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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.

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Festungsgefangenen eingetreten. Nach einem mir mitgetheilten Briefe
seiner nächsten Angehörigen darf er /ich gar nicht beschäftigen, weder
mit' Lesen, noch Schreiben, noch mit irgend einer andern Arbeit. Briefe
seiner Familie an ihn kamen uneröffner zurück. Die Familie scheint
ohne Rathgeber zu sein, denn statt an die Gerichte, hat sie sich an den
Fürsten, unter dessen unmittelbarem Befehl der Festungscommandant
steht, und an das Kriegsministerium gewandt. Das letztere hat die Fa¬
milie an den Festungscommandanten verwiesen, welcher gleichfalls ab¬
lehnend oder ausweichend geantwortet habe.


A. Boden.
>s.
Ans Berlin.
I.

Kcakau und Schlesien. -- Die Breslauer Hcmdelöbeputation bei den Ministern.
-- Ein Gespräch bei Herrn von Canitz. -- Der Prinz von Preusten. -- Die
Audienz bei dem König. --

.Unsere officielle und officiöse Journalistik beobachtet über das Kra¬
kauer Ereigniß ein merkwürdiges Stillschweigen, und überläßt es dem
österreichischen Cabinette qanz allein den Zeitungskampf auszufechten.
Wir könnten hier eine Menge der piquantesten und widersprechendsten
Aeußerungen einregistriren, die von hiesigen Staatsmännern und erfahre¬
nen Politikern über diesen unerwarteten Schritt der drei Mächte laut
wurden; doch kommt es uns vor der Hand nur darauf an, von dem
Eindrucke zu sprechen, den dies Ereigniß in Schlesien gemacht hat, das
mit dieser Abtretung Krakaus den Hauptausfuhrplatz für seine Industrie
verliert, und dies -- etwa zwei Jahre nach den Weberunruhen, zwei
Jahre nachdem man in ganz Deutschland für die brodlosen Fabrikarbeiter
betteln mußte; und grade jetzt während einer Kartoffel-Mißernte im Lande.

Eine Deputation der Stadt Breslau fand sich in Folge diefes Er¬
eignisses hier ein, um die Klagen und Bitten der Provinz vor das Ohr
des Königs zu bringen. Sie bestand aus dem Oberbürgermeister Pinder,
den Fabrikanten Dyrenfurth und Milde, dem Stadtverordneten-Borsteher
Justizrath Graff und dem Vorsteher der Kaufmannschaft, Theodor Mo-
linani. Sie hatten es übernommen auszusprechen, wie sehr das Natio-
nalgefühl des Volkes gekränkt sei, durch diese Abtretung, in der das In¬
teresse Preußens in keiner Weise gewahrt worden sei, und zweitens aus¬
einander zu setzen, wie man den Hauptabzugscanal des schlesischen Han¬
dels verstopft habe, und wie die Bevölkerung demoralisirt'werden müsse,
indem sie, gezwungen durch Noth, Ersatz suchen werde in dem kläglichen
Erwerb durch Schleichhandel.

Der erste Besuch der Deputirten galt dem Ehef der Seehandlung,
Rother, der, selbst Landbesitzer in Schlesien, und die - sse der
Provinz genau kennend, diese Abtretung Krakaus sehr bedauerte, aber
versicherte, erst durch die Zeitungen Nachricht davon erhalten^ zu haben.


Festungsgefangenen eingetreten. Nach einem mir mitgetheilten Briefe
seiner nächsten Angehörigen darf er /ich gar nicht beschäftigen, weder
mit' Lesen, noch Schreiben, noch mit irgend einer andern Arbeit. Briefe
seiner Familie an ihn kamen uneröffner zurück. Die Familie scheint
ohne Rathgeber zu sein, denn statt an die Gerichte, hat sie sich an den
Fürsten, unter dessen unmittelbarem Befehl der Festungscommandant
steht, und an das Kriegsministerium gewandt. Das letztere hat die Fa¬
milie an den Festungscommandanten verwiesen, welcher gleichfalls ab¬
lehnend oder ausweichend geantwortet habe.


A. Boden.
>s.
Ans Berlin.
I.

Kcakau und Schlesien. — Die Breslauer Hcmdelöbeputation bei den Ministern.
— Ein Gespräch bei Herrn von Canitz. — Der Prinz von Preusten. — Die
Audienz bei dem König. —

.Unsere officielle und officiöse Journalistik beobachtet über das Kra¬
kauer Ereigniß ein merkwürdiges Stillschweigen, und überläßt es dem
österreichischen Cabinette qanz allein den Zeitungskampf auszufechten.
Wir könnten hier eine Menge der piquantesten und widersprechendsten
Aeußerungen einregistriren, die von hiesigen Staatsmännern und erfahre¬
nen Politikern über diesen unerwarteten Schritt der drei Mächte laut
wurden; doch kommt es uns vor der Hand nur darauf an, von dem
Eindrucke zu sprechen, den dies Ereigniß in Schlesien gemacht hat, das
mit dieser Abtretung Krakaus den Hauptausfuhrplatz für seine Industrie
verliert, und dies — etwa zwei Jahre nach den Weberunruhen, zwei
Jahre nachdem man in ganz Deutschland für die brodlosen Fabrikarbeiter
betteln mußte; und grade jetzt während einer Kartoffel-Mißernte im Lande.

Eine Deputation der Stadt Breslau fand sich in Folge diefes Er¬
eignisses hier ein, um die Klagen und Bitten der Provinz vor das Ohr
des Königs zu bringen. Sie bestand aus dem Oberbürgermeister Pinder,
den Fabrikanten Dyrenfurth und Milde, dem Stadtverordneten-Borsteher
Justizrath Graff und dem Vorsteher der Kaufmannschaft, Theodor Mo-
linani. Sie hatten es übernommen auszusprechen, wie sehr das Natio-
nalgefühl des Volkes gekränkt sei, durch diese Abtretung, in der das In¬
teresse Preußens in keiner Weise gewahrt worden sei, und zweitens aus¬
einander zu setzen, wie man den Hauptabzugscanal des schlesischen Han¬
dels verstopft habe, und wie die Bevölkerung demoralisirt'werden müsse,
indem sie, gezwungen durch Noth, Ersatz suchen werde in dem kläglichen
Erwerb durch Schleichhandel.

Der erste Besuch der Deputirten galt dem Ehef der Seehandlung,
Rother, der, selbst Landbesitzer in Schlesien, und die - sse der
Provinz genau kennend, diese Abtretung Krakaus sehr bedauerte, aber
versicherte, erst durch die Zeitungen Nachricht davon erhalten^ zu haben.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365123/400>, abgerufen am 05.12.2024.