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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.

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die eifrigste Betheiligung bei der Gesammtnation und ein inniges Ver¬
ständniß bei der Durchschnittsbildung derselben. Die deutschen Regierung
gen könnten schon aus dieser Erscheinung eine wichtige Lehre ziehen und
die Schuld der Presse ist es wahrlich nicht, wenn sie den riefen Uschwung
m1' 1' der Zeit nicht erkennen.


V.
Se. Petersburg im kranken Leben.

"Drei Krankheiten des Staaten- und Städtelebens sind es vorzugs¬
weise, denen sich in neuerer Zeit die allgemeine Aufmerksamkeit zuwen¬
dete: weit verbreitete" Siechthum der Bevölkerung, Massenarmuth und
Häufigkeit des Verbrechens. Die allgemeine Betrachtung ihrer Erschei¬
nungen in Se. Petersburg, die Erörterung ihrer Entwickelungen zur je¬
tzigen Gestalt, die Schilderung der Wege, welche man zu ihrer Bekäm¬
pfung eingeschlagen hat, bilden die nächste Aufgabe diefes Buches." Mit
diesen Worten leitet Aurelio Buddeus ein Werk ein, das unt^r obi¬
gem Titel bei Eotta erschienen ist*). "Länger als ein Jahr", spricht er in
seiner Einleitung, "habe ich innerhalb der russischen Grenzen gelebt.
Einzig die Absicht, aus eigner Anschauung das Leben Se. Petersburgs
kennen zu lernen, ließ mich dort einen Aufenthalt von mehr denn einem
Vierteljahre nehmen, nachdem durch elf vorhergehende Monate der Ver¬
kehr mit den verschiedensten Bevölkerungskreisen der Ostseeprovinzen man-
nichfache Gelegenheit zur Vorbereitung auf die Hauptstadt dargeboten hatte.
Hier aber erschloß sich dem ganz unabhängigen Arzte mancher Hinblick
in die Zustände der Bevölkerung und der Zutritt zu manchen Anstalten,
welche dem fremden Nichtarzt theils nur selten gewahrt ist, theils außer¬
halb seines speciellen Interesses liegt, oder wo doch seine Wißbegierde sehr
häufig argwöhnischen Beobachtungen unterliegt und mit ausweichenden
Antworten abgefunden wird. Doch keine strengwissenschaftliche, noch we¬
niger eine reinmedicinische Arbeit habe ich im Vorliegenden zu liefern
beabsichtigt. Die äußere Stellung als Arzt war nur der Schlüssel, vor
welchem sich die Statten des Siechrhums, der Armuth und des Verbre¬
chens leichter aufthaten, alö vor der bloßen Neugier des-Fremden." Also
stellt Aurelio Buddeus, den wir aus vielfachen Artikeln in den Ergan-
zungsblattern zur Allgemeinen Zeitung und in mehrern andern Zeitschrif¬
ten und Zeitungen als einen Publicisten voll praktischen Blickes und be¬
sonnener Darstellung kennen, den Leser auf den Standpunkt seines Bu¬
ches und kommt durch eine geistreiche und verständige Ausführung
dem in der Vorrede gegebenen Versprechen und den daraus geweck¬
ten Erwartungen redlich und gewissenhaft nach. Von einer all¬
gemeinen Charakteristik der Stadt und ihrer Menschen ausgehend,
verbreitet er sich, mit einer strengen Berücksichtigung der klimatischen Ein-



Zur Kenntniß von Se. Petersburg im kranken Leben. Bon Aurelio Bud¬
deus. 2 Tsin. 8. Stuttgart 184K.

die eifrigste Betheiligung bei der Gesammtnation und ein inniges Ver¬
ständniß bei der Durchschnittsbildung derselben. Die deutschen Regierung
gen könnten schon aus dieser Erscheinung eine wichtige Lehre ziehen und
die Schuld der Presse ist es wahrlich nicht, wenn sie den riefen Uschwung
m1' 1' der Zeit nicht erkennen.


V.
Se. Petersburg im kranken Leben.

„Drei Krankheiten des Staaten- und Städtelebens sind es vorzugs¬
weise, denen sich in neuerer Zeit die allgemeine Aufmerksamkeit zuwen¬
dete: weit verbreitete« Siechthum der Bevölkerung, Massenarmuth und
Häufigkeit des Verbrechens. Die allgemeine Betrachtung ihrer Erschei¬
nungen in Se. Petersburg, die Erörterung ihrer Entwickelungen zur je¬
tzigen Gestalt, die Schilderung der Wege, welche man zu ihrer Bekäm¬
pfung eingeschlagen hat, bilden die nächste Aufgabe diefes Buches." Mit
diesen Worten leitet Aurelio Buddeus ein Werk ein, das unt^r obi¬
gem Titel bei Eotta erschienen ist*). „Länger als ein Jahr", spricht er in
seiner Einleitung, „habe ich innerhalb der russischen Grenzen gelebt.
Einzig die Absicht, aus eigner Anschauung das Leben Se. Petersburgs
kennen zu lernen, ließ mich dort einen Aufenthalt von mehr denn einem
Vierteljahre nehmen, nachdem durch elf vorhergehende Monate der Ver¬
kehr mit den verschiedensten Bevölkerungskreisen der Ostseeprovinzen man-
nichfache Gelegenheit zur Vorbereitung auf die Hauptstadt dargeboten hatte.
Hier aber erschloß sich dem ganz unabhängigen Arzte mancher Hinblick
in die Zustände der Bevölkerung und der Zutritt zu manchen Anstalten,
welche dem fremden Nichtarzt theils nur selten gewahrt ist, theils außer¬
halb seines speciellen Interesses liegt, oder wo doch seine Wißbegierde sehr
häufig argwöhnischen Beobachtungen unterliegt und mit ausweichenden
Antworten abgefunden wird. Doch keine strengwissenschaftliche, noch we¬
niger eine reinmedicinische Arbeit habe ich im Vorliegenden zu liefern
beabsichtigt. Die äußere Stellung als Arzt war nur der Schlüssel, vor
welchem sich die Statten des Siechrhums, der Armuth und des Verbre¬
chens leichter aufthaten, alö vor der bloßen Neugier des-Fremden." Also
stellt Aurelio Buddeus, den wir aus vielfachen Artikeln in den Ergan-
zungsblattern zur Allgemeinen Zeitung und in mehrern andern Zeitschrif¬
ten und Zeitungen als einen Publicisten voll praktischen Blickes und be¬
sonnener Darstellung kennen, den Leser auf den Standpunkt seines Bu¬
ches und kommt durch eine geistreiche und verständige Ausführung
dem in der Vorrede gegebenen Versprechen und den daraus geweck¬
ten Erwartungen redlich und gewissenhaft nach. Von einer all¬
gemeinen Charakteristik der Stadt und ihrer Menschen ausgehend,
verbreitet er sich, mit einer strengen Berücksichtigung der klimatischen Ein-



Zur Kenntniß von Se. Petersburg im kranken Leben. Bon Aurelio Bud¬
deus. 2 Tsin. 8. Stuttgart 184K.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365123/494>, abgerufen am 05.12.2024.