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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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trotz der Verwendung Englands und Frankreichs, erfolglos. Und doch
ist das Haus Coburg der Begründer mächtiger neuer Dynastien.
Ein Coburg sitzt auf dem Throne Belgiens. Ein Eoburg wird
einst die Krone Englands, ein anderer die Portugals tragen, ein Co¬
burg ist der Schwiegersohn Louis Philipps. Hat Nassau, weil es
der Schwiegersohn Rußlands geworden, mehr Verdienst um Deutsch¬
land, oder hofft es, die Fürsprache Se. Petersburgs werde einflu߬
reicher sein als die zweier konstitutionellen Machte? -- --




IV.
Aus Paris.

Rüge und die Franzosen. -- Die beiden Ausgewanderten. -- Zwei neue
Opern. -- Das lateinische Preußen.

Ruge's deutsch-französische Jahrbücher haben kein Jahr gedau¬
ert, sie sind vielmehr gleich nach dem ersten Hefte unselig entschlafen,
nachdem sie der liberalen Sache in Deutschland geschadet und die
deutsche Sache in Frankreich erniedrigt. Herr Rüge sammt den Nul¬
len und Nullitäten, die sich hinter diese eben nicht hohe Ziffer stell¬
ten, hat den hiesigen französischen Schriftstellern viel von seinen
Planen vorgeschwatzt. Die Franzosen, die stets das Bedürfniß nach
Neuem haben, haschten nach den Aufschlüssen über die deutsche Bewe¬
gung, von der ihnen so viel vorgesprochen wurde. Sie glaubten nach
ihrer Weise in Hegel einen philosophischen E. T. Hoffmann mit ro¬
mantischen Gedankenblasen zu entdecken. Jeder von ihnen glaubte in Rüge
und seinen Gefährten dasjenige zu erhalten, was Schlegel für Madame
Stal!l geworden ist. Jeder hoffte schon ein neues Buch sur t'^IIvm-lAne
herauszugeben oder ein neues sociales System mitHestohlenen deutschen
Ideen zu begründen. Als jedoch diese Herren das schlechte Französisch,
das Hr. Rüge spricht, ein wenig zu begreifen ansingen und die Theorien,
die er als deutsche Mysterien vortrug, ihnen endlich klar wurden, da
bekamen sie lange Gesichter, wie Jemand, der geglaubt, er habe ei¬
nen Diamant gefunden und vom Juwelier hört, es sei ein Glasstein.
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deutscher Nationalität, doch vor der deutschen Wissenschaft immer ei¬
nen großen Respect hatten, fanden durch die deutsch-französischen Jahr-


trotz der Verwendung Englands und Frankreichs, erfolglos. Und doch
ist das Haus Coburg der Begründer mächtiger neuer Dynastien.
Ein Coburg sitzt auf dem Throne Belgiens. Ein Eoburg wird
einst die Krone Englands, ein anderer die Portugals tragen, ein Co¬
burg ist der Schwiegersohn Louis Philipps. Hat Nassau, weil es
der Schwiegersohn Rußlands geworden, mehr Verdienst um Deutsch¬
land, oder hofft es, die Fürsprache Se. Petersburgs werde einflu߬
reicher sein als die zweier konstitutionellen Machte? — —




IV.
Aus Paris.

Rüge und die Franzosen. — Die beiden Ausgewanderten. — Zwei neue
Opern. — Das lateinische Preußen.

