Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.hat der hiesigen Buchhandlung Mörschner's sel. Witwe und Bianchi Der Professor Ettingshausen und der Bergrath Haidinger haben ki. A " S Berlin. Die geheimnißvolle Begebenheit. -- Die Sanction des Wunderbaren. -- Noch mehr Wunder, und was sie bedeuten. -- Bestialisches und Bestien. -- Zoolo¬ gische Freiheit. -- Censur und Preßfreiheit. -- Die loyale und die liberale Presse. -- Mundknebel und Schellenkappe. Es ist offenbar eine Schalkheit, daß Sie in der vorigen Num¬ hat der hiesigen Buchhandlung Mörschner's sel. Witwe und Bianchi Der Professor Ettingshausen und der Bergrath Haidinger haben ki. A » S Berlin. Die geheimnißvolle Begebenheit. — Die Sanction des Wunderbaren. — Noch mehr Wunder, und was sie bedeuten. — Bestialisches und Bestien. — Zoolo¬ gische Freiheit. — Censur und Preßfreiheit. — Die loyale und die liberale Presse. — Mundknebel und Schellenkappe. Es ist offenbar eine Schalkheit, daß Sie in der vorigen Num¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0598" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271859"/> <p xml:id="ID_1559" prev="#ID_1558"> hat der hiesigen Buchhandlung Mörschner's sel. Witwe und Bianchi<lb/> eine neue Sammlung seiner Gedichte zum Verlag angeboten und er¬<lb/> hielt darauf die Antwort, daß die Verlagshandlung nicht nur bereit<lb/> sei, den Band Gedichte anzunehmen, sondern der Verfasser ihr auch<lb/> erlauben möge, die nach ihrer Ansicht in Betracht der Trefflichkeit der<lb/> Gedichte viel zu geringe Honorarforderung aus eigenem Antriebe zu<lb/> erhöhen. Wenn ich mich nicht von der Wahrheit des Berichteten<lb/> überzeugt hätte, so würde ich glauben, irgend ein Spottvogel habe die<lb/> ganze Sache als Ironie gegen unsere großmüthigen Buchhändler aus-<lb/> gesonnen, so unwahrscheinlich und satyrisch klingt das Histörchen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1560"> Der Professor Ettingshausen und der Bergrath Haidinger haben<lb/> endlich die Bewilligung zur Gründung einer Gesellschaft der Natur¬<lb/> wissenschaften erhalten und soll dieselbe mit nächstem in's Leben tre¬<lb/> ten. Sie ist ein abgerungenes Bruchstück der oft besprochenen Aka¬<lb/> demie der Wissenschaften, deren Geburt in Oesterreich so schwer ist.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> ki.<lb/> A » S Berlin.</head><lb/> <note type="argument"> Die geheimnißvolle Begebenheit. — Die Sanction des Wunderbaren. — Noch<lb/> mehr Wunder, und was sie bedeuten. — Bestialisches und Bestien. — Zoolo¬<lb/> gische Freiheit. — Censur und Preßfreiheit. — Die loyale und die liberale<lb/> Presse. — Mundknebel und Schellenkappe.</note><lb/> <p xml:id="ID_1561" next="#ID_1562"> Es ist offenbar eine Schalkheit, daß Sie in der vorigen Num¬<lb/> mer der Grenzboten einen Brief von einem anderen als Ihrem ge¬<lb/> wöhnlichen Correspondenten aus Berlin aufgenommen haben, ohne die<lb/> außergewöhnliche Quelle durch irgend ein Merkmal anzudeuten, und<lb/> einen Brief, durch dessen Eingang Sie mich, indem Sie ihn auf<lb/> meine Kappe kommen lassen, gleichsam dafür bestrafen, daß ich, ohne¬<lb/> hin kein allzufleißizer Correspondent, neulich so ehrlich erzählte, wie so<lb/> gar nichts ich zu erzählen hätte. Aber im Grunde kann es mir nur<lb/> ganz lieb sein, daß der Andere mein Raisonnement so prächtig durch<lb/> die That wahr macht. Sie haben kürzlich einmal die deutschen Zei¬<lb/> tungen glücklich