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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.

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Stoßseufzer ans der Wiener Handels- und
Börfenwelt.



Die consequente Aufmerksamkeit, welche die Grenzboten fast jeder
höhern Lebensfrage in Oesterreich schenken und die freimüthige und
umsichtige Weise, in welcher unsere Zustände ihre Beleuchtung finden,
machen es uns zu einem dringenden Wunsche, einige für die Wiener
Handelswelt wichtige Punkte in Ihrer geschätzten Zeitschrift besprochen
zu sehen. Weitläufiger Erörterungen nicht sehr zugethan und um
den uns zugestandenen Raum nicht zu mißbrauchen, halten wir es für
das zweckmäßigste, auf die wunden Flecke geradezu loszugehen, indem
eS ja ziemlich gleichgiltig ist, ob der Gegenstand bei diesem oder jenem
Zipfel erfaßt wird. Bank, Creditwesen, Börse, Post- und Mauthwesen,
Verdienst oder Verschulden des Handelsstandes, sie hängen alle so innig
zusammen, daß man blindlings das erste beste dieser großen Stichworte
ergreifen kann, um den Faden für alle übrigen zu finden. Versuchen
wir es in einigen flüchtigen Umrissen die krankhaften Punkte anzudeuten.

I. Bank.

Gewiß, sie ist das Palladium des öffentlichen Credits und jener
glorreiche Staatsmann, der seit einer Reihe von Jahren an der Spitze
unserer Finanzverwaltung steht und im Jahre 184t auf eine so merk¬
würdige Weise die Nationalbank zu kräftigen wußte, findet in uns
die bereitwilligste Verehrung für seinen schöpferischen Genius um so
mehr, als er bei größerer Oekonomie im Staatshaushalte doch das
VeSpasianische:


"lucri Iicuuis uilnr ox > " ^u"In"vt"

unwürdig des österreichischen Namens hält. Nichtsdestoweniger darf
es nicht verschwiegen bleiben, daß die öffentliche Meinung mit mancher
seiner Maßregeln nicht einverstanden ist. Wenn die energische That,
die schöpferisch in die Zustände greift, Dank verdient, so ist das frei-


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Stoßseufzer ans der Wiener Handels- und
Börfenwelt.



Die consequente Aufmerksamkeit, welche die Grenzboten fast jeder
höhern Lebensfrage in Oesterreich schenken und die freimüthige und
umsichtige Weise, in welcher unsere Zustände ihre Beleuchtung finden,
machen es uns zu einem dringenden Wunsche, einige für die Wiener
Handelswelt wichtige Punkte in Ihrer geschätzten Zeitschrift besprochen
zu sehen. Weitläufiger Erörterungen nicht sehr zugethan und um
den uns zugestandenen Raum nicht zu mißbrauchen, halten wir es für
das zweckmäßigste, auf die wunden Flecke geradezu loszugehen, indem
eS ja ziemlich gleichgiltig ist, ob der Gegenstand bei diesem oder jenem
Zipfel erfaßt wird. Bank, Creditwesen, Börse, Post- und Mauthwesen,
Verdienst oder Verschulden des Handelsstandes, sie hängen alle so innig
zusammen, daß man blindlings das erste beste dieser großen Stichworte
ergreifen kann, um den Faden für alle übrigen zu finden. Versuchen
wir es in einigen flüchtigen Umrissen die krankhaften Punkte anzudeuten.

I. Bank.

Gewiß, sie ist das Palladium des öffentlichen Credits und jener
glorreiche Staatsmann, der seit einer Reihe von Jahren an der Spitze
unserer Finanzverwaltung steht und im Jahre 184t auf eine so merk¬
würdige Weise die Nationalbank zu kräftigen wußte, findet in uns
die bereitwilligste Verehrung für seinen schöpferischen Genius um so
mehr, als er bei größerer Oekonomie im Staatshaushalte doch das
VeSpasianische:


„lucri Iicuuis uilnr ox > « ^u»In»vt"

unwürdig des österreichischen Namens hält. Nichtsdestoweniger darf
es nicht verschwiegen bleiben, daß die öffentliche Meinung mit mancher
seiner Maßregeln nicht einverstanden ist. Wenn die energische That,
die schöpferisch in die Zustände greift, Dank verdient, so ist das frei-


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[0385] Stoßseufzer ans der Wiener Handels- und Börfenwelt. Die consequente Aufmerksamkeit, welche die Grenzboten fast jeder höhern Lebensfrage in Oesterreich schenken und die freimüthige und umsichtige Weise, in welcher unsere Zustände ihre Beleuchtung finden, machen es uns zu einem dringenden Wunsche, einige für die Wiener Handelswelt wichtige Punkte in Ihrer geschätzten Zeitschrift besprochen zu sehen. Weitläufiger Erörterungen nicht sehr zugethan und um den uns zugestandenen Raum nicht zu mißbrauchen, halten wir es für das zweckmäßigste, auf die wunden Flecke geradezu loszugehen, indem eS ja ziemlich gleichgiltig ist, ob der Gegenstand bei diesem oder jenem Zipfel erfaßt wird. Bank, Creditwesen, Börse, Post- und Mauthwesen, Verdienst oder Verschulden des Handelsstandes, sie hängen alle so innig zusammen, daß man blindlings das erste beste dieser großen Stichworte ergreifen kann, um den Faden für alle übrigen zu finden. Versuchen wir es in einigen flüchtigen Umrissen die krankhaften Punkte anzudeuten. I. Bank. Gewiß, sie ist das Palladium des öffentlichen Credits und jener glorreiche Staatsmann, der seit einer Reihe von Jahren an der Spitze unserer Finanzverwaltung steht und im Jahre 184t auf eine so merk¬ würdige Weise die Nationalbank zu kräftigen wußte, findet in uns die bereitwilligste Verehrung für seinen schöpferischen Genius um so mehr, als er bei größerer Oekonomie im Staatshaushalte doch das VeSpasianische: „lucri Iicuuis uilnr ox > « ^u»In»vt" unwürdig des österreichischen Namens hält. Nichtsdestoweniger darf es nicht verschwiegen bleiben, daß die öffentliche Meinung mit mancher seiner Maßregeln nicht einverstanden ist. Wenn die energische That, die schöpferisch in die Zustände greift, Dank verdient, so ist das frei- 51»

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/385>, abgerufen am 24.07.2024.