Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.Hull und Gi-ückstadt, wodurch der letztgenannte Ort zum Ausladungs- IV. Aus Berlin. Bier Könige. -- Englisch-Hannöverschcr Handelsvertrag. -- Meyerbeer's Ur¬ theil' Frciül. Tuczeck und Frank. Lind. -- Spontini, Mendelssohn-Bartholdy, Otto' Nikolai. -- Berliner Banditen, eine Fallstaffiade. -- Herr Cerf und Herr Ringelhardt. Erlauben Sie mir, dieses Schreiben mit einem kleinen Ercurs 42 "
Hull und Gi-ückstadt, wodurch der letztgenannte Ort zum Ausladungs- IV. Aus Berlin. Bier Könige. — Englisch-Hannöverschcr Handelsvertrag. — Meyerbeer's Ur¬ theil' Frciül. Tuczeck und Frank. Lind. — Spontini, Mendelssohn-Bartholdy, Otto' Nikolai. — Berliner Banditen, eine Fallstaffiade. — Herr Cerf und Herr Ringelhardt. Erlauben Sie mir, dieses Schreiben mit einem kleinen Ercurs 42 »
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0335" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181519"/> <p xml:id="ID_970" prev="#ID_969"> Hull und Gi-ückstadt, wodurch der letztgenannte Ort zum Ausladungs-<lb/> platze für Güter würde, die bisher von England direct nach Hamburg<lb/> gingen. Herr Bauer behauptete in einer zu Hull öffentlich gehaltenen<lb/> Rede, daß ihm dabei Hamburgs, seiner Vaterstadt, Flor haupt¬<lb/> sächlich am Herzen liege, nur müsse er Glückstadt als Hilfsmittel zur<lb/> Erreichung seines Zweckes nehmen. Hier in Hamburg aber sagen die<lb/> Feinde der Sache, und ganz besonders die der Juden, es sei auf den<lb/> Ruin unserer Handelsverbindungen mit England abgesehen. Ein er¬<lb/> bitterter Feldzug gegen den Abraham Bauer und seine Verbündeten,<lb/> worunter natürlich seine Glaubensgenossen hauptsachlich verstanden<lb/> werden, ist eröffnet, die schmutzigsten Wendungen hat diese Polemik<lb/> entweder andeutungsweise, oder ganz offen genommen. Namentlich<lb/> zeichnet sich darin ein seit Kurzem eristirendes Wochenblättchen aus, das<lb/> nur im Lebenselemente bleibt, so lange es die Fahne des rücksichts¬<lb/> losen Skandals aushängen wird und daher auf jedem Gebiete seiner<lb/> übrigens fast unbeachteten Erörterungen eine Gemeinheit entwickelt,<lb/> wie sie in ganz Deutschland nicht noch einmal anzutreffen ist. In<lb/> Bezug auf jenen Abraham Bauer — dessen Unternehmen ich hier<lb/> weder rechtfertigen, noch verwerfen darf, da ich nicht im Geringsten<lb/> competent — ging die saubere Gegenpartei so weit, die Censur auf¬<lb/> zufordern, keine Ankündigung zur Actienzeichnung mehr passiren zu<lb/> lassen! — Daß hierin eine wahre Schmach liegt für den Hamburger<lb/> Handel, der gewiß solch elender Mittel Mehrbedarf, sich aufrechtzuerhalten<lb/> wider die Bestrebungen eines Privatmannes, muß selbst ein Kind ah¬<lb/> nen und nur Judenscinde konnten es übersehen. Charakteristisch ist<lb/> in dieser jetzt vielbesprochenen Angelegenheit noch die Aeußerung eines<lb/> Vertheidigers des Abraham Bauer gegen die Redaction der „Börsen¬<lb/> halle", also lautend: „Hamburg geht anderen Zeiten entgegen. Die<lb/> Verbindung zu Wasser und zu Lande sucht sich andere Auswege, als<lb/> die bisherigen. Suche man doch nicht einem Individuum zur Last zu<lb/> legen, was nur aus dem Andrängen der Zeit hervorgeht. Und welch<lb/> ein Recht hat man, Patriotismus von einem Manne zu verlangen,<lb/> der, obgleich rechtschaffen und ehrlich, doch in seiner Vaterstadt nicht<lb/> ehrbar ist?" Ihr Herren Senatoren und Redactorcn, antwortet —<lb/> doch mit triftigen Gründen, wenn Ihr könnt!