geringern Werth,<lb/> als den Romanen, beilegt. Es sind dies seine Kindermährchen, „Eventyr, svrtalte<lb/> for Born." Hier weht Frische und Absichtslosigkcit; reine freie Phantasieschöpfungen<lb/> lachen uus mit ihren sirmigc» blaue» Kindcraugc» a», und der Vorhang, der uns vo»<lb/> den funkelnden Feenmährchen unserer frühen Jugend trennt, rollt noch einmal empor.<lb/> Jeder Mensch, der nicht ganz als Philister zur Welt kam, hat ja seine tausend und</p><lb/> <note xml:id="FID_11" place="foot"> ") Der Herr Einsender dieses Aufsatzes hat uns bevollmächtigt, auf Verlangen seinen Name» zu<lb/><note type="byline"> D, Red.</note> nennen, </note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0100]
fehle» ihm aber die schlagbaren Hölzer, so muß der Waldbesitzer so lange auf 56
Cubikfuß Durchschnittsertrag warten, bis diese vorhanden sind, oder er adjnstirt ein
paar große Bestände so, daß diese dennoch herauskomme». In jeden: Falle ist er mit
seinem Handlangcrgcschäft schon fertig, ehe der Forstwirth des Fachwcrks noch einen
Wirthschaftsplan zu Stande gebracht hat. Der Letztere liefert aber bei größter Beru¬
higung für den Nachhalt einen viel höheren Etat, während der erste ein bloßes Blend¬
werk dei» Juristen vor die Augen stellt.
Unser ganzer Staatsforstorganismus, unsere Cammcralcinrichtuug ist mithin el» wah¬
res Meisterstück, um de» Völker» Oesterreichs mit Locvmvtivkraft Hvlzthcuruug u»d
Holznoth herbeizuschaffen, der Industrie, dem Eisenbahn- und Eiscnhüttcnwesen ihren
Betrieb zu lähmen, da man Mincralkohlen nicht an alle» Orte» findet, die Capitale
für Bergwerke fehlen, überdies aber das Eise» aus Holzkohle» eine» viel höheren Werth
hat. Und bei diesem Zustande des Staatssvrstvrganismns fordern wir, daß der Pri-
vatwaldbcsitzcr unter Staatsaufsicht gestellt werden soll?!! >—")
Vl.
Ein neues Mährchen von Andersen.
Im Sommer 1843 besuchte ich Dänemark, das Vaterland Hans Christian
Andersen'S. Derselbe ist z» Odense geboren, und eine kluge Frau hat prophezeiht.
daß diese Stadt, ihm zu Ehren, einmal illuminirt werden würde. Als ich damals in
Kopenhagen verweilte, befand sich der weltberühmte Dichter und Jlluminat Von Odense
gerade aus Reise», doch habe ich ihn durchaus nicht vermißt. 15 Monate nach mei¬
ner Rückkehr gab ich das Buch: „In Scandinavien" heraus; ich versuchte, sowohl
Schwedens als Dänemarks Litcraturvcrhältnisse in getreuen Rundbildern darzustellen,
und meine Schrift erfuhr sehr günstige Beurtheilungen, wobei »annuelles der Artikel
über die dänische Poesie anerkennend hervorgehoben w»rde. Natürlich mußte ich dari»
auch über Audersc» meine Meinung aussprechen, und ich that es eben so uubcfauge»,
eben so freimüthig, wie über jeden einzelnen Schriftsteller. Ich sagte, daß ma» i»
Dänemark andere Dichter höher stelle, als ihn; ich lobte seine frischen, lebe»Spotte»
Schilderungen, tadelte dagegen das stete Hervordrängen seiner Persönlichkeit. Mit Ei¬
nem Wort: ich hatte Andersen's große Eitelkeit gerügt, und ih» aufmerksam gemacht,
daß dieselbe eutncrvcud aus seine Produktionc» einwirken müsse, wenn er nicht ernsthaft
strebe, sich aus dieser Fessel zu befreien. Es heißt i» meinem Buch: „das Lob gehört
ihn: zur Lebenslust, jeder Tadel verletzt ih» sah»cite»d. Auf dieser Sandbank stran¬
dete seine Fortbildung, und auch sein Talent wird darauf zu Grunde gehn, wen» er
sich nicht ändert." — Ueber seine Mährchen, die damals noch wenig bekannt waren,
hatte ich folgendes theilnehmende Urtheil gefällt: „Jetzt kommen wir zu des Dichters
vorzüglichsten Werke, dem er, in unbegreiflicher Verblendung, einen geringern Werth,
als den Romanen, beilegt. Es sind dies seine Kindermährchen, „Eventyr, svrtalte
for Born." Hier weht Frische und Absichtslosigkcit; reine freie Phantasieschöpfungen
lachen uus mit ihren sirmigc» blaue» Kindcraugc» a», und der Vorhang, der uns vo»
den funkelnden Feenmährchen unserer frühen Jugend trennt, rollt noch einmal empor.
Jeder Mensch, der nicht ganz als Philister zur Welt kam, hat ja seine tausend und
") Der Herr Einsender dieses Aufsatzes hat uns bevollmächtigt, auf Verlangen seinen Name» zu
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