harten der deutschen Komödie vollkommen aus, Anklang und Aner¬ kennung zu finden.
2.
Vereine: Concordia, juridisch-politischer Lcscvercin, kaufmännischer Verein, Ettinghauser'6 Vorlesungen. -- Wiener Kroll, oder der neue Apollo-Saal. -- Der junge Strauß. -- "Ein deutscher Krieger" von Bauernfeld. -- Moritz von Sachsen. -- Pugcitschesf. -- Struensee und die Censur.
Wintervergnügungen aller Art haben begonnen. Ein Fortschritt gegen frühere Jahre sind mehrere geistige Vereine, in welchen man hö¬ here Dinge als die hübschen Madeln und Strauß jlimm- 5"z"i""- und Scholz und Nestrc") verhandelt. Sogar ein Shakspeareklub hat sich gebildet und ein Lesekreis für politische Broschüren. Thätiger als die Deutschen sind die Slaven, in deren Zusammenkünften mehr Be¬ geisterung und Patriotismus herrscht, weil sie sich für die Unterdrück¬ ten halten. Als officielle literarische Vereine sind bekannt: die Con¬ cordia, in welcher Bauernfcld und Castelli das Präsidium haben und welche in drei Sectionen (Schriftsteller, Musiker und Maler) sich theilt. Mitglieder derselben sind: Grillparzer, Halm, Holbein, Fränkl, Fürst Friedrich von Schwarzenberg ?c. unter den Schriftstellern, Prof. Nico- lay, Staudigl, Randhartinger !c. unter den Musikern, die Hofschau¬ spieler Löwe, La Noche, Lucas, Fichtner ze., die Maler Waldmüller Kriehuber, Schilcher :c. Man versammelt sich jeden Sonnabend um neun Uhr Nachts und banquettirt, musicirt, declamirt und kritisirt im buntesten Gemisch von Ernst und Scherz bis lange nach Mitternacht. Als eine Art Opposition versammelt sich um dieselbe Stunde und an demselben Abend eine andere Gesellschaft unter dem Präsidium Sa¬ phir's im Easino. Hier findet man die Schriftsteller Bäuerle, Otto Prechtler, Deinhardstein, I)r. Schlesinger, Kussner, Ebersberg:c. Die .Schauspieler, Musiker und Maler der Concordia sind auch Mitglieder dieses Vereins und gastiren bald hier, bald dort. Am Sonnabend und am Dienstag Abend hält überdies der Regierungsrath Professor Ettinghauser populäre Vorlesungen über Physik, die sehr viel Zuspruch und Dilettanten haben, an denen man jedoch die etwas allzugroße Popularität tadelt. Die Säle des juridisch-politischen Lesevereins, wie des kaufmännischen Vereins, in welchen beiden Anstalten man eine reiche Auswahl von deutschen und ausländischen Zeitungen aller Art und Farben findet, sind jeden Abend gedrängt voll. Daß es in einer Stadt von 40VMU Einwohnern nur zwei Anstalten ähnlicher Art S'de, ist freilich sehr traurig. Man beneidet Berlin um Eine Anstalt, acht um eine gelehrte oder Lehranstalt, sondern um das bekannte Kroll sche Etablissement. Man hat gefunden, daß es Wiens unwürdigwäre, wenn es sich von Berlin überflügeln ließe und nicht gleichfalls einen i^aal hätte, in welchem mehrere tausend Menschen zu gleicher Zeit
harten der deutschen Komödie vollkommen aus, Anklang und Aner¬ kennung zu finden.
2.
Vereine: Concordia, juridisch-politischer Lcscvercin, kaufmännischer Verein, Ettinghauser'6 Vorlesungen. — Wiener Kroll, oder der neue Apollo-Saal. — Der junge Strauß. — „Ein deutscher Krieger" von Bauernfeld. — Moritz von Sachsen. — Pugcitschesf. — Struensee und die Censur.
