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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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Libretto, sechs auf die Partitur kommen*). Diese Vertheilung ist
ungerecht. In Frankreich -- "patriotische" Herzen mögen keinen
Groll auf mich werfen, der Tantiemenverordnung liegt laut Bekannt¬
machung die französische zu Grunde --, in Frankreich sind für die
Oper vierzehn Procent ausgeschrieben, von denen zwölf der Eomponist
und nur zwei der Dichter erhält, letzterer aber außerdem ein Honorar.
Was endlich die erforderliche Zeit von zwei dreiviertel Stunden an¬
geht, so ist dies ebenfalls ungenau, da es allein von der Größe der
Zwischenacte abhangig gemacht wird, ob ein Stück drei oder zwei drei¬
viertel Stunden wahrt. Die Bestimmung nach Acten, wie bisher
beim Honorar, wäre angemessener.


E. D . . . ke.


Is.
Aus Dresden.

Kunst und Künstler. -- Karl IV. Monument von Hähnel.

Die hiesigen Künstler sind jetzt viel beschäftigt; vor Allem aber
unsere beiden Meister in der Plastik, Rietschel und Hähnel. Jener
arbeitet an dem großen Fronton, das für das Opernhaus in Berlin
bestimmt ist, Hähnel aber hat die Ausführung eines großartigen Denk¬
mals für Prag übernommen. Die Stände Böhmens haben sich näm¬
lich vereinigt, dem Kaiser Karl IV. als König von Böhmen und
Gründer der Universität Prag ein Monument zu setzen. Hähnel hat
bereits eine Movellskizze gefertigt und den Ständen vorgelegt, welche
in ihrer Conception allgemeinen Beifall sich erworben hat. Karl lV.
steht in königlicher Rüstung und kraftvoller Majestät auf sein Schwert
gestützt, den Reichsapfel in der Hand, auf einem Piedestal, einem
gothischen Bau, zu welchem ringsum Stufen führen; an den vier
Seiten desselben sind Nischen, in welchen vier allegorische Figuren,
die vier akademischen Facultäten vorstellend, sitzen; an den vier Ecken
des Baues sind oben Baldachine angebracht, unter welchen wieder
Figuren stehen. Das Monument wird eine Höhe von vierundzwan¬
zig Fuß haben und soll in Erz gegossen werden (durch Burgschmidt
in Nürnberg, der auch für Hähnel jetzt die Beethoven-Statue gießt).
Zur Aufstellung desselben ist ein Platz vor der Moldaubrücke gewählt.



Die miss-en-fevr-' einer Oper ist in der Regel mit mehr Kosten ver¬
bunden , als die eines Dramas. Es ist billig, daß die Bühne sich dafür ein
Procent zurücklegt. Außerdem' wird eine Oper, die nur Halbwegs gefällt, weit
öfter als das ihr an Succeß gleichkommende Drama gespielt, so daß der Kom¬
ponist, der in gleichen QualitätSverhültnissen mit einem Dramendi"der steht,
ihn in quantitativem Erfolg überholt. Dies mußte von Rechtsegen aus¬
wDie Red. geglichen werden.

Libretto, sechs auf die Partitur kommen*). Diese Vertheilung ist
ungerecht. In Frankreich — „patriotische" Herzen mögen keinen
Groll auf mich werfen, der Tantiemenverordnung liegt laut Bekannt¬
machung die französische zu Grunde —, in Frankreich sind für die
Oper vierzehn Procent ausgeschrieben, von denen zwölf der Eomponist
und nur zwei der Dichter erhält, letzterer aber außerdem ein Honorar.
Was endlich die erforderliche Zeit von zwei dreiviertel Stunden an¬
geht, so ist dies ebenfalls ungenau, da es allein von der Größe der
Zwischenacte abhangig gemacht wird, ob ein Stück drei oder zwei drei¬
viertel Stunden wahrt. Die Bestimmung nach Acten, wie bisher
beim Honorar, wäre angemessener.


E. D . . . ke.


Is.
Aus Dresden.

Kunst und Künstler. — Karl IV. Monument von Hähnel.