</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> IV.<lb/> Aus Berlin.</head><lb/> <note type="argument"> Bier Könige. — Englisch-Hannöverschcr Handelsvertrag. — Meyerbeer's Ur¬<lb/> theil' Frciül. Tuczeck und Frank. Lind. — Spontini, Mendelssohn-Bartholdy,<lb/> Otto' Nikolai. — Berliner Banditen, eine Fallstaffiade. — Herr Cerf und<lb/> Herr Ringelhardt.</note><lb/> <p xml:id="ID_971" next="#ID_972"> Erlauben Sie mir, dieses Schreiben mit einem kleinen Ercurs<lb/> in die Genealogie und Statistik zu beginnen: In Europa regieren jetzt</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 42 »</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0335]
Hull und Gi-ückstadt, wodurch der letztgenannte Ort zum Ausladungs-
platze für Güter würde, die bisher von England direct nach Hamburg
gingen. Herr Bauer behauptete in einer zu Hull öffentlich gehaltenen
Rede, daß ihm dabei Hamburgs, seiner Vaterstadt, Flor haupt¬
sächlich am Herzen liege, nur müsse er Glückstadt als Hilfsmittel zur
Erreichung seines Zweckes nehmen. Hier in Hamburg aber sagen die
Feinde der Sache, und ganz besonders die der Juden, es sei auf den
Ruin unserer Handelsverbindungen mit England abgesehen. Ein er¬
bitterter Feldzug gegen den Abraham Bauer und seine Verbündeten,
worunter natürlich seine Glaubensgenossen hauptsachlich verstanden
werden, ist eröffnet, die schmutzigsten Wendungen hat diese Polemik
entweder andeutungsweise, oder ganz offen genommen. Namentlich
zeichnet sich darin ein seit Kurzem eristirendes Wochenblättchen aus, das
nur im Lebenselemente bleibt, so lange es die Fahne des rücksichts¬
losen Skandals aushängen wird und daher auf jedem Gebiete seiner
übrigens fast unbeachteten Erörterungen eine Gemeinheit entwickelt,
wie sie in ganz Deutschland nicht noch einmal anzutreffen ist. In
Bezug auf jenen Abraham Bauer — dessen Unternehmen ich hier
weder rechtfertigen, noch verwerfen darf, da ich nicht im Geringsten
competent — ging die saubere Gegenpartei so weit, die Censur auf¬
zufordern, keine Ankündigung zur Actienzeichnung mehr passiren zu
lassen! — Daß hierin eine wahre Schmach liegt für den Hamburger
Handel, der gewiß solch elender Mittel Mehrbedarf, sich aufrechtzuerhalten
wider die Bestrebungen eines Privatmannes, muß selbst ein Kind ah¬
nen und nur Judenscinde konnten es übersehen. Charakteristisch ist
in dieser jetzt vielbesprochenen Angelegenheit noch die Aeußerung eines
Vertheidigers des Abraham Bauer gegen die Redaction der „Börsen¬
halle", also lautend: „Hamburg geht anderen Zeiten entgegen. Die
Verbindung zu Wasser und zu Lande sucht sich andere Auswege, als
die bisherigen. Suche man doch nicht einem Individuum zur Last zu
legen, was nur aus dem Andrängen der Zeit hervorgeht. Und welch
ein Recht hat man, Patriotismus von einem Manne zu verlangen,
der, obgleich rechtschaffen und ehrlich, doch in seiner Vaterstadt nicht
ehrbar ist?" Ihr Herren Senatoren und Redactorcn, antwortet —
doch mit triftigen Gründen, wenn Ihr könnt!
IV.
Aus Berlin.
Bier Könige. — Englisch-Hannöverschcr Handelsvertrag. — Meyerbeer's Ur¬
theil' Frciül. Tuczeck und Frank. Lind. — Spontini, Mendelssohn-Bartholdy,
Otto' Nikolai. — Berliner Banditen, eine Fallstaffiade. — Herr Cerf und
Herr Ringelhardt.
Erlauben Sie mir, dieses Schreiben mit einem kleinen Ercurs
in die Genealogie und Statistik zu beginnen: In Europa regieren jetzt
42 »
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |