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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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i.
Aus Berlin.

Ceremonienscheu des Königs. -- Kunstausstellung; die Düsseldorfer; kirchliche
und politische Malerei. -- Die letzte weiße Rose. -- Die Adresse der Bres-
lauer Universität an die von Königsberg.

Wie zu erwarten war, hat der König der im Laufe dieser
Woche von seiner am 26. Juli angetretenen Reise zurückkehrte, die
ihm von Seiten der Comunalbehörden zugedacht gewesenen Empfangs¬
feierlichkeiten, bei welchen auch unter dem Portale, in welchem das
beklagenswerthe Attentat vom 26. Juli geschehen, einige Lieder ab¬
gesungen werden sollten, entschieden abgelehnt. Der Monarch ist viel¬
mehr von dem einen Eiscnbahnhofe nach dem andern gefahren, ohne
sich durch die verschiedenen Deputationen, die sich auf dem erstem
versammelt hatten, aufhalten zu lassen. Eben so machte er es in
Potsdam, wo ihn die Eommune ebenfalls mit ihrer dienstfertigen
Freude bestürmen wollte; er zog sich eilends nach seinem ländlichen
Palast in Sanssouci zurück, wo er mit Alexander von Humboldt
und einigen andern ihm nahestehenden Freunden die Stunden genoß,
die er der ceremoniösen Langweil eben abgerungen hatte. Indessen
wird ihm diese doch nicht ganz erlassen sein, denn wahrscheinlich wird
am 24. September, an welchem Tage der König mit der Königin
hier eintrifft, Alles nachgeholt werden.

Neben der GeWerbeausstellung ist nunmehr auch unsere Kunst¬
ausstellung eröffnet, über welche Ihnen wahrscheinlich Ihr martistischer
Correspondent besonders berichten wird. Ich bemerke daher für jetzt
nur, daß, da diesesmal wieder eine zweijährige Pause seit der letzten
Ausstellung stattgefunden, die Resultate auch wieder viel erfreulicher
sind, als sie bei den von Jahr zu Jahr auf einander folgenden Aus¬
stellungen waren, obwohl es diesesmal an Mittelmaßigem nicht fehlt.


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i.
Aus Berlin.

Ceremonienscheu des Königs. — Kunstausstellung; die Düsseldorfer; kirchliche
und politische Malerei. — Die letzte weiße Rose. — Die Adresse der Bres-
lauer Universität an die von Königsberg.

Wie zu erwarten war, hat der König der im Laufe dieser
Woche von seiner am 26. Juli angetretenen Reise zurückkehrte, die
ihm von Seiten der Comunalbehörden zugedacht gewesenen Empfangs¬
feierlichkeiten, bei welchen auch unter dem Portale, in welchem das
beklagenswerthe Attentat vom 26. Juli geschehen, einige Lieder ab¬
gesungen werden sollten, entschieden abgelehnt. Der Monarch ist viel¬
mehr von dem einen Eiscnbahnhofe nach dem andern gefahren, ohne
sich durch die verschiedenen Deputationen, die sich auf dem erstem
versammelt hatten, aufhalten zu lassen. Eben so machte er es in
Potsdam, wo ihn die Eommune ebenfalls mit ihrer dienstfertigen
Freude bestürmen wollte; er zog sich eilends nach seinem ländlichen
Palast in Sanssouci zurück, wo er mit Alexander von Humboldt
und einigen andern ihm nahestehenden Freunden die Stunden genoß,
die er der ceremoniösen Langweil eben abgerungen hatte. Indessen
wird ihm diese doch nicht ganz erlassen sein, denn wahrscheinlich wird
am 24. September, an welchem Tage der König mit der Königin
hier eintrifft, Alles nachgeholt werden.

Neben der GeWerbeausstellung ist nunmehr auch unsere Kunst¬
ausstellung eröffnet, über welche Ihnen wahrscheinlich Ihr martistischer
Correspondent besonders berichten wird. Ich bemerke daher für jetzt
nur, daß, da diesesmal wieder eine zweijährige Pause seit der letzten
Ausstellung stattgefunden, die Resultate auch wieder viel erfreulicher
sind, als sie bei den von Jahr zu Jahr auf einander folgenden Aus¬
stellungen waren, obwohl es diesesmal an Mittelmaßigem nicht fehlt.


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[0613] T a g e b u es. i. Aus Berlin. Ceremonienscheu des Königs. — Kunstausstellung; die Düsseldorfer; kirchliche und politische Malerei. — Die letzte weiße Rose. — Die Adresse der Bres- lauer Universität an die von Königsberg. Wie zu erwarten war, hat der König der im Laufe dieser Woche von seiner am 26. Juli angetretenen Reise zurückkehrte, die ihm von Seiten der Comunalbehörden zugedacht gewesenen Empfangs¬ feierlichkeiten, bei welchen auch unter dem Portale, in welchem das beklagenswerthe Attentat vom 26. Juli geschehen, einige Lieder ab¬ gesungen werden sollten, entschieden abgelehnt. Der Monarch ist viel¬ mehr von dem einen Eiscnbahnhofe nach dem andern gefahren, ohne sich durch die verschiedenen Deputationen, die sich auf dem erstem versammelt hatten, aufhalten zu lassen. Eben so machte er es in Potsdam, wo ihn die Eommune ebenfalls mit ihrer dienstfertigen Freude bestürmen wollte; er zog sich eilends nach seinem ländlichen Palast in Sanssouci zurück, wo er mit Alexander von Humboldt und einigen andern ihm nahestehenden Freunden die Stunden genoß, die er der ceremoniösen Langweil eben abgerungen hatte. Indessen wird ihm diese doch nicht ganz erlassen sein, denn wahrscheinlich wird am 24. September, an welchem Tage der König mit der Königin hier eintrifft, Alles nachgeholt werden. Neben der GeWerbeausstellung ist nunmehr auch unsere Kunst¬ ausstellung eröffnet, über welche Ihnen wahrscheinlich Ihr martistischer Correspondent besonders berichten wird. Ich bemerke daher für jetzt nur, daß, da diesesmal wieder eine zweijährige Pause seit der letzten Ausstellung stattgefunden, die Resultate auch wieder viel erfreulicher sind, als sie bei den von Jahr zu Jahr auf einander folgenden Aus¬ stellungen waren, obwohl es diesesmal an Mittelmaßigem nicht fehlt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/613>, abgerufen am 29.06.2024.