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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.

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so n , sondern eigentlich der jetzige Casstrer am Stadt-Theater, Hr. Treu-
sein, der künftige Partner des Hrn. Maurice sein werde. Welch'
ein zusammengewürfeltes Personal wird es Ostern im Stadt^ Theater
geben, und welch' ein Ensemble, Hamburgs würdig, da das jetzige Per¬
sonal fast ganz abgeht. Die Leute hier prophezeien der künftigen Stadt-
Theater-Direction unter solchen Auspicien keinen guten Fortgang. Man
ist hin und wieder der Ansicht, daß der jetzige Mitdirector, Herr Eor-
net, bald wieder wird eintreten müssen, wie es einst Schröder mußte,
nachdem auch ihm ahnliche Cabalen das Regiment aus den Handen ge¬
wunden. -- Bon Töpfer erscheint in diesen Tagen ein neues Lust¬
spiel, Tendenz-Lustspiel, ,,eine vornehme Dame", auf den Bretern,
welches nach dem Romane "Heinrich Burkhard" der Frau Therese von
Bacheracht gearbeitet i,se. Also eine neue Ehre für diese Dame, die ne¬
ben Frau von Paalzow rückt. Uebrigens wird Frau von Bacheracht
diesen Winter in Berlin zubringen und Töpfer meint, er habe mit der
Bearbeitung des Romans leichte Arbeit gehabt, weil ihm scheine, als sei
"Heinrich Burkhard" ursprünglich ein, vielleicht verunglücktes Lustspiel
gewesen. Von wem denn? Andere meinen dann wieder, Töpfer's neues
Lustspiel sei darum das beste, welches er bisher gemacht. Außerdem
scheint man (Herr Director Mühling ) jetzt nur Damen - Eomödien geben
zu wollen. So waren Prinzessin von Sachsen und Franul v. Weissen-
thurn neue Gaste. Der Geschmack soll erst gründlich ruinirt werden.
Ob er es nicht schon ist? Prutz ,,Bauernlönig", Boas "Shakespeare"
liegen vor, d. h. werden hin und her beschnüffelt und bemäkelt und --
zurückgelegt. Der sechszehn Jahre alte "Hans Helling" von Marschner
ist jetzt schon gegeben worden. Es ist rührend! -- Man spricht noch
immer von der bevorstehenden Vergrößerung unseres Kinderfreundes, des
Eorrespondenten und der "Neuen Zeitung". Die "Bremer Aeitung"
unter Dr. Andree wird mit ihrem reichen, entschiedenen Gehalt der "Neuen
Aeitung" in Holstein jetzt sehr den Abonnentenrang ablaufen. --


Is.
Ans Berlin.

Italienische Oper. -- Rellstab und Kossar.

Die Direction des Königstadter Theaters annoncirte vor einigen
Wochen die italienische Sangertruppe, welche für den Winter 1846^7
die Dilettant! der Residenz entzücken sollte. Ein Graf ward als Impre¬
sario genannt: it (>ville; Gritti, Mao. Viardot-Garcia in Aussicht gestellt.
Herrliche, charaktervolle Recensenten, die es mit stoischen Gleichmuthe
darauf ankommen lassen, ob ihnen die Direction das Freibillet entzieht
oder nicht, lobten schon vor der ersten Vorstellung die assoluten Prima¬
donnen, Tenors, Baritone, Regisseure, Lampenanstecker, Jettelträger
s- w. Die erste Vorstellung kam, das Haus war gut besetzt, man
gab Nabuceodonosor von Mai-Stro Guiseppe Verdi. Signora Teresa Ta-


so n , sondern eigentlich der jetzige Casstrer am Stadt-Theater, Hr. Treu-
sein, der künftige Partner des Hrn. Maurice sein werde. Welch'
ein zusammengewürfeltes Personal wird es Ostern im Stadt^ Theater
geben, und welch' ein Ensemble, Hamburgs würdig, da das jetzige Per¬
sonal fast ganz abgeht. Die Leute hier prophezeien der künftigen Stadt-
Theater-Direction unter solchen Auspicien keinen guten Fortgang. Man
ist hin und wieder der Ansicht, daß der jetzige Mitdirector, Herr Eor-
net, bald wieder wird eintreten müssen, wie es einst Schröder mußte,
nachdem auch ihm ahnliche Cabalen das Regiment aus den Handen ge¬
wunden. — Bon Töpfer erscheint in diesen Tagen ein neues Lust¬
spiel, Tendenz-Lustspiel, ,,eine vornehme Dame", auf den Bretern,
welches nach dem Romane „Heinrich Burkhard" der Frau Therese von
Bacheracht gearbeitet i,se. Also eine neue Ehre für diese Dame, die ne¬
ben Frau von Paalzow rückt. Uebrigens wird Frau von Bacheracht
diesen Winter in Berlin zubringen und Töpfer meint, er habe mit der
Bearbeitung des Romans leichte Arbeit gehabt, weil ihm scheine, als sei
„Heinrich Burkhard" ursprünglich ein, vielleicht verunglücktes Lustspiel
gewesen. Von wem denn? Andere meinen dann wieder, Töpfer's neues
Lustspiel sei darum das beste, welches er bisher gemacht. Außerdem
scheint man (Herr Director Mühling ) jetzt nur Damen - Eomödien geben
zu wollen. So waren Prinzessin von Sachsen und Franul v. Weissen-
thurn neue Gaste. Der Geschmack soll erst gründlich ruinirt werden.
Ob er es nicht schon ist? Prutz ,,Bauernlönig", Boas „Shakespeare"
liegen vor, d. h. werden hin und her beschnüffelt und bemäkelt und —
zurückgelegt. Der sechszehn Jahre alte „Hans Helling" von Marschner
ist jetzt schon gegeben worden. Es ist rührend! — Man spricht noch
immer von der bevorstehenden Vergrößerung unseres Kinderfreundes, des
Eorrespondenten und der „Neuen Zeitung". Die „Bremer Aeitung"
unter Dr. Andree wird mit ihrem reichen, entschiedenen Gehalt der „Neuen
Aeitung" in Holstein jetzt sehr den Abonnentenrang ablaufen. —


Is.
Ans Berlin.

Italienische Oper. — Rellstab und Kossar.

Die Direction des Königstadter Theaters annoncirte vor einigen
Wochen die italienische Sangertruppe, welche für den Winter 1846^7
die Dilettant! der Residenz entzücken sollte. Ein Graf ward als Impre¬
sario genannt: it (>ville; Gritti, Mao. Viardot-Garcia in Aussicht gestellt.
Herrliche, charaktervolle Recensenten, die es mit stoischen Gleichmuthe
darauf ankommen lassen, ob ihnen die Direction das Freibillet entzieht
oder nicht, lobten schon vor der ersten Vorstellung die assoluten Prima¬
donnen, Tenors, Baritone, Regisseure, Lampenanstecker, Jettelträger
s- w. Die erste Vorstellung kam, das Haus war gut besetzt, man
gab Nabuceodonosor von Mai-Stro Guiseppe Verdi. Signora Teresa Ta-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/474>, abgerufen am 24.07.2024.