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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

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Aus Wie".

Veizehrungssteuer.-- Kartoffelkrankheit. -- Rußland und Rom. -- Postwesen.
-- Eisenbahnverbindung. -- Literarisches. -- Theatralisches.

Erzherzog Stephan ist nach Böhmen zurückgekehrt, und scheint
mit seiner Verwendung in Betreff der Erleichterung der niedern Volks¬
klassen mittelst einer zweckmäßigen Modifikation der Verzehrungssteuer
nicht ganz zufrieden zu sein, indem diese Maßregel an mancherlei Be¬
denken zu scheitern scheint, obschon sie eben so sehr von der Gerech¬
tigkeit, als von dem Drange der Umstände geboten wird. -- Die
Kartoffelkrankheit hat bei uns nicht die Ausdehnung gewonnen, welche
sie anderwärts hatte, und diesem Umstände sowohl, als der lenzarti¬
gen Witterung mag es wohl hauptsächlich zugeschrieben werden, wenn
der Nothstand, der für den heranbrechenden Winter zu drohen schien,
nicht in der furchtbaren Gestalt aufgetreten ist, der man nothbedingt
einige Augeständnisse machen muß. In der letzten Jahresversamm¬
lung der Gesellschaft der Aerzte hielt der berühmte Botaniker Endli¬
cher einen Vortrag über die Kartoffelfäulniß, aus dem hervorgeht, daß
die von ihm selbst gemachten Versuche die Erfahrung von der Un¬
schädlichkeit des Genusses kranker Erdäpfel vollkommen bestätigen; die
microscopischen und insbesondere chemischen Untersuchungen, die über
diesen Gegenstand von Professor Endlicher und anderen Botanikern
angestellt worden, sind noch nicht geschlossen, und sollen erst später der
gelehrten Welt in einer umfassenden Arbeit vorgelegt werden. Nach
der amtlichen Berichrabstattung des Regierungsrathes Dr. Knolz sind
in der Provinz Niederösterreich blos 37 Ortschaften von der Kartof¬
felseuche ergrissen worden, und das Uebel gestaltet sich hierorts in kei¬
ner Art zu der Wichtigkeit, daß ein Ausfall des landwirthschaftlichen
Erträgnisses zu befürchten stände.


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Aus Wie».

Veizehrungssteuer.— Kartoffelkrankheit. — Rußland und Rom. — Postwesen.
— Eisenbahnverbindung. — Literarisches. — Theatralisches.

Erzherzog Stephan ist nach Böhmen zurückgekehrt, und scheint
mit seiner Verwendung in Betreff der Erleichterung der niedern Volks¬
klassen mittelst einer zweckmäßigen Modifikation der Verzehrungssteuer
nicht ganz zufrieden zu sein, indem diese Maßregel an mancherlei Be¬
denken zu scheitern scheint, obschon sie eben so sehr von der Gerech¬
tigkeit, als von dem Drange der Umstände geboten wird. — Die
Kartoffelkrankheit hat bei uns nicht die Ausdehnung gewonnen, welche
sie anderwärts hatte, und diesem Umstände sowohl, als der lenzarti¬
gen Witterung mag es wohl hauptsächlich zugeschrieben werden, wenn
der Nothstand, der für den heranbrechenden Winter zu drohen schien,
nicht in der furchtbaren Gestalt aufgetreten ist, der man nothbedingt
einige Augeständnisse machen muß. In der letzten Jahresversamm¬
lung der Gesellschaft der Aerzte hielt der berühmte Botaniker Endli¬
cher einen Vortrag über die Kartoffelfäulniß, aus dem hervorgeht, daß
die von ihm selbst gemachten Versuche die Erfahrung von der Un¬
schädlichkeit des Genusses kranker Erdäpfel vollkommen bestätigen; die
microscopischen und insbesondere chemischen Untersuchungen, die über
diesen Gegenstand von Professor Endlicher und anderen Botanikern
angestellt worden, sind noch nicht geschlossen, und sollen erst später der
gelehrten Welt in einer umfassenden Arbeit vorgelegt werden. Nach
der amtlichen Berichrabstattung des Regierungsrathes Dr. Knolz sind
in der Provinz Niederösterreich blos 37 Ortschaften von der Kartof¬
felseuche ergrissen worden, und das Uebel gestaltet sich hierorts in kei¬
ner Art zu der Wichtigkeit, daß ein Ausfall des landwirthschaftlichen
Erträgnisses zu befürchten stände.


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[0085] Tage b u clj. l. Aus Wie». Veizehrungssteuer.— Kartoffelkrankheit. — Rußland und Rom. — Postwesen. — Eisenbahnverbindung. — Literarisches. — Theatralisches. Erzherzog Stephan ist nach Böhmen zurückgekehrt, und scheint mit seiner Verwendung in Betreff der Erleichterung der niedern Volks¬ klassen mittelst einer zweckmäßigen Modifikation der Verzehrungssteuer nicht ganz zufrieden zu sein, indem diese Maßregel an mancherlei Be¬ denken zu scheitern scheint, obschon sie eben so sehr von der Gerech¬ tigkeit, als von dem Drange der Umstände geboten wird. — Die Kartoffelkrankheit hat bei uns nicht die Ausdehnung gewonnen, welche sie anderwärts hatte, und diesem Umstände sowohl, als der lenzarti¬ gen Witterung mag es wohl hauptsächlich zugeschrieben werden, wenn der Nothstand, der für den heranbrechenden Winter zu drohen schien, nicht in der furchtbaren Gestalt aufgetreten ist, der man nothbedingt einige Augeständnisse machen muß. In der letzten Jahresversamm¬ lung der Gesellschaft der Aerzte hielt der berühmte Botaniker Endli¬ cher einen Vortrag über die Kartoffelfäulniß, aus dem hervorgeht, daß die von ihm selbst gemachten Versuche die Erfahrung von der Un¬ schädlichkeit des Genusses kranker Erdäpfel vollkommen bestätigen; die microscopischen und insbesondere chemischen Untersuchungen, die über diesen Gegenstand von Professor Endlicher und anderen Botanikern angestellt worden, sind noch nicht geschlossen, und sollen erst später der gelehrten Welt in einer umfassenden Arbeit vorgelegt werden. Nach der amtlichen Berichrabstattung des Regierungsrathes Dr. Knolz sind in der Provinz Niederösterreich blos 37 Ortschaften von der Kartof¬ felseuche ergrissen worden, und das Uebel gestaltet sich hierorts in kei¬ ner Art zu der Wichtigkeit, daß ein Ausfall des landwirthschaftlichen Erträgnisses zu befürchten stände.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/85>, abgerufen am 22.12.2024.