gepriesen, die nicht, wie die Londoner und Pariser,<lb/> der großen Seeschlange, der Krötenregen, der zweiköpfigen Kälber und<lb/> noch sonst derartiger Wunder bedürften, weil sie — die preußische<lb/> Verfassungsfcage als eine unerschöpfliche Lügenquelle besitzen. Nun,<lb/> mein College zeigt Ihnen, daß auch in Berlin die Verfassungsfrage<lb/> doch nicht ausreicht, daß auch Berlin ganz artige Zeitungs-Enten, im<lb/> Style des Wunderbaren, aufzubringen genöthigt ist. Die „wahre"<lb/> Geschichte, die er erzählt hat, würde aber erst dann recht wahr sein,<lb/> wenn er nicht die wichtige Pointe ausgelassen hatte, daß Se. Maj.<lb/> der König nach Anhörung des Vertrags, welchen ihm der quäsrionirte</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0598]
hat der hiesigen Buchhandlung Mörschner's sel. Witwe und Bianchi
eine neue Sammlung seiner Gedichte zum Verlag angeboten und er¬
hielt darauf die Antwort, daß die Verlagshandlung nicht nur bereit
sei, den Band Gedichte anzunehmen, sondern der Verfasser ihr auch
erlauben möge, die nach ihrer Ansicht in Betracht der Trefflichkeit der
Gedichte viel zu geringe Honorarforderung aus eigenem Antriebe zu
erhöhen. Wenn ich mich nicht von der Wahrheit des Berichteten
überzeugt hätte, so würde ich glauben, irgend ein Spottvogel habe die
ganze Sache als Ironie gegen unsere großmüthigen Buchhändler aus-
gesonnen, so unwahrscheinlich und satyrisch klingt das Histörchen.
Der Professor Ettingshausen und der Bergrath Haidinger haben
endlich die Bewilligung zur Gründung einer Gesellschaft der Natur¬
wissenschaften erhalten und soll dieselbe mit nächstem in's Leben tre¬
ten. Sie ist ein abgerungenes Bruchstück der oft besprochenen Aka¬
demie der Wissenschaften, deren Geburt in Oesterreich so schwer ist.
ki.
A » S Berlin.
Die geheimnißvolle Begebenheit. — Die Sanction des Wunderbaren. — Noch
mehr Wunder, und was sie bedeuten. — Bestialisches und Bestien. — Zoolo¬
gische Freiheit. — Censur und Preßfreiheit. — Die loyale und die liberale
Presse. — Mundknebel und Schellenkappe.
Es ist offenbar eine Schalkheit, daß Sie in der vorigen Num¬
mer der Grenzboten einen Brief von einem anderen als Ihrem ge¬
wöhnlichen Correspondenten aus Berlin aufgenommen haben, ohne die
außergewöhnliche Quelle durch irgend ein Merkmal anzudeuten, und
einen Brief, durch dessen Eingang Sie mich, indem Sie ihn auf
meine Kappe kommen lassen, gleichsam dafür bestrafen, daß ich, ohne¬
hin kein allzufleißizer Correspondent, neulich so ehrlich erzählte, wie so
gar nichts ich zu erzählen hätte. Aber im Grunde kann es mir nur
ganz lieb sein, daß der Andere mein Raisonnement so prächtig durch
die That wahr macht. Sie haben kürzlich einmal die deutschen Zei¬
tungen glücklich gepriesen, die nicht, wie die Londoner und Pariser,
der großen Seeschlange, der Krötenregen, der zweiköpfigen Kälber und
noch sonst derartiger Wunder bedürften, weil sie — die preußische
Verfassungsfcage als eine unerschöpfliche Lügenquelle besitzen. Nun,
mein College zeigt Ihnen, daß auch in Berlin die Verfassungsfrage
doch nicht ausreicht, daß auch Berlin ganz artige Zeitungs-Enten, im
Style des Wunderbaren, aufzubringen genöthigt ist. Die „wahre"
Geschichte, die er erzählt hat, würde aber erst dann recht wahr sein,
wenn er nicht die wichtige Pointe ausgelassen hatte, daß Se. Maj.
der König nach Anhörung des Vertrags, welchen ihm der quäsrionirte
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