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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.

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Erzählungen eines Schauspielers.
; - . Won /
Roderich B euedir. !.,, ., - si'jkj 'j^<z?k



Se!?^

Ungefähr ein Jahr mochte ich in diesen Verhältnissen gelebt haben
und ich sing an, mich heraus zu sehnen. Ich fühlte mich, ich wollte
vorwärts. Wir hatten bei der Gesellschaft ein recht hübsches Männer^
quartett zusammengebracht, und wir vier beschlossen zusammen zu reisen
und uns nach Anstellungen bei bessern Theatern umzusehen. Wir kün¬
digten deshalb unsere Verhältnisse aus.

Als jedoch die Kündigungszeit um war und der Director uns
neue Vorschläge machte, zocsen zwei von unserm Quartett ihr Wort
zurück und einigten sich wieder. Wir zwei andern blieben jedoch bei
unserm Entschlüsse. Mein Gefährte mußte indessen noch sechs Wochen
in seinem Vertrage bleiben und fo reiste er mit der Gesellschaft ab,
während ich allein zurückblieb, um ihn zu erwarten. So saß ich sechs
Wochen in Palmenhain, ohne Beschäftigung und ohne Geld, denn von
Ersparnissen war bei uns nicht die Rede. Ich versuchte eine Abend-
Unterhaltung zu geben, die gewöhnliche Zuflucht armer Schauspieler,
allein diese brachte mir auch nur wenige Thaler ein. Da erhielt ich
eines Morgens einen Besuch von einem reisenden Schauspieler, Na¬
mens Gaul, der mich zur Betheiligung bei einem Unternehmen auf¬
forderte. Dieser Gaul hatte seine gute Anstellung verlassen, in der
Hoffnung, bei einem Hoftheater ein Unterkommen zu finden, war da¬
selbst auch zum Gastspiel gelangt, hatte aber nicht gefallen und saß
nun mit Frau und Kindern in Schlehdorf, etwa eine Stunde von
Palmenhain, in der bittersten Noth, ohne Geld, ohne Aussicht, ohne
Mittel, seine Reise fortzusetzen. Jetzt kam er zu mir, mit dem Vor¬
schlage, mit ihm zusammen einige Vorstellungen in Schlehdorf zu ver-


Erzählungen eines Schauspielers.
; - . Won /
Roderich B euedir. !.,, ., - si'jkj 'j^<z?k



Se!?^

Ungefähr ein Jahr mochte ich in diesen Verhältnissen gelebt haben
und ich sing an, mich heraus zu sehnen. Ich fühlte mich, ich wollte
vorwärts. Wir hatten bei der Gesellschaft ein recht hübsches Männer^
quartett zusammengebracht, und wir vier beschlossen zusammen zu reisen
und uns nach Anstellungen bei bessern Theatern umzusehen. Wir kün¬
digten deshalb unsere Verhältnisse aus.

Als jedoch die Kündigungszeit um war und der Director uns
neue Vorschläge machte, zocsen zwei von unserm Quartett ihr Wort
zurück und einigten sich wieder. Wir zwei andern blieben jedoch bei
unserm Entschlüsse. Mein Gefährte mußte indessen noch sechs Wochen
in seinem Vertrage bleiben und fo reiste er mit der Gesellschaft ab,
während ich allein zurückblieb, um ihn zu erwarten. So saß ich sechs
Wochen in Palmenhain, ohne Beschäftigung und ohne Geld, denn von
Ersparnissen war bei uns nicht die Rede. Ich versuchte eine Abend-
Unterhaltung zu geben, die gewöhnliche Zuflucht armer Schauspieler,
allein diese brachte mir auch nur wenige Thaler ein. Da erhielt ich
eines Morgens einen Besuch von einem reisenden Schauspieler, Na¬
mens Gaul, der mich zur Betheiligung bei einem Unternehmen auf¬
forderte. Dieser Gaul hatte seine gute Anstellung verlassen, in der
Hoffnung, bei einem Hoftheater ein Unterkommen zu finden, war da¬
selbst auch zum Gastspiel gelangt, hatte aber nicht gefallen und saß
nun mit Frau und Kindern in Schlehdorf, etwa eine Stunde von
Palmenhain, in der bittersten Noth, ohne Geld, ohne Aussicht, ohne
Mittel, seine Reise fortzusetzen. Jetzt kam er zu mir, mit dem Vor¬
schlage, mit ihm zusammen einige Vorstellungen in Schlehdorf zu ver-


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[0458] Erzählungen eines Schauspielers. ; - . Won / Roderich B euedir. !.,, ., - si'jkj 'j^<z?k Se!?^ Ungefähr ein Jahr mochte ich in diesen Verhältnissen gelebt haben und ich sing an, mich heraus zu sehnen. Ich fühlte mich, ich wollte vorwärts. Wir hatten bei der Gesellschaft ein recht hübsches Männer^ quartett zusammengebracht, und wir vier beschlossen zusammen zu reisen und uns nach Anstellungen bei bessern Theatern umzusehen. Wir kün¬ digten deshalb unsere Verhältnisse aus. Als jedoch die Kündigungszeit um war und der Director uns neue Vorschläge machte, zocsen zwei von unserm Quartett ihr Wort zurück und einigten sich wieder. Wir zwei andern blieben jedoch bei unserm Entschlüsse. Mein Gefährte mußte indessen noch sechs Wochen in seinem Vertrage bleiben und fo reiste er mit der Gesellschaft ab, während ich allein zurückblieb, um ihn zu erwarten. So saß ich sechs Wochen in Palmenhain, ohne Beschäftigung und ohne Geld, denn von Ersparnissen war bei uns nicht die Rede. Ich versuchte eine Abend- Unterhaltung zu geben, die gewöhnliche Zuflucht armer Schauspieler, allein diese brachte mir auch nur wenige Thaler ein. Da erhielt ich eines Morgens einen Besuch von einem reisenden Schauspieler, Na¬ mens Gaul, der mich zur Betheiligung bei einem Unternehmen auf¬ forderte. Dieser Gaul hatte seine gute Anstellung verlassen, in der Hoffnung, bei einem Hoftheater ein Unterkommen zu finden, war da¬ selbst auch zum Gastspiel gelangt, hatte aber nicht gefallen und saß nun mit Frau und Kindern in Schlehdorf, etwa eine Stunde von Palmenhain, in der bittersten Noth, ohne Geld, ohne Aussicht, ohne Mittel, seine Reise fortzusetzen. Jetzt kam er zu mir, mit dem Vor¬ schlage, mit ihm zusammen einige Vorstellungen in Schlehdorf zu ver-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365123/458>, abgerufen am 23.07.2024.