Die hiesigen Künstler sind jetzt viel beschäftigt; vor Allem aber
unsere beiden Meister in der Plastik, Rietschel und Hähnel. Jener
arbeitet an dem großen Fronton, das für das Opernhaus in Berlin
bestimmt ist, Hähnel aber hat die Ausführung eines großartigen Denk¬
mals für Prag übernommen. Die Stände Böhmens haben sich näm¬
lich vereinigt, dem Kaiser Karl IV. als König von Böhmen und
Gründer der Universität Prag ein Monument zu setzen. Hähnel hat
bereits eine Movellskizze gefertigt und den Ständen vorgelegt, welche
in ihrer Conception allgemeinen Beifall sich erworben hat. Karl lV.
steht in königlicher Rüstung und kraftvoller Majestät auf sein Schwert
gestützt, den Reichsapfel in der Hand, auf einem Piedestal, einem
gothischen Bau, zu welchem ringsum Stufen führen; an den vier
Seiten desselben sind Nischen, in welchen vier allegorische Figuren,
die vier akademischen Facultäten vorstellend, sitzen; an den vier Ecken
des Baues sind oben Baldachine angebracht, unter welchen wieder
Figuren stehen. Das Monument wird eine Höhe von vierundzwan¬
zig Fuß haben und soll in Erz gegossen werden (durch Burgschmidt
in Nürnberg, der auch für Hähnel jetzt die Beethoven-Statue gießt).
Zur Aufstellung desselben ist ein Platz vor der Moldaubrücke gewählt.



Die miss-en-fevr-' einer Oper ist in der Regel mit mehr Kosten ver¬
bunden , als die eines Dramas. Es ist billig, daß die Bühne sich dafür ein
Procent zurücklegt. Außerdem' wird eine Oper, die nur Halbwegs gefällt, weit
öfter als das ihr an Succeß gleichkommende Drama gespielt, so daß der Kom¬
ponist, der in gleichen QualitätSverhültnissen mit einem Dramendi»der steht,
ihn in quantitativem Erfolg überholt. Dies mußte von Rechtsegen aus¬
wDie Red. geglichen werden.
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[0544] Libretto, sechs auf die Partitur kommen*). Diese Vertheilung ist ungerecht. In Frankreich — „patriotische" Herzen mögen keinen Groll auf mich werfen, der Tantiemenverordnung liegt laut Bekannt¬ machung die französische zu Grunde —, in Frankreich sind für die Oper vierzehn Procent ausgeschrieben, von denen zwölf der Eomponist und nur zwei der Dichter erhält, letzterer aber außerdem ein Honorar. Was endlich die erforderliche Zeit von zwei dreiviertel Stunden an¬ geht, so ist dies ebenfalls ungenau, da es allein von der Größe der Zwischenacte abhangig gemacht wird, ob ein Stück drei oder zwei drei¬ viertel Stunden wahrt. Die Bestimmung nach Acten, wie bisher beim Honorar, wäre angemessener. E. D . . . ke. Is. Aus Dresden. Kunst und Künstler. — Karl IV. Monument von Hähnel. Die hiesigen Künstler sind jetzt viel beschäftigt; vor Allem aber unsere beiden Meister in der Plastik, Rietschel und Hähnel. Jener arbeitet an dem großen Fronton, das für das Opernhaus in Berlin bestimmt ist, Hähnel aber hat die Ausführung eines großartigen Denk¬ mals für Prag übernommen. Die Stände Böhmens haben sich näm¬ lich vereinigt, dem Kaiser Karl IV. als König von Böhmen und Gründer der Universität Prag ein Monument zu setzen. Hähnel hat bereits eine Movellskizze gefertigt und den Ständen vorgelegt, welche in ihrer Conception allgemeinen Beifall sich erworben hat. Karl lV. steht in königlicher Rüstung und kraftvoller Majestät auf sein Schwert gestützt, den Reichsapfel in der Hand, auf einem Piedestal, einem gothischen Bau, zu welchem ringsum Stufen führen; an den vier Seiten desselben sind Nischen, in welchen vier allegorische Figuren, die vier akademischen Facultäten vorstellend, sitzen; an den vier Ecken des Baues sind oben Baldachine angebracht, unter welchen wieder Figuren stehen. Das Monument wird eine Höhe von vierundzwan¬ zig Fuß haben und soll in Erz gegossen werden (durch Burgschmidt in Nürnberg, der auch für Hähnel jetzt die Beethoven-Statue gießt). Zur Aufstellung desselben ist ein Platz vor der Moldaubrücke gewählt. Die miss-en-fevr-' einer Oper ist in der Regel mit mehr Kosten ver¬ bunden , als die eines Dramas. Es ist billig, daß die Bühne sich dafür ein Procent zurücklegt. Außerdem' wird eine Oper, die nur Halbwegs gefällt, weit öfter als das ihr an Succeß gleichkommende Drama gespielt, so daß der Kom¬ ponist, der in gleichen QualitätSverhültnissen mit einem Dramendi»der steht, ihn in quantitativem Erfolg überholt. Dies mußte von Rechtsegen aus¬ wDie Red. geglichen werden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/544>, abgerufen am 22.07.2024.