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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

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Das iesnitifche Convict in Jnnsbr""et.



Je offener sich die allgemeine Meinung gegen die Jesuiten, zu¬
mal in Innsbruck, wo sie ihren Sitz haben, ausspricht, desto eifriger
mühen sich ihre wenigen Freunde, ihnen aufzuhelfen und sie zu ver¬
breiten. Die frommen Väter selbst erklären bei ihren Besuchen wiederholt, sie
seien genöthigt, die Stadt zu verlassen, falls man nicht mehr Theil¬
nahme ihrem Wirken, mehr Eingang ihren Lehren, mehr Aufmerksam¬
keit ihrer Pflanzung schenke. Natürlich sind diese wehmüthigen Kla¬
gen der gottergebenen Männer eben so viele Stacheln zu neuen
Opfer", neuen Kämpfen gegen den Strom. So ist ihre Niederlas¬
sung in Hall durch die Verwendung ihrer Freunde, namentlich des
dortigen Decans, so gut wie abgemacht, und man bezeichnet schon das
Haus, das sie beziehen sollen; in Kaltem erwirkten sie durch ihren
nunmehr verblichenen Freund Joseph Freiherrn von Giovanelli bei ei¬
nem alten Fräulein, das in ländlicher Zurückgezogenheit und Einfalt
den Orden wohl kaum dem Namen nach kannte, ein Legat von 35,00V
si. C. M., größtenteils in Weingärten und einigen Häusern beste¬
hend. Der deutlich ausgesprochene Wunsch der Erblasserin, hierdurch
eine Schuld ihres Vaters zu sühnen, wofür sie den Ankauf dieser Gü¬
ter des ehemaligen Stiftes Tegernsee ansah, sowie die Einsetzung des
Papstes als letzten Richter über die Gültigkeit ihrer Anordnung, mach¬
ten selbst unsre Hofkanzlei an der Unbefangenheit und Rechtskraft
derselben zweifeln. Einer der bedauerlichsten Versuche, den Jesuiten
Anhang und Einfluß in unserm Lande zu gewinnen, ist aber die Er¬
richtung des neuen innsbrucker Couplets für studirende Jünglinge.
So sehr die darüber am 18. Januar d. I. veröffentlichte Ankündigung


Grenze-t-n, II. ZK
Das iesnitifche Convict in Jnnsbr»»et.



Je offener sich die allgemeine Meinung gegen die Jesuiten, zu¬
mal in Innsbruck, wo sie ihren Sitz haben, ausspricht, desto eifriger
mühen sich ihre wenigen Freunde, ihnen aufzuhelfen und sie zu ver¬
breiten. Die frommen Väter selbst erklären bei ihren Besuchen wiederholt, sie
seien genöthigt, die Stadt zu verlassen, falls man nicht mehr Theil¬
nahme ihrem Wirken, mehr Eingang ihren Lehren, mehr Aufmerksam¬
keit ihrer Pflanzung schenke. Natürlich sind diese wehmüthigen Kla¬
gen der gottergebenen Männer eben so viele Stacheln zu neuen
Opfer», neuen Kämpfen gegen den Strom. So ist ihre Niederlas¬
sung in Hall durch die Verwendung ihrer Freunde, namentlich des
dortigen Decans, so gut wie abgemacht, und man bezeichnet schon das
Haus, das sie beziehen sollen; in Kaltem erwirkten sie durch ihren
nunmehr verblichenen Freund Joseph Freiherrn von Giovanelli bei ei¬
nem alten Fräulein, das in ländlicher Zurückgezogenheit und Einfalt
den Orden wohl kaum dem Namen nach kannte, ein Legat von 35,00V
si. C. M., größtenteils in Weingärten und einigen Häusern beste¬
hend. Der deutlich ausgesprochene Wunsch der Erblasserin, hierdurch
eine Schuld ihres Vaters zu sühnen, wofür sie den Ankauf dieser Gü¬
ter des ehemaligen Stiftes Tegernsee ansah, sowie die Einsetzung des
Papstes als letzten Richter über die Gültigkeit ihrer Anordnung, mach¬
ten selbst unsre Hofkanzlei an der Unbefangenheit und Rechtskraft
derselben zweifeln. Einer der bedauerlichsten Versuche, den Jesuiten
Anhang und Einfluß in unserm Lande zu gewinnen, ist aber die Er¬
richtung des neuen innsbrucker Couplets für studirende Jünglinge.
So sehr die darüber am 18. Januar d. I. veröffentlichte Ankündigung


Grenze-t-n, II. ZK
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[0281] Das iesnitifche Convict in Jnnsbr»»et. Je offener sich die allgemeine Meinung gegen die Jesuiten, zu¬ mal in Innsbruck, wo sie ihren Sitz haben, ausspricht, desto eifriger mühen sich ihre wenigen Freunde, ihnen aufzuhelfen und sie zu ver¬ breiten. Die frommen Väter selbst erklären bei ihren Besuchen wiederholt, sie seien genöthigt, die Stadt zu verlassen, falls man nicht mehr Theil¬ nahme ihrem Wirken, mehr Eingang ihren Lehren, mehr Aufmerksam¬ keit ihrer Pflanzung schenke. Natürlich sind diese wehmüthigen Kla¬ gen der gottergebenen Männer eben so viele Stacheln zu neuen Opfer», neuen Kämpfen gegen den Strom. So ist ihre Niederlas¬ sung in Hall durch die Verwendung ihrer Freunde, namentlich des dortigen Decans, so gut wie abgemacht, und man bezeichnet schon das Haus, das sie beziehen sollen; in Kaltem erwirkten sie durch ihren nunmehr verblichenen Freund Joseph Freiherrn von Giovanelli bei ei¬ nem alten Fräulein, das in ländlicher Zurückgezogenheit und Einfalt den Orden wohl kaum dem Namen nach kannte, ein Legat von 35,00V si. C. M., größtenteils in Weingärten und einigen Häusern beste¬ hend. Der deutlich ausgesprochene Wunsch der Erblasserin, hierdurch eine Schuld ihres Vaters zu sühnen, wofür sie den Ankauf dieser Gü¬ ter des ehemaligen Stiftes Tegernsee ansah, sowie die Einsetzung des Papstes als letzten Richter über die Gültigkeit ihrer Anordnung, mach¬ ten selbst unsre Hofkanzlei an der Unbefangenheit und Rechtskraft derselben zweifeln. Einer der bedauerlichsten Versuche, den Jesuiten Anhang und Einfluß in unserm Lande zu gewinnen, ist aber die Er¬ richtung des neuen innsbrucker Couplets für studirende Jünglinge. So sehr die darüber am 18. Januar d. I. veröffentlichte Ankündigung Grenze-t-n, II. ZK

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/281>, abgerufen am 28.12.2024.