Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.und ersten Rang, das Aeußerste für diese verlorene Truppe wagte, konnte Mad. Biardot-Garcia soll sich zuerst geweigert haben, in solcher Unsere Kunstausstellung wird nach wie vor nur spärlich besucht. Z. 3. IV Aus Ischl. Jetzt wo die Saison zu Ende ist, will ich Ihnen einige Worte Grenzboten. III. I8iK. 74
und ersten Rang, das Aeußerste für diese verlorene Truppe wagte, konnte Mad. Biardot-Garcia soll sich zuerst geweigert haben, in solcher Unsere Kunstausstellung wird nach wie vor nur spärlich besucht. Z. 3. IV Aus Ischl. Jetzt wo die Saison zu Ende ist, will ich Ihnen einige Worte Grenzboten. III. I8iK. 74
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und ersten Rang, das Aeußerste für diese verlorene Truppe wagte, konnte
es nicht mehr gelingen der entmuthigten Claque frischen Kampfesmuth
einzusprechen.'
Mad. Biardot-Garcia soll sich zuerst geweigert haben, in solcher
Umgebung zu singen. Man wird diese Weigerung um so leichter begreifen,
je fester der Grundsatz steht, daß Virtuosenleistungen von guter Begleitung
eben so sehr erhöht, als durch schlechte zu Boden geschlagen werden.
Namentlich bietet Bellini's Konninnbulii, in dieser Hinsicht der Darstel¬
lerin der Amme eine Schwierigkeit mehr dar, indem auf ein präcises
Mitwirken des Tenor Elvino, einige der berühmtesten Gesangseffecte be¬
rechnet sind. Die berühmte Sängerin wird jedenfalls durch ihren
zauberischen seelenvollen Gesang uns für die Marter den Uebrigen zuzu¬
hören zu entschädigen wissen.
Unsere Kunstausstellung wird nach wie vor nur spärlich besucht.
Wenn einerseits dieser unendlich verlängerte Sommer das Seinige dazu
beitragen mag, so wirkt andererseits doch auch der Mangel an gediegenen
Bilderwerken auf die Stimmung des Publicums ein und schwächt die
Theilnahme, die sich einst vor einem Decennium, der neu auftretenden
Düsseldorfer Schule gegenüber, so rege zeigte, jetzt aber mit der Farben-^
Pracht dieser Gemälde längst erloschen ist. Unter diesen Umstanden dürfte
man einem Werkchen, das in diesen Tagen erschienen ist und sich die
Besprechung der Kunstausstellung zur Aufgabe stellt, (es heißt: Die
Berliner Kunstausstellung im Jahre 1846, erläutert von Ernst Kossa?,
illustrirt von Wilhelm Scholz) ein günstiges Prognostikon zu stellen sein.
Die schärft und skizzenhafte Art der Behandlung des Stoffes, unterstützt
von den Zeichnungen deS höchst talentvollen Scholz, der bei ferneren
Ausbildung einst ein deutscher Gavarni oder Grandville zu werden ver¬
spricht, spannen uns auf den Inhalt der späteren Hefte.
Z. 3.
IV
Aus Ischl.
Jetzt wo die Saison zu Ende ist, will ich Ihnen einige Worte
zum Ueberblick senden. Ischl's Ruf ist noch neu in der Badewelt, und
es gab eine Zeit, wo man über das Aufkommen dieses Badeortes Zwei¬
fel hatte; die Soolbader sind ja eben nur Soolbader und diese kann
man überall finden, wo Salinen sind. Die großartige Natur, die ein
Gott hier in Berggruppen, Seen und Thälern mit einem wunderthäti¬
gen Hauch durchweht, ist kein Gegenstand chemischer Analysen. Sind
doch auch Mecrbäder in jedem stillen Zimmer des Binnenlands zu be¬
reiten, wenn man Salz und Wasser mischt. Aber der Wellenschlag
brausender Sturzwogen, die Scelenerhebung in der Mitte des endlosen
Wasserspiegels, die räthselhaften Luftgeister, die von Ost und West Le¬
benskraft herblasen, weiß die Chemie ebenso wenig zu entziffern wie
Grenzboten. III. I8iK. 74
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