Ruge's deutsch-französische Jahrbücher haben kein Jahr gedau¬
ert, sie sind vielmehr gleich nach dem ersten Hefte unselig entschlafen,
nachdem sie der liberalen Sache in Deutschland geschadet und die
deutsche Sache in Frankreich erniedrigt. Herr Rüge sammt den Nul¬
len und Nullitäten, die sich hinter diese eben nicht hohe Ziffer stell¬
ten, hat den hiesigen französischen Schriftstellern viel von seinen
Planen vorgeschwatzt. Die Franzosen, die stets das Bedürfniß nach
Neuem haben, haschten nach den Aufschlüssen über die deutsche Bewe¬
gung, von der ihnen so viel vorgesprochen wurde. Sie glaubten nach
ihrer Weise in Hegel einen philosophischen E. T. Hoffmann mit ro¬
mantischen Gedankenblasen zu entdecken. Jeder von ihnen glaubte in Rüge
und seinen Gefährten dasjenige zu erhalten, was Schlegel für Madame
Stal!l geworden ist. Jeder hoffte schon ein neues Buch sur t'^IIvm-lAne
herauszugeben oder ein neues sociales System mitHestohlenen deutschen
Ideen zu begründen. Als jedoch diese Herren das schlechte Französisch,
das Hr. Rüge spricht, ein wenig zu begreifen ansingen und die Theorien,
die er als deutsche Mysterien vortrug, ihnen endlich klar wurden, da
bekamen sie lange Gesichter, wie Jemand, der geglaubt, er habe ei¬
nen Diamant gefunden und vom Juwelier hört, es sei ein Glasstein.
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[0516] trotz der Verwendung Englands und Frankreichs, erfolglos. Und doch ist das Haus Coburg der Begründer mächtiger neuer Dynastien. Ein Coburg sitzt auf dem Throne Belgiens. Ein Eoburg wird einst die Krone Englands, ein anderer die Portugals tragen, ein Co¬ burg ist der Schwiegersohn Louis Philipps. Hat Nassau, weil es der Schwiegersohn Rußlands geworden, mehr Verdienst um Deutsch¬ land, oder hofft es, die Fürsprache Se. Petersburgs werde einflu߬ reicher sein als die zweier konstitutionellen Machte? — — IV. Aus Paris. Rüge und die Franzosen. — Die beiden Ausgewanderten. — Zwei neue Opern. — Das lateinische Preußen. Ruge's deutsch-französische Jahrbücher haben kein Jahr gedau¬ ert, sie sind vielmehr gleich nach dem ersten Hefte unselig entschlafen, nachdem sie der liberalen Sache in Deutschland geschadet und die deutsche Sache in Frankreich erniedrigt. Herr Rüge sammt den Nul¬ len und Nullitäten, die sich hinter diese eben nicht hohe Ziffer stell¬ ten, hat den hiesigen französischen Schriftstellern viel von seinen Planen vorgeschwatzt. Die Franzosen, die stets das Bedürfniß nach Neuem haben, haschten nach den Aufschlüssen über die deutsche Bewe¬ gung, von der ihnen so viel vorgesprochen wurde. Sie glaubten nach ihrer Weise in Hegel einen philosophischen E. T. Hoffmann mit ro¬ mantischen Gedankenblasen zu entdecken. Jeder von ihnen glaubte in Rüge und seinen Gefährten dasjenige zu erhalten, was Schlegel für Madame Stal!l geworden ist. Jeder hoffte schon ein neues Buch sur t'^IIvm-lAne herauszugeben oder ein neues sociales System mitHestohlenen deutschen Ideen zu begründen. Als jedoch diese Herren das schlechte Französisch, das Hr. Rüge spricht, ein wenig zu begreifen ansingen und die Theorien, die er als deutsche Mysterien vortrug, ihnen endlich klar wurden, da bekamen sie lange Gesichter, wie Jemand, der geglaubt, er habe ei¬ nen Diamant gefunden und vom Juwelier hört, es sei ein Glasstein. N>'Ü8 IVlcmsieur K,uscti (so nennen sie hier Rüge) tont co (juv venis <!ito8 I», ce n'est pit« Zu nouvvim, ce n'est «zii'une miiiivcüse tia- cluctiun .lUem-lmIs <Zv8 it^Sö l>im«^i8<Z8, <züi se latent ä'mi Sivel«- Ki votre pKUo8»neue UeAelievue n'» <^ne col», renäo/. non8 le« höre>8 «in klenn et vo,i8 rvvanoeran8 -i over« pnilo8<is>tre avec le I>In3 Krimä pi-»8ir. Die Franzosen, die bei aller Geringschätzung deutscher Nationalität, doch vor der deutschen Wissenschaft immer ei¬ nen großen Respect hatten, fanden durch die deutsch-französischen Jahr-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/516>, abgerufen am 03.07.2024.