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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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der Uebrigen zu stellen. Sie haben hiezu kaum die Berechtigung. Bei
aller Achtung für die mannigfachen tüchtigen Bestrebungen eines gu¬
ten Theils der Leipziger Presse kann man doch nicht läugnen, daß die
einflußreichsten und verbreitetsten Journale gerade von anderen Orten
ausgehen. Nur ihre praktische Tüchtigkeit kann hier den Ausschlag
geben. Dies ist die Aufgabe, diese erfülle man durch rasche Wirk¬
Kuranda. samkeit. --




iZ.
Aus Wie".

Die Franzosen in Wien. -- Moralische Wirkung der Tantieme. -- Eanova'6
Jugendliebe. -- Tableaur. -- Ponsards Lucrecia. -- Wierer. -- Die Polizei
und die Diebe.

In Heine's Lied vom Kyffhäuser lautet eine auf Weimar be¬
zügliche Stelle also -


Sie klagten und jammerten, Goethe sei todt
Und Eckermami sei noch am Leben.

Mit einigen Modifikationen möchte ich dies auf das hiesige
Burgtheater und die französischen Schauspieler anwenden, die uns vor
einigen Tagen verließen, und statt deren ich lieber andere Leute auf
Reisen geschickt hatte. Verdammen Sie mich nicht dieses offenen
Bekenntnisses wegen, glauben Sie nicht, daß ich die Franzosen über
den Rhein führen und ihnen Thüren und Thore öffnen wolle. Nein!
nicht unsere Festungen, sondern nur das eine oder das andere Thea¬
ter möchte ich in ihre Hände spielen und zwar aus zwei Gründen:
Erstens, weil sich das Publicum, die Gallophoben mit eingerechnet,
dabei sehr gut unterhielte, und zweitens, weil es denn doch möglich
wäre, daß unsere Künstler (Sie sehen, wie höflich ich bin) von der
Natürlichkeit, Frische und Leichtigkeit dieses'Spiels Etwas annahmen,
was ihnen wahrlich nicht schaden würde. Man hat es den französi¬
schen Schauspielern häusig zum Vorwurf gemacht, daß die von ihnen
zur Aufführung gebrachten Stücke fast durchgängig leichte Pariser
Waare seien. Dies läßt sich allerdings nicht in Abrede stellen, doch
liegt die Schuld nicht an ihnen, sondern an dem bestehenden
Reglement, demgemäß auf dem Kärnthnerthor-Theater nur Stücke,
worin Gesangsnummern vorkommen, gegeben werden dürfen. So
waren sie denn ausschließlich auf das Vaudeville beschränkt und die
bedeutenderen, gehaltreicheren Stücke ihres Repertoirs mußten weg¬
bleiben. Nachdem ich dies zugegeben, muß ich aber auch bemerken,
daß es mir am Ende lieber ist, ein mittelmäßiges Stück vortrefflich
gespielt zu sehen, als der Darstellung eines Meisterwerks beizuwohnen,


der Uebrigen zu stellen. Sie haben hiezu kaum die Berechtigung. Bei
aller Achtung für die mannigfachen tüchtigen Bestrebungen eines gu¬
ten Theils der Leipziger Presse kann man doch nicht läugnen, daß die
einflußreichsten und verbreitetsten Journale gerade von anderen Orten
ausgehen. Nur ihre praktische Tüchtigkeit kann hier den Ausschlag
geben. Dies ist die Aufgabe, diese erfülle man durch rasche Wirk¬
Kuranda. samkeit. —




iZ.
Aus Wie».

Die Franzosen in Wien. — Moralische Wirkung der Tantieme. — Eanova'6
Jugendliebe. -- Tableaur. — Ponsards Lucrecia. — Wierer. — Die Polizei
und die Diebe.

In Heine's Lied vom Kyffhäuser lautet eine auf Weimar be¬
zügliche Stelle also -


Sie klagten und jammerten, Goethe sei todt
Und Eckermami sei noch am Leben.

