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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

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i.
Aus Wien.

Spanische Offiziere. -- DaS Frankfurter Conversationsblatt, der "ewige Jude"
und die Jesuiten in Oesterreich. -- Die Liguorianer. -- Der Domprediger
or. Bens. -- Der Hofprediger Sedlaczeck. -- ol. List und Baron Kübeck.

Es befinden sich gegenwärtig drei spanische Generalstabs ofsiziere
hier, welche im Auftrage ihrer Regierung Oesterreich bereisen, um
die militärischen Einrichtungen des Landes kennen zu lernen. Es sind
kleine dunkelgebräunte Männer von stolzer Haltung, mit Feueraugen,
aber, nach deutschen Armeebegriffen, von sehr lückenhafter Ausbildung.
Sie wenden ihre Aufmerksamkeit hauptsachlich der von dem hiesigen
militärisch organisirten topographischen Institut betriebenen Kartener-
zcugung und der Artilleriewissenschaft zu, worin Oesterreich noch im¬
mer eines besondern Ansehens im Auslande genießt. Keiner von ihnen
spricht Deutsch.

Die von hier ausgegangenen mißfälligen Aeußerungen über die
Tendenz des Frankfurter Conversationsblattcs, das den "Ewigen Ju¬
den" von Sue mittheiltiund hier allenthalben verbreitet ist, haben den Ei¬
genthümer dieses Journals bewogen, mit dem Jahre 1845 die Re¬
daction dem !>. Schuster zu entziehen und dem Hofrath Berly, der
bereits den politischen Theil, die Frankfurter Oberpostamts-Zeitung
besorgt, zu übertragen. Somit darf man auch darauf gefaßt sein,
schon in der nächsten Zeit den "Ewigen Juden" in dem genannten
Journal zur ewigen Ruhe gebracht zu sehen, was der deutschen Lite¬
raturbildung eben keinen bedeutenden Abbruch thun wird, aber sicher
im großen Publicum eine üble Sensation erregt. Dieses große Pu-
blicum ist schon mit den Verzögerungen sehr unzufrieden, welche die
Nummern des Conversarionsblatles durch die in der jüngsten Zeit an¬
geordnete Nachcensur erleiden, und murrt jedesmal, so oft der ewige


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Aus Wien.

Spanische Offiziere. — DaS Frankfurter Conversationsblatt, der „ewige Jude"
und die Jesuiten in Oesterreich. — Die Liguorianer. — Der Domprediger
or. Bens. — Der Hofprediger Sedlaczeck. — ol. List und Baron Kübeck.

Es befinden sich gegenwärtig drei spanische Generalstabs ofsiziere
hier, welche im Auftrage ihrer Regierung Oesterreich bereisen, um
die militärischen Einrichtungen des Landes kennen zu lernen. Es sind
kleine dunkelgebräunte Männer von stolzer Haltung, mit Feueraugen,
aber, nach deutschen Armeebegriffen, von sehr lückenhafter Ausbildung.
Sie wenden ihre Aufmerksamkeit hauptsachlich der von dem hiesigen
militärisch organisirten topographischen Institut betriebenen Kartener-
zcugung und der Artilleriewissenschaft zu, worin Oesterreich noch im¬
mer eines besondern Ansehens im Auslande genießt. Keiner von ihnen
spricht Deutsch.

Die von hier ausgegangenen mißfälligen Aeußerungen über die
Tendenz des Frankfurter Conversationsblattcs, das den „Ewigen Ju¬
den" von Sue mittheiltiund hier allenthalben verbreitet ist, haben den Ei¬
genthümer dieses Journals bewogen, mit dem Jahre 1845 die Re¬
daction dem !>. Schuster zu entziehen und dem Hofrath Berly, der
bereits den politischen Theil, die Frankfurter Oberpostamts-Zeitung
besorgt, zu übertragen. Somit darf man auch darauf gefaßt sein,
schon in der nächsten Zeit den „Ewigen Juden" in dem genannten
Journal zur ewigen Ruhe gebracht zu sehen, was der deutschen Lite¬
raturbildung eben keinen bedeutenden Abbruch thun wird, aber sicher
im großen Publicum eine üble Sensation erregt. Dieses große Pu-
blicum ist schon mit den Verzögerungen sehr unzufrieden, welche die
Nummern des Conversarionsblatles durch die in der jüngsten Zeit an¬
geordnete Nachcensur erleiden, und murrt jedesmal, so oft der ewige


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[0375] T a g e b u et). i. Aus Wien. Spanische Offiziere. — DaS Frankfurter Conversationsblatt, der „ewige Jude" und die Jesuiten in Oesterreich. — Die Liguorianer. — Der Domprediger or. Bens. — Der Hofprediger Sedlaczeck. — ol. List und Baron Kübeck. Es befinden sich gegenwärtig drei spanische Generalstabs ofsiziere hier, welche im Auftrage ihrer Regierung Oesterreich bereisen, um die militärischen Einrichtungen des Landes kennen zu lernen. Es sind kleine dunkelgebräunte Männer von stolzer Haltung, mit Feueraugen, aber, nach deutschen Armeebegriffen, von sehr lückenhafter Ausbildung. Sie wenden ihre Aufmerksamkeit hauptsachlich der von dem hiesigen militärisch organisirten topographischen Institut betriebenen Kartener- zcugung und der Artilleriewissenschaft zu, worin Oesterreich noch im¬ mer eines besondern Ansehens im Auslande genießt. Keiner von ihnen spricht Deutsch. Die von hier ausgegangenen mißfälligen Aeußerungen über die Tendenz des Frankfurter Conversationsblattcs, das den „Ewigen Ju¬ den" von Sue mittheiltiund hier allenthalben verbreitet ist, haben den Ei¬ genthümer dieses Journals bewogen, mit dem Jahre 1845 die Re¬ daction dem !>. Schuster zu entziehen und dem Hofrath Berly, der bereits den politischen Theil, die Frankfurter Oberpostamts-Zeitung besorgt, zu übertragen. Somit darf man auch darauf gefaßt sein, schon in der nächsten Zeit den „Ewigen Juden" in dem genannten Journal zur ewigen Ruhe gebracht zu sehen, was der deutschen Lite¬ raturbildung eben keinen bedeutenden Abbruch thun wird, aber sicher im großen Publicum eine üble Sensation erregt. Dieses große Pu- blicum ist schon mit den Verzögerungen sehr unzufrieden, welche die Nummern des Conversarionsblatles durch die in der jüngsten Zeit an¬ geordnete Nachcensur erleiden, und murrt jedesmal, so oft der ewige 47 »

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/375>, abgerufen am 04.12.2024.