Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.III. Aus Dresden. Minister von Könneritz. -- Düsseldorf-r und Münchner. -- Köchly und Bloch- mann. -- Gutzkow. -- Dramatische Borlesungen. -- Museum. In unserm Staats- und Kunstorganismus haben sich in letzter Zeit Da Ihnen schon von anderwärts über Schmorr von Earolsfeld be¬ öl. Köchly, dessen Name auch bereits in den Grenzboten auf Anlaß Grrnzbotcn. IV. 1S4V.
III. Aus Dresden. Minister von Könneritz. — Düsseldorf-r und Münchner. — Köchly und Bloch- mann. — Gutzkow. — Dramatische Borlesungen. — Museum. In unserm Staats- und Kunstorganismus haben sich in letzter Zeit Da Ihnen schon von anderwärts über Schmorr von Earolsfeld be¬ öl. Köchly, dessen Name auch bereits in den Grenzboten auf Anlaß Grrnzbotcn. IV. 1S4V.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0221" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183803"/> </div> <div n="2"> <head> III.<lb/> Aus Dresden.</head><lb/> <note type="argument"> Minister von Könneritz. — Düsseldorf-r und Münchner. — Köchly und Bloch-<lb/> mann. — Gutzkow. — Dramatische Borlesungen. — Museum.</note><lb/> <p xml:id="ID_609"> In unserm Staats- und Kunstorganismus haben sich in letzter Zeit<lb/> mehrfache Personalveranderungen gedrängt. Daß der Justizminister Herr<lb/> von Könneritz sein Portefeuille niedergelegt hat, ist theils zu bedauern,<lb/> insofern als er mit entschiedenem ministeriellen Talente eine allseitige<lb/> Kenntniß der Rechtswissenschaft und gegenwärtigen Rechtsgestaltung ver¬<lb/> band, theils aber ist dieser Schritt erfreulich, insofern er eine unum»<lb/> wundere Anerkennung des konstitutionellen Princips enthält. Herr von<lb/> Könneritz vermochte nicht, seine Ansicht über Oeffentlichkeit und Münd¬<lb/> lichkeit der Strafrechtspflege den Kammern gegenüber aufrecht zu erhal¬<lb/> ten, und er verließ einen Posten, auf welchem er etwas mit seiner in¬<lb/> nern Ueberzeugung Unvereinbares in Vollzug zu setzen genöthigt worden<lb/> wäre.</p><lb/> <p xml:id="ID_610"> Da Ihnen schon von anderwärts über Schmorr von Earolsfeld be¬<lb/> richtet worden, so kann ich nur auf Anlaß feines hiesigen Empfanges die<lb/> Bemerkung nicht unterdrücken, daß es doch ein ganz eignes Ding um<lb/> den Kunstenthustasmus ist. Noch ist es kein Jahrzehnt, daß in der Düs¬<lb/> seldorfer Schule eine Mefstaserscheinung erblickt ward, daß man die Mei¬<lb/> ster, wie einen Schadow, Bendemann, Lessing, über die Sterne überhob,<lb/> nichts sehen wollte, als Düsseldorfer Bilder. Und ebenso eifrig ist man<lb/> jetzt bemüht, diese Schule auf Kosten der Münchener herabzusetzen, ihr<lb/> alles das als Fehler vorzuwerfen, was man früher als schön und un¬<lb/> vergleichlich erkannte! Das ist die fliegende Hitze eines Strohfeueren¬<lb/> thusiasmus, der sich am Ende doch selbst nicht dessen klar bewußt ist,<lb/> was er will.</p><lb/> <p xml:id="ID_611" next="#ID_612"> öl. Köchly, dessen Name auch bereits in den Grenzboten auf Anlaß<lb/> der Philologenversammlung in Jena genannt wurde, hat hier, wo er als Lehrer<lb/> an der Kreuzschule angestellt ist, einen Verein zur Gymnasialreform in das Le¬<lb/> ben gerufen, und bezweckt eine Gelehrtenschule zu begründen, in welcher<lb/> die Vorbildung zur Universität nicht auf dem bisherigen Wege, durch<lb/> gelehrte Wälder eines tiefounklen Formencultus geführt, sondern wo den<lb/> für das Wirken im Leben berufenen Jünglingen das Ziel ihrer Bahnen<lb/> in dem freien Sonnenlichte der Gegenwart gezeigt werden soll. Und ob<lb/> es wohl Zeit ist, daß die Scholastik dem Flügelschlage der Zeit weicht!<lb/> Wir haben übrigens in Dresden bereits eine Gelehrtenschule, in welcher<lb/> die Emancipation von der starren Fürstenschulentheorie schon vorlängst<lb/> ins Leben getreten, als zweckmäßig und heilsam erkannt worden ist —<lb/> nämlich die Erziehungsanstalt des Geheimen Schulrath Dr. Blochmann,<lb/> vereint mit dem Vitzthumschen Geschlechtsgymnasium, deren Ruf aber lei¬<lb/> der! wohl im Auslande verbreiteter ist, als im Inlande. In diesem<lb/> Institute werden dem Studium der Geschichte, der Mathematik, der Li¬<lb/> teratur, der neuern Sprachen, nicht nur dem Namen, sondern auch der</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grrnzbotcn. IV. 1S4V.</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0221]
III.