Mit einigen Modifikationen möchte ich dies auf das hiesige
Burgtheater und die französischen Schauspieler anwenden, die uns vor
einigen Tagen verließen, und statt deren ich lieber andere Leute auf
Reisen geschickt hatte. Verdammen Sie mich nicht dieses offenen
Bekenntnisses wegen, glauben Sie nicht, daß ich die Franzosen über
den Rhein führen und ihnen Thüren und Thore öffnen wolle. Nein!
nicht unsere Festungen, sondern nur das eine oder das andere Thea¬
ter möchte ich in ihre Hände spielen und zwar aus zwei Gründen:
Erstens, weil sich das Publicum, die Gallophoben mit eingerechnet,
dabei sehr gut unterhielte, und zweitens, weil es denn doch möglich
wäre, daß unsere Künstler (Sie sehen, wie höflich ich bin) von der
Natürlichkeit, Frische und Leichtigkeit dieses'Spiels Etwas annahmen,
was ihnen wahrlich nicht schaden würde. Man hat es den französi¬
schen Schauspielern häusig zum Vorwurf gemacht, daß die von ihnen
zur Aufführung gebrachten Stücke fast durchgängig leichte Pariser
Waare seien. Dies läßt sich allerdings nicht in Abrede stellen, doch
liegt die Schuld nicht an ihnen, sondern an dem bestehenden
Reglement, demgemäß auf dem Kärnthnerthor-Theater nur Stücke,
worin Gesangsnummern vorkommen, gegeben werden dürfen. So
waren sie denn ausschließlich auf das Vaudeville beschränkt und die
bedeutenderen, gehaltreicheren Stücke ihres Repertoirs mußten weg¬
bleiben. Nachdem ich dies zugegeben, muß ich aber auch bemerken,
daß es mir am Ende lieber ist, ein mittelmäßiges Stück vortrefflich
gespielt zu sehen, als der Darstellung eines Meisterwerks beizuwohnen,


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[0511] der Uebrigen zu stellen. Sie haben hiezu kaum die Berechtigung. Bei aller Achtung für die mannigfachen tüchtigen Bestrebungen eines gu¬ ten Theils der Leipziger Presse kann man doch nicht läugnen, daß die einflußreichsten und verbreitetsten Journale gerade von anderen Orten ausgehen. Nur ihre praktische Tüchtigkeit kann hier den Ausschlag geben. Dies ist die Aufgabe, diese erfülle man durch rasche Wirk¬ Kuranda. samkeit. — iZ. Aus Wie». Die Franzosen in Wien. — Moralische Wirkung der Tantieme. — Eanova'6 Jugendliebe. -- Tableaur. — Ponsards Lucrecia. — Wierer. — Die Polizei und die Diebe. In Heine's Lied vom Kyffhäuser lautet eine auf Weimar be¬ zügliche Stelle also - Sie klagten und jammerten, Goethe sei todt Und Eckermami sei noch am Leben. Mit einigen Modifikationen möchte ich dies auf das hiesige Burgtheater und die französischen Schauspieler anwenden, die uns vor einigen Tagen verließen, und statt deren ich lieber andere Leute auf Reisen geschickt hatte. Verdammen Sie mich nicht dieses offenen Bekenntnisses wegen, glauben Sie nicht, daß ich die Franzosen über den Rhein führen und ihnen Thüren und Thore öffnen wolle. Nein! nicht unsere Festungen, sondern nur das eine oder das andere Thea¬ ter möchte ich in ihre Hände spielen und zwar aus zwei Gründen: Erstens, weil sich das Publicum, die Gallophoben mit eingerechnet, dabei sehr gut unterhielte, und zweitens, weil es denn doch möglich wäre, daß unsere Künstler (Sie sehen, wie höflich ich bin) von der Natürlichkeit, Frische und Leichtigkeit dieses'Spiels Etwas annahmen, was ihnen wahrlich nicht schaden würde. Man hat es den französi¬ schen Schauspielern häusig zum Vorwurf gemacht, daß die von ihnen zur Aufführung gebrachten Stücke fast durchgängig leichte Pariser Waare seien. Dies läßt sich allerdings nicht in Abrede stellen, doch liegt die Schuld nicht an ihnen, sondern an dem bestehenden Reglement, demgemäß auf dem Kärnthnerthor-Theater nur Stücke, worin Gesangsnummern vorkommen, gegeben werden dürfen. So waren sie denn ausschließlich auf das Vaudeville beschränkt und die bedeutenderen, gehaltreicheren Stücke ihres Repertoirs mußten weg¬ bleiben. Nachdem ich dies zugegeben, muß ich aber auch bemerken, daß es mir am Ende lieber ist, ein mittelmäßiges Stück vortrefflich gespielt zu sehen, als der Darstellung eines Meisterwerks beizuwohnen,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/511>, abgerufen am 22.12.2024.