Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.T a g e b u eh. Randglossen zu dem vorstehende" Aufsätze n"d zu "och manchen" Ander". Wir haben den geehrten Herrn Einsender des vorstehenden Auf¬ T a g e b u eh. Randglossen zu dem vorstehende» Aufsätze n»d zu »och manchen» Ander». Wir haben den geehrten Herrn Einsender des vorstehenden Auf¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0124" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182547"/> </div> <div n="1"> <head> T a g e b u eh.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> Randglossen<lb/> zu dem vorstehende» Aufsätze n»d zu »och manchen» Ander».</head><lb/> <p xml:id="ID_320" next="#ID_321"> Wir haben den geehrten Herrn Einsender des vorstehenden Auf¬<lb/> satzes seine Meinung ungestört entwickeln lassen, ohne ihn durch pole¬<lb/> mische Anmerkungen, durch eingekeilte Kie, durch spitze Ausru¬<lb/> fungszeichen oder widersprechende Fragezeichen viel zu unterbrechen;<lb/> um so mehr aber ist es uns nöthig einige Punkte festzustellen, in welchen<lb/> unsere Anschauungsweise nicht nur von der so eben entwickelten, son¬<lb/> dern auch noch von der vieler anderer, sogenannter nationaler Stimm¬<lb/> führer deutscher Pre-sse abweicht. Wir rühmen uns so national als<lb/> nur irgend jemand zu sein, oder vielmehr, wir rühmen uns blos, so<lb/> viel gesunden Menschenverstand zu haben, um einzusehen, daß es bei<lb/> der gegenwärtigen Weltlage für Preußen und Oesterreich eine Pflicht<lb/> der Selbsterhaltung war, den polnischen Aufstand zu unterdrücken. Um<lb/> dies zu beweisen, bedarf es nicht erst des klingenden Spiels von deut¬<lb/> scher Größe und deutscher Bildung, mit denen unsere Presse in<lb/> dieser Angelegenheit jeden Tag auf die Wachtparade zieht. Wenn es<lb/> aber zur deutschen Größe gehört, daß man den unterlegenen Polen<lb/> alle möglichen Giftmischereien und Meuchelmorde andichtet, wenn es<lb/> zur deutschen Bildung gehört, daß man gegen die Besiegten hartherzig<lb/> ist, so sagen wir uns los von dieser Größe und Bildung. Daß das Mi¬<lb/> litär auf die Angreifenden mit Kartätschen schoß, war eine tragische<lb/> Nothwendigkeit; daß die Bauern die Flüchtlinge mit Dreschflegeln erschlu¬<lb/> gen, ist ein unvorhergesehenes Unglück, daß aber manche Zeitung die<lb/> Besiegten mit Steinen wirft, ist eine nicht zu rechtfertigende Abscheulichkeit.<lb/> Wahrlich die deutsche Sache würde nichts verlieren, wenn die Presse<lb/> mehr Achtung dem Unglücke beweisen würde, und die patriotischen Wort¬<lb/> führer würden ihren Regierungen einen bessern Dienst erweisen, wenn</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0124]
T a g e b u eh.
Randglossen
zu dem vorstehende» Aufsätze n»d zu »och manchen» Ander».
Wir haben den geehrten Herrn Einsender des vorstehenden Auf¬
satzes seine Meinung ungestört entwickeln lassen, ohne ihn durch pole¬
mische Anmerkungen, durch eingekeilte Kie, durch spitze Ausru¬
fungszeichen oder widersprechende Fragezeichen viel zu unterbrechen;
um so mehr aber ist es uns nöthig einige Punkte festzustellen, in welchen
unsere Anschauungsweise nicht nur von der so eben entwickelten, son¬
dern auch noch von der vieler anderer, sogenannter nationaler Stimm¬
führer deutscher Pre-sse abweicht. Wir rühmen uns so national als
nur irgend jemand zu sein, oder vielmehr, wir rühmen uns blos, so
viel gesunden Menschenverstand zu haben, um einzusehen, daß es bei
der gegenwärtigen Weltlage für Preußen und Oesterreich eine Pflicht
der Selbsterhaltung war, den polnischen Aufstand zu unterdrücken. Um
dies zu beweisen, bedarf es nicht erst des klingenden Spiels von deut¬
scher Größe und deutscher Bildung, mit denen unsere Presse in
dieser Angelegenheit jeden Tag auf die Wachtparade zieht. Wenn es
aber zur deutschen Größe gehört, daß man den unterlegenen Polen
alle möglichen Giftmischereien und Meuchelmorde andichtet, wenn es
zur deutschen Bildung gehört, daß man gegen die Besiegten hartherzig
ist, so sagen wir uns los von dieser Größe und Bildung. Daß das Mi¬
litär auf die Angreifenden mit Kartätschen schoß, war eine tragische
Nothwendigkeit; daß die Bauern die Flüchtlinge mit Dreschflegeln erschlu¬
gen, ist ein unvorhergesehenes Unglück, daß aber manche Zeitung die
Besiegten mit Steinen wirft, ist eine nicht zu rechtfertigende Abscheulichkeit.
Wahrlich die deutsche Sache würde nichts verlieren, wenn die Presse
mehr Achtung dem Unglücke beweisen würde, und die patriotischen Wort¬
führer würden ihren Regierungen einen bessern Dienst erweisen, wenn
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