Wintervergnügungen aller Art haben begonnen. Ein Fortschritt gegen frühere Jahre sind mehrere geistige Vereine, in welchen man hö¬ here Dinge als die hübschen Madeln und Strauß jlimm- 5«z»i«»- und Scholz und Nestrc») verhandelt. Sogar ein Shakspeareklub hat sich gebildet und ein Lesekreis für politische Broschüren. Thätiger als die Deutschen sind die Slaven, in deren Zusammenkünften mehr Be¬ geisterung und Patriotismus herrscht, weil sie sich für die Unterdrück¬ ten halten. Als officielle literarische Vereine sind bekannt: die Con¬ cordia, in welcher Bauernfcld und Castelli das Präsidium haben und welche in drei Sectionen (Schriftsteller, Musiker und Maler) sich theilt. Mitglieder derselben sind: Grillparzer, Halm, Holbein, Fränkl, Fürst Friedrich von Schwarzenberg ?c. unter den Schriftstellern, Prof. Nico- lay, Staudigl, Randhartinger !c. unter den Musikern, die Hofschau¬ spieler Löwe, La Noche, Lucas, Fichtner ze., die Maler Waldmüller Kriehuber, Schilcher :c. Man versammelt sich jeden Sonnabend um neun Uhr Nachts und banquettirt, musicirt, declamirt und kritisirt im buntesten Gemisch von Ernst und Scherz bis lange nach Mitternacht. Als eine Art Opposition versammelt sich um dieselbe Stunde und an demselben Abend eine andere Gesellschaft unter dem Präsidium Sa¬ phir's im Easino. Hier findet man die Schriftsteller Bäuerle, Otto Prechtler, Deinhardstein, I)r. Schlesinger, Kussner, Ebersberg:c. Die .Schauspieler, Musiker und Maler der Concordia sind auch Mitglieder dieses Vereins und gastiren bald hier, bald dort. Am Sonnabend und am Dienstag Abend hält überdies der Regierungsrath Professor Ettinghauser populäre Vorlesungen über Physik, die sehr viel Zuspruch und Dilettanten haben, an denen man jedoch die etwas allzugroße Popularität tadelt. Die Säle des juridisch-politischen Lesevereins, wie des kaufmännischen Vereins, in welchen beiden Anstalten man eine reiche Auswahl von deutschen und ausländischen Zeitungen aller Art und Farben findet, sind jeden Abend gedrängt voll. Daß es in einer Stadt von 40VMU Einwohnern nur zwei Anstalten ähnlicher Art S'de, ist freilich sehr traurig. Man beneidet Berlin um Eine Anstalt, acht um eine gelehrte oder Lehranstalt, sondern um das bekannte Kroll sche Etablissement. Man hat gefunden, daß es Wiens unwürdigwäre, wenn es sich von Berlin überflügeln ließe und nicht gleichfalls einen i^aal hätte, in welchem mehrere tausend Menschen zu gleicher Zeit
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harten der deutschen Komödie vollkommen aus, Anklang und Aner¬
kennung zu finden.
2.
Vereine: Concordia, juridisch-politischer Lcscvercin, kaufmännischer Verein,
Ettinghauser'6 Vorlesungen. — Wiener Kroll, oder der neue Apollo-Saal. —
Der junge Strauß. — „Ein deutscher Krieger" von Bauernfeld. — Moritz
von Sachsen. — Pugcitschesf. — Struensee und die Censur.
Wintervergnügungen aller Art haben begonnen. Ein Fortschritt
gegen frühere Jahre sind mehrere geistige Vereine, in welchen man hö¬
here Dinge als die hübschen Madeln und Strauß jlimm- 5«z»i«»-
und Scholz und Nestrc») verhandelt. Sogar ein Shakspeareklub hat
sich gebildet und ein Lesekreis für politische Broschüren. Thätiger als
die Deutschen sind die Slaven, in deren Zusammenkünften mehr Be¬
geisterung und Patriotismus herrscht, weil sie sich für die Unterdrück¬
ten halten. Als officielle literarische Vereine sind bekannt: die Con¬
cordia, in welcher Bauernfcld und Castelli das Präsidium haben und
welche in drei Sectionen (Schriftsteller, Musiker und Maler) sich theilt.
Mitglieder derselben sind: Grillparzer, Halm, Holbein, Fränkl, Fürst
Friedrich von Schwarzenberg ?c. unter den Schriftstellern, Prof. Nico-
lay, Staudigl, Randhartinger !c. unter den Musikern, die Hofschau¬
spieler Löwe, La Noche, Lucas, Fichtner ze., die Maler Waldmüller
Kriehuber, Schilcher :c. Man versammelt sich jeden Sonnabend um
neun Uhr Nachts und banquettirt, musicirt, declamirt und kritisirt im
buntesten Gemisch von Ernst und Scherz bis lange nach Mitternacht.
Als eine Art Opposition versammelt sich um dieselbe Stunde und an
demselben Abend eine andere Gesellschaft unter dem Präsidium Sa¬
phir's im Easino. Hier findet man die Schriftsteller Bäuerle, Otto
Prechtler, Deinhardstein, I)r. Schlesinger, Kussner, Ebersberg:c. Die
.Schauspieler, Musiker und Maler der Concordia sind auch Mitglieder
dieses Vereins und gastiren bald hier, bald dort. Am Sonnabend
und am Dienstag Abend hält überdies der Regierungsrath Professor
Ettinghauser populäre Vorlesungen über Physik, die sehr viel Zuspruch
und Dilettanten haben, an denen man jedoch die etwas allzugroße
Popularität tadelt. Die Säle des juridisch-politischen Lesevereins, wie
des kaufmännischen Vereins, in welchen beiden Anstalten man eine
reiche Auswahl von deutschen und ausländischen Zeitungen aller Art
und Farben findet, sind jeden Abend gedrängt voll. Daß es in einer
Stadt von 40VMU Einwohnern nur zwei Anstalten ähnlicher Art
S'de, ist freilich sehr traurig. Man beneidet Berlin um Eine Anstalt,
acht um eine gelehrte oder Lehranstalt, sondern um das bekannte
Kroll sche Etablissement. Man hat gefunden, daß es Wiens unwürdigwäre, wenn es sich von Berlin überflügeln ließe und nicht gleichfalls
einen i^aal hätte, in welchem mehrere tausend Menschen zu gleicher Zeit
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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/475>, abgerufen am 22.01.2025.
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