Aus Dresden.
Minister von Könneritz. — Düsseldorf-r und Münchner. — Köchly und Bloch-
mann. — Gutzkow. — Dramatische Borlesungen. — Museum.
In unserm Staats- und Kunstorganismus haben sich in letzter Zeit
mehrfache Personalveranderungen gedrängt. Daß der Justizminister Herr
von Könneritz sein Portefeuille niedergelegt hat, ist theils zu bedauern,
insofern als er mit entschiedenem ministeriellen Talente eine allseitige
Kenntniß der Rechtswissenschaft und gegenwärtigen Rechtsgestaltung ver¬
band, theils aber ist dieser Schritt erfreulich, insofern er eine unum»
wundere Anerkennung des konstitutionellen Princips enthält. Herr von
Könneritz vermochte nicht, seine Ansicht über Oeffentlichkeit und Münd¬
lichkeit der Strafrechtspflege den Kammern gegenüber aufrecht zu erhal¬
ten, und er verließ einen Posten, auf welchem er etwas mit seiner in¬
nern Ueberzeugung Unvereinbares in Vollzug zu setzen genöthigt worden
wäre.
Da Ihnen schon von anderwärts über Schmorr von Earolsfeld be¬
richtet worden, so kann ich nur auf Anlaß feines hiesigen Empfanges die
Bemerkung nicht unterdrücken, daß es doch ein ganz eignes Ding um
den Kunstenthustasmus ist. Noch ist es kein Jahrzehnt, daß in der Düs¬
seldorfer Schule eine Mefstaserscheinung erblickt ward, daß man die Mei¬
ster, wie einen Schadow, Bendemann, Lessing, über die Sterne überhob,
nichts sehen wollte, als Düsseldorfer Bilder. Und ebenso eifrig ist man
jetzt bemüht, diese Schule auf Kosten der Münchener herabzusetzen, ihr
alles das als Fehler vorzuwerfen, was man früher als schön und un¬
vergleichlich erkannte! Das ist die fliegende Hitze eines Strohfeueren¬
thusiasmus, der sich am Ende doch selbst nicht dessen klar bewußt ist,
was er will.
öl. Köchly, dessen Name auch bereits in den Grenzboten auf Anlaß
der Philologenversammlung in Jena genannt wurde, hat hier, wo er als Lehrer
an der Kreuzschule angestellt ist, einen Verein zur Gymnasialreform in das Le¬
ben gerufen, und bezweckt eine Gelehrtenschule zu begründen, in welcher
die Vorbildung zur Universität nicht auf dem bisherigen Wege, durch
gelehrte Wälder eines tiefounklen Formencultus geführt, sondern wo den
für das Wirken im Leben berufenen Jünglingen das Ziel ihrer Bahnen
in dem freien Sonnenlichte der Gegenwart gezeigt werden soll. Und ob
es wohl Zeit ist, daß die Scholastik dem Flügelschlage der Zeit weicht!
Wir haben übrigens in Dresden bereits eine Gelehrtenschule, in welcher
die Emancipation von der starren Fürstenschulentheorie schon vorlängst
ins Leben getreten, als zweckmäßig und heilsam erkannt worden ist —
nämlich die Erziehungsanstalt des Geheimen Schulrath Dr. Blochmann,
vereint mit dem Vitzthumschen Geschlechtsgymnasium, deren Ruf aber lei¬
der! wohl im Auslande verbreiteter ist, als im Inlande. In diesem
Institute werden dem Studium der Geschichte, der Mathematik, der Li¬
teratur, der neuern Sprachen, nicht nur dem Namen, sondern auch der
Grrnzbotcn. IV. 1S4V.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |