Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.dem ergreifende Situationen sich unläugbar auszeichnet. Für Mich ' 'V.' " Frauenbilder Georges Äand'S, geschildert von Heinrich Laube. Wo er Kritiker und Weltmann zugleich sein kann, da ist Laube dem ergreifende Situationen sich unläugbar auszeichnet. Für Mich ' 'V.' " Frauenbilder Georges Äand'S, geschildert von Heinrich Laube. Wo er Kritiker und Weltmann zugleich sein kann, da ist Laube <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0384" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181568"/> <p xml:id="ID_1073" prev="#ID_1072"> dem ergreifende Situationen sich unläugbar auszeichnet. Für Mich<lb/> wird „Pugatscheff" stets ein interessantes Stück bleiben, für die Masse<lb/> wird es, bei guter Dnrstellmtg, namentlich in den ersten Acten über¬<lb/> all viel theatralischen Effect haben. Vor den Augen der hiesiges Kei^<lb/> til hat „Pugatscheff" wenig Gnade gefunden. Sie focht theilweise<lb/> mit Ruhe, mit Grü'lebe'et und Beweisen, die selbst eine günstiger»<lb/> Ansicht woHt zu wenden im Stande waten. Andrerseits machte- sich<lb/> hier, wie bei andern Gelegenheiten, die krittelnde Gemeinheit und det<lb/> wüthige, ohne Ueberzeugung das Steiniget! Steiniget! schreiende Pat-<lb/> tcihaß wieder weidlich breit. Er' blieb nicht ohne öffentliche Aurecht-<lb/> weisttttg. Diese wäre aber auch den landlosen Parteileuten der andern<lb/> Seite zu wünschen, die eben jetzt gegen einen jungen hiesigen Schrift¬<lb/> steller, der ihnen früher zugehörte, welchen aber diesmal seine Ueber¬<lb/> zeugung zu keinem unbedingten Lobe des „Pugatscheff" führte,- Mit<lb/> Waffen sehr niederer und verächtlicher Art zu Felde zogen. Gutzkow<lb/> hat von seinen eraltirten Freunden und blinden Werkzeugen von jeher<lb/> mehr Nachtheil als Nutzcrt erfahren. Denn mit sinnlosen HörNer-<lb/> stößen verwundet man Den ant schmerzlichsten, welchen man schützen<lb/> wollte.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> ' 'V.' "<lb/> Frauenbilder Georges Äand'S,<lb/> geschildert von Heinrich Laube.</head><lb/> <p xml:id="ID_1074" next="#ID_1075"> Wo er Kritiker und Weltmann zugleich sein kann, da ist Laube<lb/> erst recht poetisch und schöpferisch. Diese charakteristischen Merkmale<lb/> ziehen sich, klar ausgesprochen, durch eine ganze lange Reihe von<lb/> Büchern, wo der Stoff ihm gestattet, so zu sein, wie er in seinem<lb/> eigensten Wesen wirklich ist. — Darum negirt er so viel in seinem<lb/> „jungen Europa", schafft aber zugleich eine romantische Welt mitten<lb/> ire unserer Alltäglichkeit und schildert ein höheres Gesellschaftsleben in<lb/> dieser Romantik. Darum weiß er in „Gräfin Ehatcaubriant" die<lb/> übrig gebliebene Ritterlichkeit, den neuen MacchiavellisMus und auf¬<lb/> tauchende Refocmationsideen der Renaissancezeit so natürlich zu ver¬<lb/> binden; darum durchläuft man an seiner Seite mit Vergnügen die<lb/> „französischen Lustschlösser", laßt Prüderie und deutsches Philisterthum<lb/> gerne zu Hallfe, läßt sich mitten in der Verderbniß die Keime einer gro¬<lb/> ßen Zukunft enthüllen und freut sich an den Boudoir-Intriguen und<lb/> der Fronde-Poesie; darum gefällt der ritterliche Hofmann Monaldeschi;<lb/> darum ist er der Mann dazu, Georges Sand's Frauencharaktere zu<lb/> schildern. — Auch diesmal ist in Laube der Poet vorherrschend, denn er<lb/> begnügt sich nicht mit einer bloßen Schilderung oder monotonen Auf¬<lb/> zählung der Charakterzüge; er dichtet noch einmal, versenkt sich in<lb/> die tiefsten Gedanken Georges Sand's und bringt die verschiedensten,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0384]
dem ergreifende Situationen sich unläugbar auszeichnet. Für Mich
wird „Pugatscheff" stets ein interessantes Stück bleiben, für die Masse
wird es, bei guter Dnrstellmtg, namentlich in den ersten Acten über¬
all viel theatralischen Effect haben. Vor den Augen der hiesiges Kei^
til hat „Pugatscheff" wenig Gnade gefunden. Sie focht theilweise
mit Ruhe, mit Grü'lebe'et und Beweisen, die selbst eine günstiger»
Ansicht woHt zu wenden im Stande waten. Andrerseits machte- sich
hier, wie bei andern Gelegenheiten, die krittelnde Gemeinheit und det
wüthige, ohne Ueberzeugung das Steiniget! Steiniget! schreiende Pat-
tcihaß wieder weidlich breit. Er' blieb nicht ohne öffentliche Aurecht-
weisttttg. Diese wäre aber auch den landlosen Parteileuten der andern
Seite zu wünschen, die eben jetzt gegen einen jungen hiesigen Schrift¬
steller, der ihnen früher zugehörte, welchen aber diesmal seine Ueber¬
zeugung zu keinem unbedingten Lobe des „Pugatscheff" führte,- Mit
Waffen sehr niederer und verächtlicher Art zu Felde zogen. Gutzkow
hat von seinen eraltirten Freunden und blinden Werkzeugen von jeher
mehr Nachtheil als Nutzcrt erfahren. Denn mit sinnlosen HörNer-
stößen verwundet man Den ant schmerzlichsten, welchen man schützen
wollte.
' 'V.' "
Frauenbilder Georges Äand'S,
geschildert von Heinrich Laube.
Wo er Kritiker und Weltmann zugleich sein kann, da ist Laube
erst recht poetisch und schöpferisch. Diese charakteristischen Merkmale
ziehen sich, klar ausgesprochen, durch eine ganze lange Reihe von
Büchern, wo der Stoff ihm gestattet, so zu sein, wie er in seinem
eigensten Wesen wirklich ist. — Darum negirt er so viel in seinem
„jungen Europa", schafft aber zugleich eine romantische Welt mitten
ire unserer Alltäglichkeit und schildert ein höheres Gesellschaftsleben in
dieser Romantik. Darum weiß er in „Gräfin Ehatcaubriant" die
übrig gebliebene Ritterlichkeit, den neuen MacchiavellisMus und auf¬
tauchende Refocmationsideen der Renaissancezeit so natürlich zu ver¬
binden; darum durchläuft man an seiner Seite mit Vergnügen die
„französischen Lustschlösser", laßt Prüderie und deutsches Philisterthum
gerne zu Hallfe, läßt sich mitten in der Verderbniß die Keime einer gro¬
ßen Zukunft enthüllen und freut sich an den Boudoir-Intriguen und
der Fronde-Poesie; darum gefällt der ritterliche Hofmann Monaldeschi;
darum ist er der Mann dazu, Georges Sand's Frauencharaktere zu
schildern. — Auch diesmal ist in Laube der Poet vorherrschend, denn er
begnügt sich nicht mit einer bloßen Schilderung oder monotonen Auf¬
zählung der Charakterzüge; er dichtet noch einmal, versenkt sich in
die tiefsten Gedanken Georges Sand's und bringt die verschiedensten,
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