Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.Crzcihl,et,stett eines Schauspielers. Won Roderich Venedir.^) "<K Im Alter von siebzehn und einem halben Jahre war ich bis zur Der Grund dieser Entscheidung lag nun nicht etwa in Mangel *) Aus den nächstens (im Verlage von F. L. Herbig) erscheinenden: "Bilder
aus dem Schauspielerleben." Crzcihl,et,stett eines Schauspielers. Won Roderich Venedir.^) »<K Im Alter von siebzehn und einem halben Jahre war ich bis zur Der Grund dieser Entscheidung lag nun nicht etwa in Mangel *) Aus den nächstens (im Verlage von F. L. Herbig) erscheinenden: „Bilder
aus dem Schauspielerleben." <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0418" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/184000"/> </div> <div n="1"> <head> Crzcihl,et,stett eines Schauspielers.<lb/><note type="byline"> Won<lb/> Roderich Venedir.^)</note></head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> »<K</head><lb/> <p xml:id="ID_1227"> Im Alter von siebzehn und einem halben Jahre war ich bis zur<lb/> zweiten Stelle in der zweiten Classe (Obersecunda) vorgerückt, als ans<lb/> einer Klosterschule eine Freistelle offen wurde, für die ich längst, vorge¬<lb/> merkt war. Da ich nach meiner damaligen Stellung längstens binnen<lb/> zwei Jahren die Schule verlassen und zur Universität abgehen konnte,<lb/> so wäre es wohl am Gerathensten gewesen, meine Gymnasiallaufbahn<lb/> nicht zu unterbrechen und auf jene Freistelle zu verzichten. Mein Vater<lb/> jedoch war der Ansicht, daß eS für die Erziehung von jungen Burschen<lb/> vortheilhaft sei, wenn sie aus dem älterlichen Hause kämen, und so<lb/> ward jene Stelle angenommen und ich nach der Klosterschule gesandt.<lb/> Eine Prüfung meiner Kenntnisse sollte entscheiden, in welche Classe ich<lb/> zu sitzen kommen sollte. Man legte mir die leichtesten Fragen vor und<lb/> ich war — wie man denn vor jeder Prüfung eine gewisse Angst hat —<lb/> schon froh, so leicht durchzukommen, als mich wie ein Donnerwort die<lb/> Entscheidung traf, ich sollte der Letzte in der dritten Classe sein (Atti--<lb/> mus in Untertertia nach dem Schulauödruck).</p><lb/> <p xml:id="ID_1228" next="#ID_1229"> Der Grund dieser Entscheidung lag nun nicht etwa in Mangel<lb/> an Kenntnissen bei mir oder in dem schlechten Ausfall der mit mir<lb/> vorgenommenen Prüfung, sondern in dem lächerlichsten Gelehrtendünkel.<lb/> Dieser Dünkel erzeugt eine kleinliche Eifersüchtelei der verschiedenen<lb/> Schulen untereinander. Jede Schule bildet sich ein, auf einer höhern<lb/> Stufe als die andern zu stehen, jede behauptet, daß in ihr mehr und<lb/> besser gelehrt würde als in andern, daß aus ihr befähigtere und unter-</p><lb/> <note xml:id="FID_40" place="foot"> *) Aus den nächstens (im Verlage von F. L. Herbig) erscheinenden: „Bilder<lb/> aus dem Schauspielerleben."</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0418]
Crzcihl,et,stett eines Schauspielers.
Won
Roderich Venedir.^)
»<K
Im Alter von siebzehn und einem halben Jahre war ich bis zur
zweiten Stelle in der zweiten Classe (Obersecunda) vorgerückt, als ans
einer Klosterschule eine Freistelle offen wurde, für die ich längst, vorge¬
merkt war. Da ich nach meiner damaligen Stellung längstens binnen
zwei Jahren die Schule verlassen und zur Universität abgehen konnte,
so wäre es wohl am Gerathensten gewesen, meine Gymnasiallaufbahn
nicht zu unterbrechen und auf jene Freistelle zu verzichten. Mein Vater
jedoch war der Ansicht, daß eS für die Erziehung von jungen Burschen
vortheilhaft sei, wenn sie aus dem älterlichen Hause kämen, und so
ward jene Stelle angenommen und ich nach der Klosterschule gesandt.
Eine Prüfung meiner Kenntnisse sollte entscheiden, in welche Classe ich
zu sitzen kommen sollte. Man legte mir die leichtesten Fragen vor und
ich war — wie man denn vor jeder Prüfung eine gewisse Angst hat —
schon froh, so leicht durchzukommen, als mich wie ein Donnerwort die
Entscheidung traf, ich sollte der Letzte in der dritten Classe sein (Atti--
mus in Untertertia nach dem Schulauödruck).
Der Grund dieser Entscheidung lag nun nicht etwa in Mangel
an Kenntnissen bei mir oder in dem schlechten Ausfall der mit mir
vorgenommenen Prüfung, sondern in dem lächerlichsten Gelehrtendünkel.
Dieser Dünkel erzeugt eine kleinliche Eifersüchtelei der verschiedenen
Schulen untereinander. Jede Schule bildet sich ein, auf einer höhern
Stufe als die andern zu stehen, jede behauptet, daß in ihr mehr und
besser gelehrt würde als in andern, daß aus ihr befähigtere und unter-
*) Aus den nächstens (im Verlage von F. L. Herbig) erscheinenden: „Bilder
aus dem Schauspielerleben."
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