Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.punkte aus lasse,, wir hier einige der jüngsten Urtheile, die in dieser Schuselka. "Wie sehr das reactionäre conservative Element selbst den Völkern Es ist in neuester Zeit allerdings hierin etwas besser geworden -- Doch nicht die weitere Darlegung dieses empörenden Unrechts ist *) Siehe: Deutsche Volkspolitik von Franz Schuselka, Hamburg hei Hoff" Mann und Campe, 1847. Brtnzlwten. IV. Isi". 99
punkte aus lasse,, wir hier einige der jüngsten Urtheile, die in dieser Schuselka. „Wie sehr das reactionäre conservative Element selbst den Völkern Es ist in neuester Zeit allerdings hierin etwas besser geworden — Doch nicht die weitere Darlegung dieses empörenden Unrechts ist *) Siehe: Deutsche Volkspolitik von Franz Schuselka, Hamburg hei Hoff» Mann und Campe, 1847. Brtnzlwten. IV. Isi«. 99
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0289" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183871"/> <p xml:id="ID_796" prev="#ID_795"> punkte aus lasse,, wir hier einige der jüngsten Urtheile, die in dieser<lb/> Angelegenheit gefällt wurden, sprechen, um so mehr als die streng<lb/> deutsche Anschauung darin dominirend ist, und manche neue Wendung<lb/> sich herausstellt, die eben nur ein Ergebniß ver jüngsten Zeit sein konnte.</p><lb/> <div n="2"> <head> Schuselka.</head><lb/> <p xml:id="ID_797"> „Wie sehr das reactionäre conservative Element selbst den Völkern<lb/> Deutschlands noch im Blut steckt, beweist das Schicksal der deutschen<lb/> Juden. Eine Reform, die wesentlich von den Völkern ausgehen und<lb/> vollbracht werden könnte und sollte, geht eben so langsam von statten,<lb/> wie die Reformen, die von den Regierungen abhängen; und fast wört¬<lb/> lich dieselben nichtigen Bedenklichkeiten, mit denen die Minister ihre<lb/> Reaction zu beschönigen suchen, hört man selbst von sonst freisinnigen<lb/> Volksmännern gegen die Emancipation der Juden vorbringen. Schon<lb/> daß auf die polnische und sociale Lage einer so großen Zahl unsrer<lb/> Mitbürger das Wort angewendet wird, welches den Begriff von heid¬<lb/> nischer Sclaverei voraussetzt, bezeichnet den unsre christliche Cultur<lb/> beschimpfenden Uebelstand verdammend genug.</p><lb/> <p xml:id="ID_798"> Es ist in neuester Zeit allerdings hierin etwas besser geworden —<lb/> und wer wird nicht auch in dieser Beziehung mit freudiger Verehrung<lb/> auf Baden blicken — aber es geschieht zu wenig, und wenn auch<lb/> mehr geschähe, es wäre umsonst, weil eben Alles geschehen soll. Noch<lb/> immer ist der Wahn vorherrschend, es komme in der Judensache von<lb/> christlicher Seite auf eine gnädige Herablassung, auf eine christliche<lb/> Barmherzigkett an. Es ist bei weitem noch nicht zur Anerkennung<lb/> durchgedrungen, daß es eine strenge und ganz gemeine Rechtspflicht<lb/> für uns ist, die Juden in die bürgerliche Rechtsgleichheit eintreten zu<lb/> lassen. Von allen gewöhnlichen Bürgerlasten lassen wir sie gleichen<lb/> Antheil mit uns tragen und legen ihnen überdies noch einige besondere<lb/> Lasten auf; aber von den gewöhnlichen bürgerlichen Rechten, Ehren<lb/> und Vortheilen schließen wir sie aus.</p><lb/> <p xml:id="ID_799" next="#ID_800"> Doch nicht die weitere Darlegung dieses empörenden Unrechts ist<lb/> der Zweck dieses Aufsatzes. Ich will vielmehr im Interesse unsrer<lb/> eigenen Freiheit und Nationalwürde für die Befreiung und Berend-</p><lb/> <note xml:id="FID_30" place="foot"> *) Siehe: Deutsche Volkspolitik von Franz Schuselka, Hamburg hei Hoff»<lb/> Mann und Campe, 1847.</note><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Brtnzlwten. IV. Isi«. 99</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0289]
punkte aus lasse,, wir hier einige der jüngsten Urtheile, die in dieser
Angelegenheit gefällt wurden, sprechen, um so mehr als die streng
deutsche Anschauung darin dominirend ist, und manche neue Wendung
sich herausstellt, die eben nur ein Ergebniß ver jüngsten Zeit sein konnte.
Schuselka.
„Wie sehr das reactionäre conservative Element selbst den Völkern
Deutschlands noch im Blut steckt, beweist das Schicksal der deutschen
Juden. Eine Reform, die wesentlich von den Völkern ausgehen und
vollbracht werden könnte und sollte, geht eben so langsam von statten,
wie die Reformen, die von den Regierungen abhängen; und fast wört¬
lich dieselben nichtigen Bedenklichkeiten, mit denen die Minister ihre
Reaction zu beschönigen suchen, hört man selbst von sonst freisinnigen
Volksmännern gegen die Emancipation der Juden vorbringen. Schon
daß auf die polnische und sociale Lage einer so großen Zahl unsrer
Mitbürger das Wort angewendet wird, welches den Begriff von heid¬
nischer Sclaverei voraussetzt, bezeichnet den unsre christliche Cultur
beschimpfenden Uebelstand verdammend genug.
Es ist in neuester Zeit allerdings hierin etwas besser geworden —
und wer wird nicht auch in dieser Beziehung mit freudiger Verehrung
auf Baden blicken — aber es geschieht zu wenig, und wenn auch
mehr geschähe, es wäre umsonst, weil eben Alles geschehen soll. Noch
immer ist der Wahn vorherrschend, es komme in der Judensache von
christlicher Seite auf eine gnädige Herablassung, auf eine christliche
Barmherzigkett an. Es ist bei weitem noch nicht zur Anerkennung
durchgedrungen, daß es eine strenge und ganz gemeine Rechtspflicht
für uns ist, die Juden in die bürgerliche Rechtsgleichheit eintreten zu
lassen. Von allen gewöhnlichen Bürgerlasten lassen wir sie gleichen
Antheil mit uns tragen und legen ihnen überdies noch einige besondere
Lasten auf; aber von den gewöhnlichen bürgerlichen Rechten, Ehren
und Vortheilen schließen wir sie aus.
Doch nicht die weitere Darlegung dieses empörenden Unrechts ist
der Zweck dieses Aufsatzes. Ich will vielmehr im Interesse unsrer
eigenen Freiheit und Nationalwürde für die Befreiung und Berend-
*) Siehe: Deutsche Volkspolitik von Franz Schuselka, Hamburg hei Hoff»
Mann und Campe, 1847.
Brtnzlwten. IV. Isi«. 99
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